Stronach: "Gebe bis zu 25 Mio. für den Wahlkampf aus"

Stronach zahlen Strafe
Stronach zahlen Strafe(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Frank Stronach will überzählige Beamte mit Boni loswerden. Ein Ministeramt strebt er nicht an: Dafür sei er schon zu alt.

Die Presse: Wir fragen Sie jetzt nicht, ob Sie den Oberkörper für uns frei machen, wie Sie es unlängst für eine Zeitung getan haben. Aber wir fragen uns, was Sie damit bezwecken wollten?

Frank Stronach: Heute wäre es auch zu kalt. Das war eine spontane Aktion, wir waren hier am Beach (des Fontana-Clubs in Oberwaltersdorf, Anm.), ich habe Jeans und Turnschuhe angehabt. Und es war heiß: 40 Grad.

Ein Späßchen also.

Man hat mich gefragt, und es hat sich gerade irgendwie ergeben.

Haben Sie positive Rückmeldungen erhalten?

Ich weiß nicht, das interessiert mich nicht.

Interessiert Sie die Kritik an Ihrem Gewinnspiel? Sie fragen Jungwähler: „Was würdest du tun, wenn du Bundeskanzler wärst?“ Für die besten 100 Ideen gibt es 500 Euro, für die beste sogar 100.000 Euro. Manche nennen das Stimmenkauf.

Ich habe das schon vor 15 Jahren in Kanada gemacht. Man muss die Jugend ein bisschen zum Nachdenken anregen.

Kann man die Jugend nur mit Geld zum Nachdenken animieren?

Nachdenken ist ja wie arbeiten, fast noch mehr. Was ist Schlimmes daran, wenn ich für den ersten Preis 100.000 Euro zahle? Das ist ja mein privates Geld.

Den Vorwurf Stimmenkauf verstehen Sie nicht?

Nein. Ich glaube, die Machthaber haben Angst, dass die Jugend zum Denken anfängt.

Sie finanzieren dieses Gewinnspiel und viele Inserate über das Stronach-Institut und nicht über Ihre Partei. Damit umgehen Sie die Wahlkampfkostenbeschränkung von sieben Millionen Euro.

Wir verstoßen gegen kein Gesetz.

Das nicht, aber Sie umgehen es.

Das ist erlaubt. Das Gesetz ist schlecht gemacht. Man sollte einen Unterschied zwischen Steuergeld und privatem Geld machen. Ich investiere privat, kein Steuergeld.

Wie viel geben Sie für den Wahlkampf aus?

20 bis 25 Millionen Euro. Wenn wir mehr Geld ausgeben als erlaubt, werden wir die Strafe bezahlen. Unsere Bücher sind wenigstens offen.

Was wäre denn Ihre erste inhaltliche Amtshandlung, wenn Sie Kanzler wären?

Ich würde schauen, dass keine Schulden mehr gemacht werden.

Wie soll das von heute auf morgen gehen? Sie müssten entweder die Steuern drastisch erhöhen oder radikale Sparmaßnahmen einleiten.

Wir müssen die Verwaltung abbauen. Unser Ziel sind fünf Prozent über fünf Jahre.

Können Sie uns eine konkrete Maßnahme nennen?

Wir haben 22 Sozialversicherungen, da gibt es Aufsichtsräte und Präsidenten, die alle einen Chauffeur und ein prachtvolles Büro haben. Das können wir uns nicht leisten.

Sie wollen alle Versicherungen zusammenlegen?

Man kann nicht mit der Motorsäge reingehen. Wir müssen zuerst alles durchleuchten.

Das ist noch recht unkonkret. Eine Reform würde zu Kündigungen führen. Was soll aus den überzähligen Beamten werden?

Sie bekommen ihr Gehalt ein Jahr lang weiter. Im zweiten Jahr zieht man ihnen fünf Prozent ab und so weiter. Und wenn sie eine neue Arbeit finden, gibt es einen Bonus.

Wollen Sie überhaupt regieren? Einmal sagen Sie Ja, dann Nein. Was soll der Wähler glauben?

No, no, no. Ich habe immer gesagt: Wir unterstützen jede Regierung, die unsere Grundprinzipien übernimmt.

Wie lauten Ihre Koalitionsbedingungen?

Keine Schulden. Ein kleiner Überschuss im Budget. Verwaltungsreform. Ein einfaches Steuersystem, das jeder mit Hauptschulabschluss versteht. Ein Nationalrat mit 150 statt 183 Abgeordneten. Unternehmen, die ihren Profit im Inland investieren, sollen nur zehn Prozent Steuern zahlen.

