Vorarlberg-Wahl: Kulturschaffende kritisieren FPÖ-Plakate

Festspiel-Intendant David Pountney nennt die Plakate der FPÖ eine "Schande". Der Direktor des Jüdischen Museums, Hanno Loewy, will in einem offenen Brief von der FPÖ wissen, was sie unter "heimischen Familien" versteht.

Vorarlberger Kulturschaffende stören sich an den Landtagswahlkampf-Plakaten der Vorarlberger FPÖ. David Pountney, Intendant der Bregenzer Festspiele, erklärte bei einer Pressekonferenz am Freitag, die Plakate seien "eine Schande". Festspiel-Präsident Günter Rhomberg schloss sich dem an. In der Vorwoche wollte bereits der Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, Hanno Loewy, in einem offenen Brief von FPÖ-Chef Egger wissen, was er unter "heimischen Familien" verstehe.

Die FPÖ wirbt auf ihren Plakaten mit Slogans wie "Schluss mit falscher Toleranz" und textet "Deutsch ist Pflicht" sowie "Keine türkischen Dolmetscher" (Anm.: an Krankenhäusern). Zudem propagiert die Partei ein Elterngeld für "heimische Familien".

"Einfach eine Schande"

Bei der Präsentation der vorläufigen Festspiel-Bilanz am Freitag brachte ein deutscher Journalist die Frage auf, wie die Festspiele, die mit ihrer "Aida" für Werte wie Freiheit eintreten und Künstler aus aller Welt beschäftigen, zu den Plakaten stehen. "Darf ich mich als Ausländer auch hier äußern? Ich finde dieses Plakat einfach eine Schande", antwortete Pountney. "Dem möchte ich mich als Inländer anschließen", setzte Festspiel-Präsident Rhomberg hinzu. Dass dies ausgerechnet im Umfeld einer so international zusammengesetzten Gesellschaft stattfinde, sei "umso peinlicher".

FPÖ-Chef und Landesrat Dieter Egger reagierte darauf mit "größter Verwunderung". Es sei keine Schande, sich für heimische Familien einzusetzen. Die Forderung baue darauf auf, was seit vielen Jahren in Vorarlberg Rechtsbestand sei. "Die plötzliche Aufregung ist daher nicht nachvollziehbar", so Egger. Wer hier lebe, habe Deutsch zu können, das sei eine "Selbstverständlichkeit".

Die Forderung nach Elterngeld für "heimische Familien" hatte der FPÖ bereits in der Vorwoche einen offenen Brief von Hanno Loewy eingebracht. "Wir bitten Sie uns zu erläutern, was Sie damit meinen", so Loewy. Er wollte wissen, wie die Sache bei verschiedenen Personenkreisen stehe und nannte etwa Kinder von steirischen Wirtschaftsflüchtlingen der 50er Jahre, Ehepartner von Einwanderern mit österreichischem Pass, christliche kroatische, deutsche und muslimisch türkische Arbeitsmigranten, Österreicher mit türkischen Wurzeln, Österreicher, die sich hier nicht heimisch fühlen sowie Vorarlberger mit Südtiroler Wurzeln.

"Wir gehen davon aus, dass Sie mit der Formulierung 'heimisch' auch eine Vorstellung von 'nicht-heimisch' (vulgo 'fremd') verbinden und daher ohne Mühe diejenigen Gruppen markieren können, die von Sozialleistungen ausgeschlossen werden sollen, obwohl sie hier legal leben, arbeiten und Steuern zahlen", hieß es.

FPÖ-Obmann Dieter Egger übermittelte Loewy als Antwort die Details zum Elterngeld-Modell der Freiheitlichen. "Ich erlaube mir, darauf hinzuweisen, dass, wenn es Ihnen tatsächlich um eine sachliche Auseinandersetzung mit der Thematik gegangen wäre, diese [...] auf unserer Homepage jederzeit abrufbar gewesen wäre", so Egger.

(APA)

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