Meinl-Reisinger: Pinke Pionierin ''springt'' in Gemeinderat
30.12.2016 um 16:55
Die 37-jährige Spitzenkandidatin der Neos, Beate Meinl-Reisinger, hat ihr Wahlkampf-Ziel, den Einzug der Pinken in den Wiener Gemeinderat, erreicht: Mit rund sechs Prozent seien die Neos "die Gewinner des Abends", zeigte sie sich am Wahlabend überzeugt - keine andere Partei habe so viele Stimmen dazugewonnen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Meinl-Reisinger gehört gewissermaßen zum Gründungsteam der Neos, wobei sie ursprünglich nur im Hintergrund arbeiten wollte. Den Entschluss für eine Kandidatur bei der Nationalratswahl 2013, wo sie auf der Bundesliste schließlich den dritten Platz ergatterte, fasste sie erst mit dem Näherrücken des Urnengangs.
(c) Stanislav Jenis
Die studierte Juristin und nunmehrige stellvertretende Neos-Bundesparteivorsitzende war - wie ihr Chef Matthias Strolz - jahrelang im schwarzen Lager politisch beheimatet. Nach einem Traineeprogramm in der Wirtschaftskammer werkte sie ab 2005 als Assistentin für den EU-Abgeordneten Othmar Karas (ÖVP) in Brüssel. Nach einem erneuten WK-Intermezzo wechselte sie 2007 als Referentin zur damaligen Staatssekretärin Christine Marek (ÖVP).
(c) Philipp Splechtna
Als diese 2009 nicht allzu freiwillig die Nachfolge des bisherigen Landesparteichefs Johannes Hahn, der als Regionalkommissar nach Brüssel übersiedelt war, antrat, folgte ihr Meinl-Reisinger ins Rathaus. Obwohl nicht Teil des Strategieteams, erlebte die Weggefährtin dort den parteiintern durchaus umstrittenen Wahlkampf Mareks für die Landtagswahl 2010 hautnah mit. Und auch die loyale Referentin war mit dem ausbaldowerten Law-and-Order-Kurs für die eigentlich als liberal geltende Ex-Staatssekretärin und den "Geilomobil"-Touren des damaligen JVP-Chefs Sebastian Kurz alles andere als glücklich.
Die Presse
Als sie einmal laut anmerkte, dass nicht zuletzt deshalb niemand aus ihrem Freundeskreis die Wiener ÖVP wähle, bekam sie zur Antwort, dass sie halt nur liberale Freunde habe. Ziemlich zeitgleich mit Mareks kommunalpolitischer (Selbst-)Demontage bzw. ihrer Rückkehr ins Parlament 2012 kehrte Meinl-Reisinger, inzwischen Mutter von zwei Töchtern, den Schwarzen schließlich den Rücken. Meinl-Reisinger - sie lebt im Bezirk Alsergrund - selbst hat nie zum erzkonservativen Lager der Volkspartei gehört. So wollte sie nach dem historisch schlechtesten schwarzen Wahlergebnis und dem Korb der SPÖ in Sachen Stadtkoalition der Rathaus-ÖVP zu einer Reform in Richtung urbane Aufgeschlossenheit verhelfen und konzipierte die - von der Parteispitze eher lieblos beäugte - "Agenda Wien plus" mit.
Schon 2002 hatte sie die Initiative Schwarz-Grün mitbegründet, die sich für eine entsprechende Koalition im Bund stark machte. Bereits die Anfänge der Bewegung hatte Meinl-Reisinger, am 25. April 1978 als Tochter bürgerlicher und politisch äußerst interessierter Eltern in Wien geboren, miterlebt. Ihr Vater arbeitete als Spitalsarzt in Hainburg und versorgte zudem verletzte Aubesetzer vor Ort. Seit Herbst 2013 agiert Meinl-Reisinger selbst im Scheinwerferlicht der politischen Bühne. Als Nationalratsabgeordnete werkt sie als pinke Justiz-, Familien- und Kultursprecherin, außerdem ist sie hinter Matthias Strolz Vizeparteichefin. Ende April 2014 wurde sie außerdem zur Landessprecherin der Wiener Neos gekürt.
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Als Lieblingsbuch nennt die 37-Jährige "Erklärt Pereira" des italienischen Autors Antonio Tabucchi. Zu ihrer bevorzugten Musik gehört - neben Klassik, Georg Kreisler oder den Beatles - auch das heimische Popwunder Wanda. Eine Textzeile aus deren Hit "Amore" haben die Neos - ohne zu fragen - einmal paraphrasiert: "Wenn jemand fragt, wofür du stehst, sag für Start-ups." Die Antwort von Wanda-Frontmann Marco Michael Wanda kam postwendend: "Wenn das noch einmal jemand versucht, klagen wir ihn in die Hölle. Die können alle scheißen gehen. Ich scheiß' auf die Neos."
APA/EXPA/ MICHAEL GRUBER
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