Stronach mischt sein Team neu durch

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Frank Stronach trennt sich nicht nur von Wahlkampfleiter Fuchs, auch Niederösterreichs Parteispitze wird neu besetzt. Kathrin Nachbaur soll Robert Lugar als Klubobfrau ersetzen, in Tirol soll es Kündigungen gegeben haben.

Wien. Der Kapitän verlässt das sinkende Schiff als Letzter. Als Erstes muss der (selbst ernannte) „erste Offizier“ gehen – zumindest beim Team Stronach. Laut „Österreich“ wird Robert Lugar als Klubobmann abgesetzt. Ihm folgt Kathrin Nachbaur nach, Stronachs langjährige Vertraute. Offiziell wird dies zwar abgestritten. „Wir diskutieren das Wahlergebnis, auch das Personal ist ein Thema“, meint Stronach-Sprecher Rouven Ertlschweiger. Entschieden sei noch nichts. Doch bereits in den letzten Wochen war es verdächtig still um Lugar, während Stronach seine rechte Hand, Nachbaur, bereits als „nächste Bundeskanzlerin“ sah.

Doch die Umstrukturierungen im Team Stronach gehen weiter. Offiziell gibt es zwei große Änderungen: Die Partei trennte sich am Dienstag von ihrem Wahlkampfleiter Tillmann Fuchs. Ob das schwache Resultat des Teams Stronach bei der Wahl am Sonntag (5,7 Prozent) ein Grund dafür sei, wollte man allerdings nicht verraten. „Ich wurde ja relativ spät hinzugezogen, um ein bisschen mehr Professionalität und Ordnung hineinzubringen, was mir zugegebenermaßen nur zum Teil gelungen ist“, meint Fuchs selbst dazu. Und fügt hinzu: „Es war aber immer klar, dass diese Ausleihe aus meiner seit sechs Jahren andauernden Beschäftigung bei Frank Stronach ein Ablaufdatum hat, nämlich den 29. September.“

„Das Kapitel Politik ist geschlossen“

Was heißt dies aber für seine politische Zukunft? „Ich war nie Parteimitglied, habe aber den Ehrenkodex unterschrieben. Das niederösterreichische Direktmandat habe ich ja leider nicht erreicht, womit das Kapitel Politik aus heutiger Sicht für mich geschlossen ist“, meint er. In Niederösterreich gibt es aber noch andere Veränderungen: Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger wird von Landesparteiobfrau Renate Heiser-Fischer ersetzt. Die 42-Jährige ist Angestellte in der Stronach-Group und war zuvor auch in der „Presse“-Anzeigenabteilung tätig.

Für Niederösterreich ist der Wechsel an der Spitze nichts Neues: Kaufmann-Bruckberger war erst seit Anfang Mai an der Spitze, zuvor war Ernest Gabmann jun. Landesobmann. Kaufmann-Bruckberger will sich auf ihre Aufgaben als Landesrätin in Niederösterreich konzentrieren.

Laut „Presse“-Informationen gehen die Umstrukturierungen im Team Stronach aber noch weiter: So soll „die gesamte Tiroler Büromannschaft“ ausgeschlossen worden sein, ist zu hören. Allgemein soll es „massive Kündigungen“ geben. Auch in Salzburg sei man mit der Parteispitze unzufrieden: So wolle Stronach den Salzburger Spitzenkandidaten nicht mehr in der Partei haben. Stronach-Sprecher Rouven Ertlschweiger winkt allerdings ab. An den Gerüchten sei nichts dran.

Einzug von Weigerstorfer unsicher

Wer für das Team Stronach in den Nationalrat einzieht, steht allgemein noch nicht fest. Vor allem Ex-Miss-World Ulla Weigerstorfer muss um ihre politische Zukunft zittern. Diese hängt von Monika Lindner ab: Die frühere ORF-Generalin hat noch nicht verkündet, ob sie ihr Mandat annehmen möchte oder nicht.

Lindner hat sich zwar bereits vor längerer Zeit aus dem Team Stronach zurückgezogen – nachdem Lugar angekündigt hat, sie als „Speerspitze“ gegen den ORF einsetzen zu wollen. Ein Mandat stünde ihr aber noch zu. Sie müsste dafür nicht einmal Parteimitglied sein – Lindner könnte auch als wilde Abgeordnete arbeiten. Einen zweiten wilden Abgeordneten könnte sie als Sitznachbarn bekommen, und zwar ausgerechnet Robert Lugar, dem – trotz möglichen Parteiausschlusses – ein Landesmandat zusteht.

Wien. Die neue Partei Neos kann es kaum erwarten, in den Nationalrat einzuziehen. „Hattet ihr einen Wuzler im Büro?“, fragte die Partei etwa via Twitter das BZÖ, das aus den Räumlichkeiten ausziehen muss. „Wenn's so weitermacht's, montier ma die Steckdosen auch noch ab“, antwortete ein Sprecher des orangen Bündnisses scherzhaft.

Dabei ist noch gar nicht klar, ob die Neos die Räumlichkeiten des BZÖ übernehmen. Das Parlament hat die pinke Partei zwar bereits kontaktiert, konkrete Gespräche folgen aber erst. Im Nationalratsplenum selbst dürften die Neos wohl in der Mitte Platz nehmen. Klar scheint auch, dass Parteichef Matthias Strolz Klubobmann im Parlament wird und dass eine Parteiakademie aufgebaut wird.

Schlecht sieht es für das zehnte Mandat aus, auf das die Neos nach Auszählung der Wahlkarten hofften. Die Auswertung der Briefwahlstimmen am Montag brachte nicht die gewünschte Verschiebung, hier dürfte sich auch durch die Auszählung der übrigen Wahlkarten am Donnerstag nichts mehr ändern. Damit würde entweder der Salzburger Hotelier Sepp Schellhorn oder der für das Liberale Forum (LIF) kandidierende Michael Pock den Parlamentseinzug verpassen – je nachdem, ob die Listenführer Mandate auf Bundes- oder auf Landesebene annehmen.

„Nicht im Schmollwinkel“

Da sich die Neos verpflichtet haben, dass das LIF neben Parteichefin Angelika Mlinar einen zweiten Mandatar in den Nationalrat schicken darf, wird die Wahl auf Pock fallen. Schellhorn versucht, dies locker zu nehmen: „Ich bin nicht im Schmollwinkel.“ Das Ziel des Parlamentseinzugs für die neue Partei sei erreicht, sein persönliches, Abgeordneter zu werden, eben nicht. Detail am Rande: Die Hoteliervereinigung hat ihrem Ehrenpräsidenten Schellhorn bereits zum Parlamentseinzug gratuliert. (aich/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2013)


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