Faymann und Spindelegger hätten beide keine gröberen Fehler gemacht, meinen Experten. SPÖ und ÖVP sehen ihren jweiligen Kandidaten als Sieger, die Opposition übt Kritik.
Bis zu 351.000 Menschen haben am Montagabend das erste TV-Duell zwischen SP-Bundeskanzker Werner Faymann und VP-Chef Michael Spindelegger auf Puls4 gesehen. Scharfe Attacken der beiden Kontrahenten erlebten sie dabei nicht. Das sei die richtige Strategie gewesen, analysierten Meinungsforscher Peter Hajek und Politikberater Thomas Hofer am Dienstag. Harte Angriffe hätten die Wähler nur irritiert.
Hofer sprach von einem "schaumgebremsten Duell, das eher mit Wattestäbchen als mit Säbeln" geführt worden sei. Verglichen damit, wie sich SPÖ und ÖVP in den vergangenen Wochen "durchaus eingeschenkt haben", haben sich die beiden Regierungsspitzen am Montagabend "sehr zurückgenommen". Das sei strategisch klug, so Hofer. Denn die Gefahr, dass man bei einem Fernsehduell Wähler verliere sei größer, als die Chance, welche zu gewinnen. Hätten sich die beiden nach fünf Jahren "halbwegs gut funktionierender" Koalition nun im Fernsehen "bekriegt, würde das auf die Wähler komisch wirken, sie wären irritiert".
"Fehlervermeidung ist viel wichtiger aus Kandidatensicht als den großen Befreiungsschlag zu riskieren, das ist viel zu riskant", betonte auch Hajek. Aus seiner Sicht machte keiner der beiden Spitzenkandidaten einen gröberen Fehler: "Vielleicht war Spindelegger der bisschen Aufgewecktere." Bei den Themen seien Klassiker zu erkennen gewesen, die eigenen Botschaften - Gerechtigkeit bei Faymann, Wirtschaft bei Spindelegger - wurden angebracht: "Auch hier gab es keine Überraschungen."
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SPÖ und ÖVP zeigen sich zufrieden
SPÖ und ÖVP sehen wenig überraschend ihren jeweiligen Kandidaten als Sieger des Duells. VP-Generalsekretär Hannes Rauch zeigte sich mit Spindeleggers Auftritt "sehr zufrieden". "Summa summarum" habe es sich um einen "positiven Auftritt" gehandelt. Der SPÖ attestierte Rauch eine Fortsetzung der "Panikattacken" und Faymann "Inhaltsleere".
Die SPÖ wiederum warf Spindelegger einen "Zick-Zack-Kurs" vor - ein "deutliches Zeichen von Führungsschwäche", wie Bundesgeschäftsführer Norbert Daraboserklärte. Faymann hingegen sei "authentisch" gewesen und habe die Themenführerschaft innegehabt.
Die gegenseitigen Schuldzuweisungen von SPÖ und ÖVP seien "würdelos", kritisierte FPÖ-Seniorensprecher Werner Neubauer. Nur eine Stimme für die FPÖ und für Heinz-Christian Strache sei "eine Stimme für soziale Gerechtigkeit in diesem Land und für gesicherte und gerechte Pensionen".
"Das gestrige Kanzlerduell hat klar gezeigt, dass wir nach der Wahl neue Mehrheiten abseits von Rot und Schwarz brauchen", meinte Team Stronach-Klubchef Robert Lugar.
Und auch die Neos-Listenzweite und LIF-Vorsitzende Angelika Mlinar erklärte: "Nur eine Stimme für Neos ist eine Stimme gegen diesen unerträglichen Stillstand, für den die mutlose und tatenarme Koalition seit vielen Jahrzehnten steht." Die Bewegung werde "Rot und Schwarz die Suppe ordentlich versalzen".
(APA)