Seit fünf Jahren ist er Landeshauptmann von Tirol, nun hat Tirols Landeshauptmann Günther Platter seine erste Landtagswahl heil überstanden. Er trotzte den Umfragen mit einem Ergebnis knapp unter dem Abschneiden von 2008 und wahrte damit klar den Anspruch seiner Partei auf den Landeshauptmannsessel. Der letzte politisch Überlebende der schwarz-blauen Regierung im Porträt.
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„Er spricht stets so langsam und bedächtig, als müsste er einen sorgsam gelernten Text aufsagen“, schrieb „Die Presse“ einst über Platter. „Er bildet lange Sätze, ohne dabei viel zu sagen. Er pflegt einen Dialekt, der die Tirol-Werbung zieren würde, in dieser klassischen Variante aber selten zu hören ist“.Platter steht schon lange in der ersten politischen Reihe - zunächst als Minister, dann als Landeshauptmann. Dabei sagen Weggefährten: „Er ist kein Alphatier.“ Platter gilt als freundlich, konsensorientiert – und weit weniger ruppig, als er sich mitunter als Innenminister inszeniert hatte, etwa in der Affäre um die Abschiebung von Arigona Zogaj.
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Tirols Landeshauptmann erblickt am 7. Juni 1954 in der 3700-Seelengemeinde Zams im Tiroler Oberland das Licht der Welt. Und will zunächst Buchdrucker werden. Nach sechs Jahren im Gewerbe (inklusive Gesellenprüfung) zieht es ihn 1975 schließlich zur Exekutive. Bis 1994 ist er dienstführender Gendarmeriebeamter in Landeck und Imst. Schwerpunkt seiner Arbeit: Kriminaldienst.
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Auch das politische Leben des Günther Platter beginnt in seinem Geburtsort Zams. 1986 wird Platter hier Gemeinderat, drei Jahre später – im Alter von 35 – Bürgermeister und bleibt das auch elf Jahre lang. Parallel dazu geht es für Platter erstmals nach Wien – und wieder retour: 1994 wird er Nationalratsabgeordneter, um dann 2000 als Sport- und Kulturlandesrat zurück nach Tirol zu wechseln.
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Im Jahr 2001 muss Platter seine schmerzhafteste Niederlage einstecken: Sein Traum vom Landeshauptmann platzt beim ersten Anlauf. Platter verliert eine Kampfabstimmung gegen Herwig Van Staa um den Parteivorsitz. Doch schon 2003 wendet sich das Blatt zugunsten des Tiroler ÖAAB-Chefs: Wolfgang Schüssel holt Platter als Verteidigungsminister nach Wien. Auch van Staa ist zufrieden: Er hält seinen engsten Rivalen vorerst auf (räumlicher) Distanz.
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Platter erbt die Eurofighter-Affäre und unterzeichnet den Kaufvertrag, wenngleich der Deal schon lange vor der Ära des Verteidigungsministers paktiert wurde. Auch deshalb nimmt Platter in der Affäre um den teuersten Beschaffungsvorgang der zweiten Republik kaum Schaden.
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Weit weniger umstritten ist der Einsatz von Helmut Zilk als Chef der Bundesheer-Reformkommission.
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Als sich dann der – mittlerweile wegen Korruption erstinstanzlich verurteilte Ernst Strasser - als Innenminister zurückzieht, ist Platter kurzzeitig "Doppel-Minister".
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2007 wechselt Platter dann unter Rot-Schwarz vom Verteidigungs- ins Innenressort. Der gelernte Gendarm hat jetzt das Sagen über das Innenressort. Neben Josef Pröll hat nur Platter das Ende von Schwarz-Blau als Minister überlebt – mit Unterstützung von Andreas Khol übrigens.
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Doch die Funktionswechsel im Zwei-Jahres-Takt gehen weiter: 2008 erfüllt ausgerechnet Van Staa seinem Rivalen den großen Polit-Traum: Der damalige Landeshauptmann kassiert bei der Landtagswahl eine herbe Niederlage – die ÖVP stürzt in ihrem Kernland von 49,89 auf 40,6 Prozent ab. Van Staa tritt zurück und macht damit den Weg frei für Platter, der als Tiroler ÖAAB-Chef ein Art unverbrieftes Anspruchsrecht auf den Landeshauptmann-Sessel hat.
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Der bundespolitische Einfluss Platters hält sich in seiner ersten Amtszeit anders als jener seiner Amtskollegen in Nieder- oder Oberösterreich eher in Grenzen. Platters erste Jahre als Landeshauptmann werden auch von einigen Affären überschattet: Sein Finanzlandesrat tritt zurück, weil er mehrere Jagdeinladungen angenommen und sich in der Wohnung eines privaten Seilbahnbetreibers einquartieren hatte lassen. Auch Platter gerät wegen Jagdausflügen in die Kritik. Er will nun keine Einladungen mehr annehmen. Zudem lässt die Vergabe des Rettungswesens einen zumindest schalen Beigeschmack.
Und dann wäre da noch der Fauxpas des Jahres 2012: Platter fragt den österreichischen, farbigen Fußball-Nationalspieler vor laufender Kamera: „How do you do?“ Dumm nur, dass der gebürtige Österreicher Alaba perfektes Wienerisch spricht. Platter wird mit Spott und Häme überzogen.
Privat gilt Platter alsbegeisterte Skifahrer, Bergsteiger und Gitarrenspieler. Er ist seit 1978 verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
(c) Hans Klaus Techt
Ein Gendarm als schwarz-blauer Überlebenskünstler
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