Neun lange Jahre hat er sich mit der Rolle des Junior-Partners zufriedengeben müssen, nach Ausbruch des Finanzskandals hat er die Chance gesehen und Neuwahlen gefordert - mit Erfolg: Salzburgs ÖVP-Chef Wilfried Haslauer machte seine Partei wieder zur stärksten Kraft im Land.
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Für dieses Ziel hat er in den vergangenen Monaten nicht nur seinen Ruf als Sachpolitiker fernab jeglichen Populismus aufs Spiel gesetzt, sondern seine Politkarriere als Ganzes in die Waagschale geworfen: Hätte er die Wahl nicht gewonnen - wenn auch mit dem schlechtesten Ergebnis, das die Partei je erzielt hat - , wäre er in den politischen Ruhestand getreten.
Der rhetorisch versierte Rechtsanwalt schlug auf einmal Töne an, die man von ihm so nicht gewohnt war: So schimpfte er den Koalitionspartner SPÖ öffentlich eine "Bande", mit der er nichts mehr zu tun haben wolle. Wiederholt hängte er der "Burgstaller-SPÖ" die alleinige Verantwortung für den Finanzskandal um und gab sich als Unwissender, obwohl er in derselben Landesregierung sitzt.
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Sein Einstieg in die Politik 2004 war zweifelsohne eine große Herausforderung. Die Volkspartei hatte gerade den Landeshauptmann-Sessel verloren, der seit dem Zweiten Weltkrieg ohne Unterbrechung gehalten worden war. Gabi Burgstaller (SPÖ) hingegen vermittelte den Salzburgern Aufbruchstimmung. Da hatte der Rechtsanwalt mit klar deklarierter konservativer Weltanschauung und seinem elitären Politikverständnis das Nachsehen.
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Und weil er der SPÖ-Politikerin bei den Sympathiewerten in den Folgejahren nicht das Wasser reichen konnte, ließ Haslauer bald keine Gelegenheit mehr aus, auf den vermeintlichen Unterschied zwischen ihm und Burgstaller hinzuweisen: Die Landeshauptfrau vermittle bloß Sympathie und sei für die Verpackung verantwortlich, während er der "Arbeiter" in der Regierung sei, der anpacke und Probleme löse, also der Mann der Inhalte.
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Zu Beginn seiner Regierungstätigkeit erarbeitete Haslauer in seinen Ressorts Masterpläne, die zur Richtschnur für die einzelnen Entscheidungen wurden. Erkennbar wurden diese, als sie mit Inhalten gefüllt wurden. Etwa, als ausgerechnet das Wirtschaftsressort das Jazzfestival Saalfelden vor dem Aus rettete oder ein WTA-Tennisturnier in Bad Gastein aus der Taufe hob, weil der Masterplan eben eine Stärkung der Regionen vorsah.
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Gelungen ist es Haslauer zweifelsohne, die bei seinem Antritt stark gespaltene Salzburger Volkspartei wieder zu einen. Und auch in der Bundespartei konnte er sich zuletzt durchaus Gehör verschaffen, etwa mit seinem Vorschlag zum Ausbau der Neuen Mittelschule, der letztlich von der ÖVP übernommen wurde. Oder in der Frage der Wehrpflicht, in der Haslauer früh eine Volksabstimmung forderte.
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Haslauer ist am 3. Mai 1956 geboren. In der Partei galt er schon viele Jahre als Personalreserve, er hielt sich allerdings lange aus der Parteipolitik heraus und startet nach seinem Jus-Studium in Salzburg und Wien 1985 eine Anwaltskanzlei, die er zuletzt gemeinsam mit vier Partner betrieb. Als Kurator im ÖVP-Thinktank "Seebrunner Kreis" und als Präsident der nach seinem Vater benannten "Wilfried-Haslauer-Bibliothek" war er in der ÖVP aber bestens vernetzt. Haslauer lebt nach zwei Ehen in einer Partnerschaft und hat vier Kinder.
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Junior-Partner erklimmt Chefsessel
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