"Man erwartet sich immer mehr": Stronach nur mäßig zufrieden

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Seine Partei komme erst ins Rollen - vielleicht auch in Salzburg und Tirol, sagt der Gründer. Kaufmann-Bruckberger macht er zur Landesrätin.

Wien. Vor ihm der künstliche See seiner Golfanlage Fontana. Hinter ihm eine Traube Kameraleute und Journalisten: Frank Stronach hat in seine niederösterreichische Heimatgemeinde, nach Oberwaltersdorf, geladen. „Ich bin ja noch da“, sagt er und antwortet damit zum einen auf ÖVP-Landeshauptmann Erwin Pröll: Dieser hat im Wahlkampf vor dem Sonntag behauptet, Stronach – sein größter Gegner – würde am 4. März im Flugzeug in seine zweite Heimat, nach Kanada, sitzen. Stimmt nicht ganz: Erst am Dienstag, am heutigen 5. März, werde er „rüberfliegen“.

Zweitens antwortet Stronach am Montag Kritikern, die gemeint hatten, der Neo-Politiker hätte sich am Sonntag zeigen sollen: entweder in einem der Lokale, in denen seine Landesfilialen gefeiert haben, oder im Fernsehen. Immerhin habe das Team Stronach sowohl in Niederösterreich mit 9,8Prozent als auch in Kärnten mit 11,2 Prozent im ersten Anlauf ein respektables Ergebnis erzielt. Oder?

„Man erwartet sich natürlich immer mehr“, sagt Stronach. Seine Bewegung komme aber erst ins Rollen, und die Ergebnisse seien schon „ganz beachtlich“, so der 80-Jährige. Schade nur, dass Pröll die absolute Mehrheit für die ÖVP gehalten habe. „Das hätte uns natürlich besser gefallen, wenn nicht.“

Gabmann? „Landeshauptmann“

Die personellen Weichen stellt Stronach, der in Niederösterreich auch selbst Spitzenkandidat war, hier persönlich: Statt seinem Listenzweiten, Ernest Gabmann junior, macht er überraschend die frühere BZÖ-Nationalratsabgeordnete Elisabeth Kaufmann-Bruckberger zur Landesrätin. „Wir brauchen eine Landesrätin, die viel Erfahrung hat in der Politik.“ Mit Erfahrung begründet Stronach auch, dass der frühere Rechnungshofprüfer Walter Laki Klubchef wird.

Fünf Stronach-Mandatare werden es insgesamt sein, darunter Gabmann. „Ich bin sehr hoffnungsfroh, dass er in fünf Jahren vielleicht Landeshauptmann wird.“ Gabmann selbst erklärt, er sei froh, dass er den Klubobmann oder Landesrat „nicht machen muss“. Lieber wolle er die Struktur der Partei in Niederösterreich für die Nationalratswahl am 29. September verbessern, so Gabmann, der auch Obmann der Landesgeschäftsstelle Stronachs ist.

Freier darf Spitzenkandidat Gerhard Köfer (einst SPÖ) in Kärnten agieren. „Er ist ja auch mehr als zwei Meter groß“, sagt Stronach dazu, dass Köfer sogar ein besseres Ergebnis in Kärnten eingefahren hat als er selbst in Niederösterreich. Der Bürgermeister von Spittal an der Drau wird den Landesrat des Teams Stronach aussuchen. Entweder Köfer selbst oder sein Listenzweiter, Hartmut Prasch, soll es dem Vernehmen nach werden.

Nach den beiden Wahlen vom Sonntag überlegt Stronach, auch am 28. April in Tirol und am 5. Mai in Salzburg mit Landes-Teams anzutreten. „Wenn sich die richtigen Leute zusammentun, wird das zu entscheiden sein.“ Festlegen will sich der Parteichef aber erst in „zwei bis drei Wochen“ – wenn er wieder aus Kanada zurück ist.

Suche nach neuen Abgeordneten

Bis dahin muss Stronach auch eine wichtige Entscheidung für den Nationalrat treffen: Wer soll Kaufmann-Bruckberger folgen, sobald sie nach Niederösterreich geht? Damit verlöre das Team Stronach seine Klubstärke.

Um das zu verhindern, sondiert Klubchef Robert Lugar die Lage: Ein SPÖ-, ein ÖVP- und mehrere BZÖ-Abgeordnete sollen bereits Interesse angemeldet haben, beim Stronach-Klub mitzumachen, zurzeit besteht er aus vier Ex-BZÖ-Mandataren sowie Köfer.

Von der ÖVP wird wie schon im Vorjahr die Tirolerin Karin Hakel gehandelt, die aber wegen Geldes der Telekom Austria für ihren Wahlkampf 2008 in der Kritik steht. Bis zu drei neue Klubmitglieder könnte man aufnehmen, heißt es. „Möglichst breit“ wolle man sich politisch aufstellen, sagt Lugar – nicht nur aus (Ex-)BZÖ-Kräften.

Für die Nationalratswahl, das eigentliche Ziel seiner Bewegung, gibt sich Stronach zuversichtlich: „Da ist viel drin.“ Er selbst werde Spitzenkandidat sein, sagt der Unternehmer – und erteilt damit auch dem steirischen ÖVP-Politiker Herbert Paierl eine Absage, dem schon entsprechende Gelüste nachgesagt wurden. Doch Paierl hat zuletzt Pröll unterstützt.

Am Ende gibt sich Stronach zum Thema Wahlergebnis philosophisch: „Es steht sowieso alles in den Sternen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2013)

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