Kompromisse würden Sie keine schließen?

Maximal beim Zeitplan, aber sonst nicht.

Was halten Sie denn von den FPÖ-Plakaten „Liebe deinen Nächsten“?

Ich würde solche Plakate nicht machen. Aber mich stört das auch nicht so.

Ihre Wähler und die der FPÖ haben u.a. gemeinsam, dass es eher Männer sind. Warum kommen Sie bei Frauen, vor allem jüngeren, nicht so an?

Vielleicht muss ich mehr an die jungen Frauen appellieren – deshalb habe ich auch mein Hemd ausgezogen (lacht).

Im neuen Stronach-Wahlkampflied wackeln zum Refrain „Po-Po-Positiv“ junge Frauen in kurzen Hosen mit dem Hinterteil. Wie finden Sie das?

Po-Po-Positiv ist ein Wortspiel. Ich sehe das nicht sexistisch. In den Diskotheken tanzen die Mädchen genauso. Was ist da der Unterschied? Die sind auch po-po-positiv. Ich glaube, Frauen finden nichts dabei. Hat Sie das Video gestört?

Man fragt sich, welches Frauenbild dahintersteht.

Ich glaube, alle Mädchen tanzen so. Wir wollen eben eine positive Message übermitteln. Da braucht man nicht immer so streng sein.

Apropos: Sie hatten ja viel Positivberichterstattung, zum Beispiel in der „Krone“. Darüber, wie Sie Hochwasserhelfer eingeladen haben oder im Obsorgefall „Sofia“ Ihren Jet der Familie für den Heimflug geliehen haben.

Der Fall hat nichts mit der Wahl zu tun. Ich mache viel Soziales, was die Medien gar nicht wissen. Mein Flugzeug war zufällig frei, man hat mich gefragt, und ich habe Ja gesagt.

Wenn Sie das nicht öffentlich machen wollten, warum gab es dann die Fotos in der „Krone“?

Ich wollte dem Mädchen nur Hallo sagen, deshalb war ich auf dem Flughafen.

Und ein Zeitungsfotograf war halt dabei?

Anscheinend.

Ex-ORF-Chefin Monika Lindner hat die Kandidatur für Ihre Partei zurückgezogen. Noch verärgert?

Ich bin nie verärgert. Ärger ist eine negative Energie, ich bin immer positiv. Es tut mir ein bisschen leid, aber ich habe Verständnis.

Robert Lugar, Ihr Klubobmann im Parlament, bezeichnete Lindner als Speerspitze Ihrer Partei gegen das System ORF, Erwin Pröll und Raiffeisen.

Keiner will als Verräter dastehen. Daher ist Lindners Entscheidung verständlich.

Haben Sie Lugar gerügt?

Nein, er hat erklärt, dass er das nicht so gemeint hat. Er ist noch jung.

Sie haben gesagt, dass Lugar „vorläufig“ Klubchef bleibt. Das klingt nach Ablöse nach der Wahl.

Ich habe nur gesagt, dass es immer Veränderungen gibt.

Sie selbst wollen nicht Klubobmann werden?

Nein, ich werde zwar ein Mandat annehmen, ich bin aber nur der Berater der Partei.

Würde Sie Minister-Sein reizen?

Nein, ich bin zwar fit, aber ich habe ein gewisses Alter. Ich habe so viel gearbeitet, ich will noch ein bisschen leben. Es geht mir mehr darum, meine Werte weiterzugeben.

Bereits jetzt halten sich Ihre Leute nicht immer an Ihre Werte. In Niederösterreich hat Ihre Partei dem Budget zugestimmt. Im Wahlkampf haben Sie die Wirtschaftspolitik der ÖVP noch scharf kritisiert.

Ich habe im Bund genug zu tun, ich kann in den Ländern nicht jedem die Hand halten.

Nennen Sie uns Ihr Wahlziel in Prozenten?

Das sage ich nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass der Prozentsatz sehr hoch sein könnte.

Bisher: Eva Glawischnig (6.8.), Josef Bucher (13.8.), Heinz-Christian Strache (22.8.).

Zur Person

Frank Stronach, 80, wurde in der Steiermark geboren, 1954 wanderte er nach Kanada aus. Mit seinem Autozulieferbetrieb Magna verdiente er Milliarden. 2012 hat er das Team Stronach gegründet, das er als Spitzenkandidat in die Nationalratswahl führen wird. Stronach ist verheiratet und hat zwei Kinder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2013)


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