Der Zweikampf um Platz eins: Schwächen, Stärken im Detail

Wilfried Haslauer und Gabi Burgstaller
Wilfried Haslauer und Gabi Burgstaller(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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In Umfragen liegen Gabi Burgstaller und Wilfried Haslauer mit ihren Parteien SPÖ und ÖVP Kopf an Kopf. Am Sonntag entscheidet der Wähler

Salzburg. Schafft Wilfried Haslauer für die ÖVP die Wende? Oder kann Gabi Burgstaller (SPÖ) die Wahl trotz Finanzskandals doch noch ein drittes Mal für sich entscheiden? Diese Frage stellt sich vor der Salzburger Landtagswahl am Sonntag. Die Trümpfe der Parteien und ihrer Spitzenkandidaten:

SPÖ

Bonus Landeshauptfrau: Seit 2004 steht Burgstaller an der Spitze des Landes und kann auf den Bonus des Amtes setzen. Die Spekulationsaffäre, die unter ihrer Regierung aufflog, hat ihr Image schwer angekratzt, in den Persönlichkeitswerten liegt sie bei Umfragen aber weiterhin vorn. Die „Marke Gabi“ – Burgstaller gibt sich als die umgängliche Gabi von nebenan, die sich als Ombudsfrau der Bürger um ihre kleinen und großen Anliegen kümmert – hat an Strahlkraft aber verloren, obwohl sie gerade bei politikferneren Schichten ihre Wirkung immer noch nicht zu verfehlen scheint.

Mobilisierung der Stammwähler: Die SPÖ ist in Salzburg gut organisiert und hat mit Gewerkschaft und Arbeiterkammer ein starkes Netz zur Mobilisierung ihrer Stammklientel. Die Wut auf die ÖVP, die Neuwahlen vom Zaun gebrochen und die SPÖ als „Bande“ bezeichnet hat, ist groß und schlägt gerade in den Ortsgruppen und bei den Betriebsräten durch, die für die SPÖ rennen. Mit roten Schals und roten Jacken ausgestattet laufen die Funktionäre derzeit um jede Stimme, um den drohenden Absturz der Sozialdemokratie so gering wie möglich zu halten.

Im Jahr 2004 kam die SPÖ immerhin auf 45,4 Prozent, fünf Jahre später reichte es nur noch für 39,4 Prozent. Für die SPÖ pessimistische Prognosen gehen sogar von einem Ergebnis unter der 30-Prozent-Marke aus. Dieses Schreckensszenario könnte die roten Kernwähler am Sonntag zusätzlich mobilisieren.

Frauen könnten die Wahl entscheiden:52,2 Prozent der 389.789 am Sonntag stimmberechtigten Salzburger sind Frauen. Die 203.445 möglichen weiblichen Stimmen werden die Wahl also maßgeblich entscheiden. Allerdings: Dieses Mal gibt es mit der grünen Spitzenkandidatin und U-Ausschuss-Chefin Astrid Rössler auch eine zweite Frau, die als Nummer eins einer Partei zur Wahl steht.

ÖVP

Der Finanzskandal passierte unter Ressortführung der SPÖ: Als die ÖVP 2004 den Sessel des Landeshauptmanns an die SPÖ abgeben musste, ging die Verantwortung für das Finanzressort an die Sozialdemokraten. Die ÖVP kann sich darauf berufen, dass sie in den vergangenen neun Jahren, in denen die Spekulationsgeschäfte in unvorstellbare Dimensionen ausarteten, nicht für die Finanzen zuständig war. Allerdings: Die ÖVP kann nicht vergessen machen, dass das „aktive Finanzmanagement“ schon 2001 unter VP-Finanzreferent Wolfgang Eisl begonnen wurde.

Salzburg ist ein schwarzes Land: Obwohl die Salzburger Landeshauptfrau seit 2004 Gabi Burgstaller heißt, ist Salzburg im Grunde ein konservatives Land. Tourismus, klein- und mittelständische Wirtschaft, Freiberufler, Bauern und Bürgertum prägen Salzburg. Große Industriebetriebe haben Seltenheitswert. Dass die SPÖ stärkste Partei ist, hat fast ausschließlich mit der Person Burgstaller zu tun. Bei den Nationalratswahlen oder den Europawahlen ließt die ÖVP die SPÖ auch nach 2004 weit hinter sich. Die ÖVP ist in den Gemeinden stark. Dort, wo die Politik nahe am Wähler ist, können die Schwarzen ihren größten Trumpf ausspielen: Die ÖVP stellt in 93 von 119 Gemeinden die Bürgermeister und hat 44,7 Prozent der Gemeinderäte. Auf der untersten Ebene der Politik kann die ÖVP auf eine starke Mehrheit und die Überzeugungskraft der lokalen Funktionäre bauen, die ihre Klientel kennen und für die Wahl mobilisieren können. Im Wahlkampf machten sie 70.000 Hausbesuche.

•Wilfried Haslauer hat an Profil gewonnen: Als der Rechtsanwalt 2004 in die Politik kam, lebte er vor allem vom Bonus seines legendären Vaters, der 1977–1989 Landeshauptmann war. Haslauer jun. galt als eloquent, aber wenig charismatisch. Das hat sich geändert. Der einst zurückhaltende VP-Chef greift die SPÖ frontal an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2013)


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