Peter Pilz: Das "schlimme Kind" auf Solotour

Peter Pilz schlimme Kind
Peter Pilz schlimme Kind(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Der Grüne Peter Pilz, seit 1986 im Nationalrat, hat sich seine eigene Tour organisiert. Mit seinem Thema, der Korruptionsbekämpfung, sammelt er Vorzugsstimmen.

Wien. Zwei Begriffe, die Peter Pilz beschreiben? Hier im Mödlinger Museumspark sind sich die Besucher nach seinem Auftritt einig: „Er ist eigen.“ Und: „Ganz speziell für sich.“ Aber „auf jeden Fall authentisch, man nimmt ihm ab, was er zu sagen hat“. Ein typischer Grüner sei er jedenfalls nicht, meint eine Frau, die mit ihren beiden Kindern gekommen ist. „Nein, hier passt er eigentlich nicht her“, fügt sie hinzu und blickt auf die Band, die auf Bongotrommeln und Altflöte musiziert. Daneben werden Biokarotten und Birnen zu Saft gepresst.

Damit hat sie recht. Peter Pilz ist ein Einzelkämpfer. Das liegt wohl zum einen daran, dass er einer der wenigen Mitbegründer der Grünen ist, die noch aktiv sind. Seit 1986 sitzt Pilz (mit einer kurzen Unterbrechung) als Abgeordneter im Parlament. Von den vielen Jungen, die etwa auch in diesem Wahlkampf mitmischen, kenne er die meisten nicht, gibt er selbst zu.

Zum anderen liegt es auch an seiner Persönlichkeit: Grüne Versammlungen verbringt er nicht wirklich mit seinen Kollegen. Er telefoniert lieber, brütet über Akten, durchforstet Verträge. Und spricht über sein absolutes Lieblingsthema: Korruptionsbekämpfung.

Der Korruptionsbekämpfer

Dass das Thema in diesem Wahlkampf für die Partei so zentral ist, kann Pilz nur recht sein. Seit Jahren arbeitet er daran, sich den Ruf des Korruptionsbekämpfers anzueignen. Immer einem vermeintlichen Skandal auf der Spur. Meistens mit dem Hang zur Übertreibung, oft mit einem wahren Kern.

In den letzten Wochen hat er das Thema jedenfalls verstärkt für sich genutzt. „Ich bin der Einzige, der einen organisierten Wahlkampf für sich führt“, sagt er. Während seine Parteichefin Eva Glawischnig in ihrem eigenen Tourbus durch das Land fuhr, ließ auch er für sich ein Wahlkampfmobil herrichten. Auf seiner Geld-zurück-Tour legte er in den vergangenen Wochen 5000 Kilometer zurück.

In allen neun Bundesländern machte er vorwiegend Stimmung gegen die Personen und Parteien, die in die Korruptionsskandale der letzten Jahre verstrickt waren und immer noch sind. Gleichzeitig machte er auch Werbung für sich.

So auch bei dem Fest der Mödlinger Grünen, das sich Pilz als letzte Station seiner Tour ausgesucht hat: „Ihr sollt nicht nur uns wählen. Zückt auch alle Bleistift und Papier und schreibt euch meinen komplizierten Namen auf“, meint er ins Mikrofon. Pilz hofft damit auf viele Vorzugsstimmen. „Das wäre ein politisches Signal. Damit ich dann vielleicht Verteidigungsminister werde und Österreich in Sicherheit ist“, fügt er hinzu und muss selbst dabei lachen. Mit den Vorzugsstimmen will sich Pilz aber den Rückenwind aus der Bevölkerung holen, den er – als Einzelkämpfer – in der Partei nicht immer hat.

„Leichter Hang zur Demagogie“

Recht bürgernahe komme Pilz dennoch nicht rüber, sagt ein Besucher in Mödling. Er habe nicht unbedingt das Bedürfnis, ihn anzusprechen. Trotzdem würde er ihm, sollte er tatsächlich die Grünen wählen, seine Vorzugsstimme geben. „Ich verfolge ihn seit einigen Jahren und bin mit dem meisten, was er sagt, einverstanden.“ Er sei eben ein Vollblutpolitiker. „Mit einem leichten Hang zur Demagogie.“

Pilz ist tatsächlich nicht der typische Wahlkämpfer, der jedem die Hand schüttelt und Werbegeschenke verteilt. Wenn, dann komme er eher mit älteren Menschen ins Gespräch, meint Pilz selbst. Die würden mit dem Thema Korruption mehr anfangen können.

Wenn Pilz dann die Gelegenheit hat, über illegale Geldflüsse und Bestechungen zu reden, kommt er in Fahrt. Etwa als ein Hubschrauber den Mödlinger Park überfliegt. „Wir wollen unsere Eurofighter-Milliarde zurück!“, ruft er. Und schon beginnt er mit einer Rede über den Eurofighter-Kauf von EADS.

Laut Pilz kommt das Thema jedenfalls in der Bevölkerung gut an – besser als in den Jahren zuvor. „Es war eher ein ausgedehnter Spaziergang unter Freunden als ein Wahlkampf.“ Sogar in Kärnten sei die Stimmung gut gewesen. Nur auf der Mariahilfer Straße sei er von zwei Passanten gefragt worden, wie sie auf die andere Seite kommen könnten. „Aber ganz ehrlich, das war mir auch nicht ganz klar.“

Am treffendsten beschrieb sich Peter Pilz übrigens selbst: „Ich bin das schlimmste Kind der Grünen. Aber dafür ein sehr fleißiges Kind.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2013)

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