Das Ende der Jünger Jörg Haiders

Ende Juenger Joerg Haiders
Ende Juenger Joerg Haiders(c) APA/ROBERT JAEGER (ROBERT JAEGER)
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Die berühmte "Buberlpartie" des Ex-FPÖ-Chef ist mit dieser Wahl praktisch aus der Politik verschwunden.

Wien. Josef Bucher hat den Schlussstrich gezogen: Der BZÖ-Chef, der bemüht war, den einstigen Jörg-Haider-Wahlverein in eine rechtsliberale Partei umzumodeln, hat eine Bundesliste erstellt, die weitgehend frei von jener „Buberlpartie“ Jörg Haiders war, die mehr als zwei Jahrzehnte lang das Bild von FPÖ und später dann BZÖ geprägt hat. Einem Stefan Petzner und Gerald Grosz gab Bucher nur mehr auf den Landeslisten Platz.

Allerdings kam diese Abgrenzung bei der Erstellung der Listen offensichtlich zu spät. Denn schon am Sonntagnachmittag zeichnete sich ab, dass Buchers BZÖ an der Vier-Prozent-Hürde scheitern und den Wiedereinzug ins Parlament nicht schaffen würde. Bei der Nationalratswahl im Jahr 2008 hatte das BZÖ mit Jörg Haider als Zugpferd mit knapp elf Prozent der Stimmen sogar noch die Grünen als viertstärkste Kraft verdrängt.

Für andere im BZÖ war es ohnehin schon vor dem gestrigen Wahlsonntag vorbei: Der ehemalige Verteidigungsminister Herbert Scheibner stand nur weit hinten auf der Bundesliste und kündigte bereits zuvor seinen Rückzug an. Und Peter Westenthaler hat von sich aus das Handtuch geworfen und ist überhaupt nicht mehr angetreten.

Als Jörg Haider 1986 die FPÖ als Obmann übernahm, war es eine ganz bewusste Entscheidung, auf neues Personal zu setzen. Statt betulicher Anwälte und Freiberufler der alten Honoratiorenpartei tauchten plötzlich fesche Jünglinge auf, die Haider auf Discotouren beeindruckt hatten. Sie verehrten Haider, dachten und sprachen ähnlich, sahen meist auch ähnlich aus. Ein echter Kronprinz etablierte sich nie – Haider achtete wohl darauf, dass keiner stark genug werden konnte, um ihn selbst zu gefährden.

Von Westenthaler bis Dobernig

Peter Westenthaler war einer der Ersten, später kamen Karl-Heinz Grasser, Mathias Reichhold oder die Scheuch-Brüder. Haider forcierte sie in seinen letzten Jahren in Kärnten, ebenso Stefan Petzner und seinen Büroleiter und späteren Landesrat Harald Dobernig.

Dass Josef Bucher trotz des Fehlens anderer attraktiver Kandidaten auf die frühere Haider-Truppe verzichtet hat, die – im Gegensatz zu seinen Kandidaten – immerhin einen gewissen Bekanntheitsgrad aufweist, ist bezeichnend. Mit ihr wäre eine Umstellung auf eine liberale Wirtschaftspartei wohl nicht glaubwürdig gewesen.

Auch in der FPÖ ist die „Buberlpartie“ inzwischen verschwunden. Erstmals schon bei der Abspaltung des BZÖ im Jahr 2005, als die meisten sich für die Haider-Partei entschieden haben. Heinz-Christian Strache setzte wieder auf das traditionelle FPÖ-Personal: Er rekrutierte seine Spitzenfunktionäre vorrangig aus dem Kreis der Burschenschafter.

Umbruch nach Kärntner Wahl

Mit der Wiedervereinigung mit der Kärntner FPK kehrte aber ein Teil der Haider-Jünger wieder in den Schoß der Partei zurück: Kurt und Uwe Scheuch ebenso wie Harald Dobernig. Sie verabschiedeten sich erst heuer nach der katastrophalen Wahlniederlage der FPK bei der Kärntner Landtagswahl im März. Lediglich einer hat den politischen Umbruch überlebt: der Kärntner Parteichef Christian Ragger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2013)

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