TV-Debatten. Faymann und Strache duellierten sich im ORF um ältere Wähler. Spindelegger warnte davor, dass Grüne den „Schweinsbraten" verbieten wollen, während Glawischnig der ÖVP mangelnden Kampf gegen Korruption vorwarf.
WIEN/AICH. „Wer hat die Pensionisten verraten? Die Sozialdemokraten", reimte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. In kaum einem EU-Land seien Pensionen so hoch wie in Österreich, meinte hingegen SPÖ-Kanzler Werner Faymann. Beide buhlten beim gestrigen ORF-Duell sichtlich um die vielen Stimmen der älteren Generation.
Strache versprach sogar eine Mindestpension von 1200 Euro, die er dadurch finanzieren wolle, dass Österreich nicht mehr „bei der EU unterm Teppich durch die Tür hereinspaziert". „Wir müssen europäische Politik machen", meinte hingegen der bemerkenswert proeuropäisch auftretende Faymann.
Ein EU-Austritt würde Österreich in die Massenarbeitslosigkeit führen", erklärte er. Die beiden Kontrahenten tauschten mehrfach kleine Seitenhiebe aus. „Der Herr Strache braucht sich nicht überlegen, wie es wäre, Verantwortung zu übernehmen", meinte etwa Faymann. Strache erwiderte: „Hochmut kommt vor dem Fall", worauf wiederum Faymann sagte: „Dann sind Sie aber sehr knapp davor."
Streit um türkische Plakate
Richtig hitzig wurde die Debatte jedoch erst, als Strache Faymann mit angeblichen türkischsprachigen Wahlplakaten von SPÖ-Kandidaten konfrontierte. Diese seien nicht von der Partei, betonte Faymann, der nun ganz emotional rief: „Wir haben all unsere Plakate in deutscher Sprache."
Gegenseitige Vorwürfe gab es auch im Duell zwischen ÖVP-Chef Michael Spindelegger und Grünen-Obfrau Eva Glawischnig. Glawischnig zeigte sich erbost darüber, dass ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf in einer Parlamentsrede von Geldflüssen des libyschen Geheimdiensts an die Grünen vor 20 Jahren gesprochen hatte. Doch wegen Äußerungen in einer Parlamentsrede kann man nicht klagen.
Deswegen, so Glawischnigs Kalkül, möge Spindelegger Kopfs Vorwurf doch im TV wiederholen. Spindelegger ging aber nicht auf das Thema ein: „Was bei den Grünen vor 20 Jahren war interessiert mich gar nicht", erklärte er. Auch als Glawischnig ein Foto zückte, das Spindelegger beim jovialen Handschlag mit den einstigen libyschen Staatschef Muammar al-Gadhafi zeigt, reagierte Spindelegger ruhig: Er habe al-Gadhafi nur als Außenminister besucht und eingeschlagen, weil dieser ihm die Hand so gereicht habe.
Insgesamt kritisierte Glawischnig, dass die ÖVP zu wenig im Kampf gegen Korruption tue. Auch das Abdrehen des U-Ausschusses sei problematisch gewesen. „Ein Korruptions-U-Ausschuss kann nicht parallel mit gerichtlichen Ermittlungen laufen", entgegnete Spindelegger. Er wiederum behauptete, die Grünen würden wollen, dass es „keinen Schweinsbraten mehr beim Heurigen gibt". Dieser Vorwurf sei falsch - so wie vieles, das die ÖVP gegen Grüne plakatiere, meinte Glawischnig.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2013)