SPÖ-Wechsel: Pragmatiker mit Handschlagqualität

Der Neue: Walter Steidl soll Gabi Burgstaller an der Spitze der Salzburger SPÖ ablösen.
Der Neue: Walter Steidl soll Gabi Burgstaller an der Spitze der Salzburger SPÖ ablösen.(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Die Arbeiterbewegung ist die Welt von Soziallandesrat Walter Steidl. Er will die SPÖ nach dem Absturz in die Regierung führen - in eine Koalition mit ÖVP und Grünen.

Salzburg. Wenn die Bewegung ruft, dann kann er nicht Nein sagen. Weil sich die Bewerber um den Posten des Vorsitzenden der Salzburger SPÖ nach dem Finanzskandal und dem Wahldebakel in Grenzen halten, wird der 55-jährige Gewerkschafter Walter Steidl dem Ruf der Genossen folgen und die Nachfolge von Gabi Burgstaller als Parteichef antreten.

„Ich habe mich nie um politische Funktionen angestellt. Aber wenn die Frage kommt, ob ich bereit bin, ein Amt zu übernehmen und das für mich stimmig ist, dann mache ich es auch", sagte Steidl im Gespräch mit der „Presse". So hat er 2007 den Klubvorsitz im Landtag übernommen, als David Brenner in die Regierung wechselte. Er hat im Herbst die Nachfolge von Soziallandesrätin Cornelia Schmidjell angetreten, als diese sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Nun folgt er Burgstaller als Salzburger SPÖ-Chef.

Auf Beschluss des Landesparteipräsidiums von Montagabend wird Steidl nun geschäftsführender Vorsitzender der SPÖ Salzburg. Als solcher wurde er formal mit einem Mandat für Regierungsverhandlungen ausgestattet. In seinem Team: Roland Meisl, der SP-Klubvorsitzende, und Astrid Lamprechter, Geschäftsführerin „Geschützte Werkstätten" - sie kandidiert für das Finanzressort.

Aufstieg in der Gewerkschaft

Konsequent, überlegt, lösungsorientiert: So beschreibt AK-Präsident Siegfried Pichler seinen Weggefährten und Freund Steidl. Er habe das Zeug dazu, die SPÖ aus der Krise zu führen. Steidl, am 28. August 1957 in Saalfelden am Steinernen Meer geboren, hat eine Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht. Sein Engagement in der Gewerkschaft begann mit einem Schlüsselerlebnis: Als seine Mutter, die 15 Jahre lang als Putzfrau bei einem Steuerberater gearbeitet hatte, einmal einen Krankenschein brauchte, kam heraus, dass sie gar nicht versichert war. Die Gewerkschaft half ihr.

Ein Seminar der Gewerksschaftsjugend über die Arbeiterbewegung ließ den Funken überspringen. Steidl machte Karriere: ÖGB-Jugendsekretär, Geschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten, Landtagsmandatar. Dass er nicht schon vor einigen Jahren ein Regierungsamt erhielt, lag an der Frauenquote der Partei.

Steidl gilt als pragmatisch. „Ich bin nicht nur für meine Handschlagqualität bekannt, sondern auch dafür, dass ich die Hand ausstrecke." Das wird er bei den Verhandlungen über eine Koalition mit ÖVP-Chef Wilfried Haslauer brauchen. „Ich werde versuchen, die SPÖ in Regierungsverantwortung zu bringen", erklärte Steidl.
Eine schwarz-rote Koalition wäre für ihn aber kein Zeichen der Erneuerung. „Ich könnte mir vorstellen, dass man eine Dreierkoalition anstrebt", betonte der Soziallandesrat: „Mit den Grünen hätte es Charme. Das wäre nicht das Schlechteste für das Land."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2013)


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