Nachlese Im ORF stritten Kanzler Faymann und Milliardär Stronach "höflich" über Steuern. Hitzig ging es zwischen VP-Chef Spindelegger und BZÖ-Chef Bucher her.
Zum dritten Mal wurden am Donnerstag im ORF die verbalen Klingen gekreuzt: Zuerst debattierten SP-Bundeskanzler Werner Faymann und Parteigründer Frank Stronach, danach folgten VP-Chef Michael Spindelegger und Bündnisobmann Josef Bucher.
Millionär gegen Funktionär, lautete das Motto der ersten 40 Minuten: Während Faymann eine Millionärssteuer verteidigte und die Gewerkschaften verteidigte ("Sie haben viel geleistet."), wetterte Stronach gegen "Ihre Freunderlwirtschaft" ("Sie haben die Arbeiter zu den Banken verraten.") und forderte "Funktionärssteuern". Faymann zeigte sich erstaunt: "Ich weiß nicht, wen Sie damit ansprechen."
Beim Thema "Todesstrafe" (diese hatte Stronach für "Berufskiller" gefordert) fiel dem SP-Chef mehr ein: "Herr Stronach, die Todesstrafe braucht in Österreich niemand", hielt er fest und zitierte aus der Bibel: "Du sollst nicht töten." Stronach ruderte zurück: "Ich möchte kategorisch sagen, das Team Stronach ist total gegen eine Todesstrafe." Seine umstrittene Aussage sei nur seine "persönliche Meinung" gewesen.
Gegen Ende der betont höflichen Debatte - nie fiel das "Du"-Wort -, wurde es kurz emotional. Stronach forsch: "Österreich steht schlechter da als Griechenland und Zypern." Faymann ereiferte sich: "Das glauben Sie wirklich? Damit ist alles gesagt!"
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Hitziger war die Konfrontation zwischen Spindelegger, der nach der Wahl Kanzler werden möchte, und Bucher, der dann gerne Wirtschaftsminister wäre. Beide warben um den Mittelstand. "Ich habe viel zu bieten, da ich allein mit meinem Lebenslauf den Mittelstand abdecke", brüstete sich der Orange. Die ÖVP sei hingegen abgehoben. "Das Volk, Herr Spindelegger, ist Ihnen schon längst davongelaufen." Der VP-Chef stützte sich auf Metaphern: "Ich möchte, dass die Wirtschaft entfesselt wird" und dann wieder "in das ruhige Fahrwasser kommen".
Entfesselt war auch das Publikum. Mehrmals schien Moderatorin Ingrid Thurnher von der "Jahrmarktstimmung" gestört, einmal sprach sie sogar eine Mahnung aus: Bei derartigem Getöse sei eine Diskussion "sehr schwierig".
Spindelegger warb erneut für flexiblere Arbeitszeiten und ein "Zeitwertkonto", Bucher warnte grinsend vor VP-Politikern mit Konten - eine Anspielung auf die Vorwürfe um illegale Parteispenden. Der Vizekanzler konterte mit der BZÖ-Vergangenheit in Kärnten und "Prozessen, die aufgekommen sind". Dann wurde er konkret: "Die Hypo ist ein Erbe, das Sie uns beschert haben." Bucher wehrte ab: "Damit habe ich nichts zu tun." Spindelegger reagierte schreiend: "Sie haben damit nichts zu tun? Es ist unglaublich, was Sie hier aufführen. Das lass' ich mir nicht gefallen." Bucher, der sich im ORF schon vom Kanzler hatte rügen lassen: "Haben Sie das Duell mit Faymann gesehen?"
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