Strache: Dickes Plus für den ''ewigen Bürgermeisterkandidaten''
30.12.2016 um 16:55
Heinz-Christian Strache wird SPÖ-Chef Michael Häupl nicht als Bürgermeister von Wien ablösen, dennoch gelang den Freiheitlichen bei der Wien-Wahl ein "Erfolg, den man nicht kleinreden kann", wie der Parteiobmann am Wahlabend betonte. Bereits bei den letzten beiden Urnengängen war der FP-Chef als "Bürgermeister-Kandidat" ins Rennen gegangen, es blieb aber bei der Oppositionsrolle. Sein eigentliches Ziel ist aber ohnehin das Kanzleramt; den Bürgermeister-Sessel hätte der 46-Jährige dafür aber gerne als Sprungbrett genutzt.
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Seit elf Jahren steht Strache der Wiener Landesgruppe vor, zehn Jahre lang ist er auch schon Chef der Bundespartei. Seitdem hat der Wiener einen gewissen Wandel vollzogen, vor allem bei medialen Auftritten ist er um sanftere Töne bemüht - eine Strategie, die auch bewusst gesetzt wurde, um breitere Wählerschichten anzusprechen, wie Meinungsforscher dem FPÖ-Chef in jüngster Vergangenheit mehrfach attestierten.
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Noch 2006 forderte der gelernte Zahntechniker etwa in recht harschen Worten, Abzuschiebende nicht mit zivilen Flugzeugen, sondern mit Bundesheer-Maschinen außer Landes zu bringen: "Ich sage, die Herkules umrüsten zu einer Abflugmaschine, da können sie dann schreien, sich anurinieren, da stört's dann niemanden, da werden sie abgeschoben", sagte er bei einer Wahlkampf-Veranstaltung. Zuletzt bekannte Strache im ORF-"Sommergespräch", dass man über diese Diktion "sicherlich debattieren und diskutieren" könne, in der Sache blieb er aber hart: "Es kann nicht sein, dass jemand, der schreit, spuckt und sich bewusst und ganz gezielt anuriniert, damit einen rechtsstaatlichen Vorgang verhindert."
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Bemühungen Straches um die Öffnung der Partei in Richtung Mitte sehen Beobachter auch in dessen Versuch, den "rechten Rand" innerhalb der Partei zurückzudrängen. Im Jahr 2014 etwa entledigte sich der FPÖ-Obmann des damaligen freiheitlichen EU-Spitzenkandidaten Andreas Mölzer (Bild), der wegen einem Sager über ein "Negerkonglomerat" bzw. einen Vergleich der EU mit dem Dritten Reich stark in Kritik geraten war. Auch die Entfernung des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf von den freiheitlichen Wahllisten gilt als ein Schritt in diese Richtung.
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Dieser Versuch eines Image-Wechsels ist ein recht scharfer, wenn man Straches politischen Werdegang betrachtet. Als junger Mann machte er noch bei "Waldspielen" mit, die an Wehrsportübungen erinnerten. Im Haus von NDP-Gründer Norbert Burger, mit dessen Tochter Strache liiert war, ging der heutige FP-Chef aus und ein. Und noch 2004, bereits als Wiener FPÖ-Obmann, wollte sich Strache mit einem Kontrahenten im Rahmen eines Burschenschafter-Streits duellieren.
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In der neuesten Wahlkampagnen - jene für die Wien- und davor für die Oberösterreich-Wahl - setzte der zweifache Vater vor allem auf den Kampf gegen Rot-Grün in Wien und nutzte auch das aktuelle Asyl-Thema, um seine Wähler zu mobilisieren. EU und Regierung warf er wiederholt "völliges Versagen" in der Flüchtlingspolitik vor, umstrittene Plakate zum Thema Ausländer oder Migration blieben - anders als in der Vergangenheit - aber aus. Allerdings rief Strache in Wien via Plakat-Kampagne eine "Oktober-Revolution" aus, die an den Urnen stattfinden soll: "Wien tauscht Häupl gegen HC Strache und nimmt für Rotgrün süße Rache", heißt es dort in altbekannter Reimform. (Bild: Strache und Ursula Stenzel)
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Eigentliches Ziel Straches ist freilich gar nicht das Rathaus in Wien, sondern das Kanzleramt am Ballhausplatz, wie er immer wieder betont. Dass er trotzdem erneut als "Bürgermeister-Kandidat" ins Rennen geht, ist auch taktisch motiviert: Strache sieht eine mögliche Regierungsbeteiligung in Wien auch als Chance, sich für eine Kanzlerschaft zu empfehlen. (Bild: Im Hintergrund zu sehen ist Bundeskanzler Werner Faymann, SPÖ)
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Noch beharrt Wiens amtierender Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) allerdings auf einem strikten Nein zu einer blauen Regierungsbeteiligung in der Bundeshauptstadt - "aus inhaltlichen Gründen", wie er in mehreren Interviews festhielt.
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Unbestritten ist Straches Standing innerhalb der freiheitlichen Partei. Dies hat er nicht nur Beratern wie Generalsekretär Herbert Kickl zu verdanken, sondern ist auch Folge eines blauen Helden-Mythos, der den Obmann umweht. Als sich Jörg Haider mit dem freiheitlichen Regierungsteam und beinahe dem gesamten Parlamentsklub ins BZÖ verabschiedete, galt nur noch der aufstrebende Strache als jener, das politische Begräbnis der FPÖ verhindern konnte.
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Und Strache hielt, was man sich von ihm versprach. Seit seinem Antritt als Wiener und als Bundes-Obmann (2004 bzw. 2005) klettern die Freiheitlichen in der Wählergunst wieder kontinuierlich nach oben. Hätte er nicht die Kärntner Freiheitlichen ins Boot geholt, könnte der FP-Chef sogar guten Gewissens sagen, dass seine FPÖ mit den Korruptionsaffären der vergangenen Jahre nichts zu tun hatte. Beim Wähler hat aber auch das Kärntner Problem sichtlich nicht wirklich geschadet. (Bild: Strache und Kärntens Alt-Landeshauptmann Gerhard Dörfler)
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