"Vormieter gescheitertes Start-up": ÖVP inseriert Neos-Zentrale

Archivbild: Matthias Strolz
Archivbild: Matthias StrolzAPA/HARALD DOSTAL
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Ein ÖVP-Mitarbeiter steckte hinter einer Dirty-Campaigning-Aktion gegen die Neos. Und dann wäre da noch die Frage: Wer schaltet die Diesmal-halt-Häupl-Inserate?

Wien. „Sonniges, modernes DG-Büro, 300 m2. Loftartig aufgeteilt (. . .) Vormieter gescheitertes Start-up (. . .) Neustiftgasse 73–75. Nettomiete: 2000,–, Hr. Strolz (. . .).“ Diese auf die Neosphäre, die Parteizentrale der Neos, anspielende Anzeige erschien jüngst im Immobilienteil des „Standard“. Die bei „Hr. Strolz“ angefügte Mobiltelefonnummer war die echte Handynummer von Neos-Chef Matthias Strolz. Dessen Handy soll dann dauergeläutet haben.

Der Wiener ÖVP-Landesparteiobmann und Spitzenkandidat Manfred Juraczka hat sich am Donnerstagabend für das Inserat entschuldigt. "In aller Offenheit: Ich find diese Aktion absolut entbehrlich!", schrieb Juraczka auf Facebook in Richtung Strolz. "Ich entschuldige mich bei Dir in aller Form für das "Inserat" mit Deiner privaten Telefonnummer, das, wie ich erfahren musste, aus der Parteizentrale der ÖVP Wien im derStandard.at geschalten wurde", erklärte der Landesparteichef. Wäre er im Vorfeld darüber informiert gewesen, hätte er "diesen Unsinn sofort abgestellt", betonte Juraczka weiter und hofft, dass die Entschuldigung angenommen wird. Auch tue es ihm leid, dass Strolz' Telefonnummer veröffentlicht wurde.

Privatnummer veröffentlichen "inakzeptabel"

Für die Neos war von Anfang an klar, wer dahinter steckt: die Wiener ÖVP. Zumal deren Landesgeschäftsführer Alfred Hoch das Inserat amüsiert vertwittert hatte. Nun bekamen die Neos bestätigt, dass die IP-Adresse des Auftraggebers der ÖVP zuzuordnen ist. „Die ÖVP Wien verliert jeden Anstand und überschreitet moralische Grenzen: Ein Inserat in meinem Namen zu schalten, mag noch als bemühter Scherz durchgehen. Aber diese Lügengeschichte mit meiner Privatnummer zu versehen, ist inakzeptabel“, sagt Matthias Strolz. Zudem sei als Rechnungsadresse für die gefälschte Anzeige jene der Neos angegeben worden. „Das ist Betrug.“

Alfred Hoch kann sich das nur so erklären: „Wir haben bei uns ein offenes WLAN. Da kann sich jeder einloggen.“ Er schließe aus, dass es jemand von der ÖVP war. Später bekannte er via Twitter ein: Ein Mitarbeiter ohne Wissen der Parteiführung sei es gewesen.

Via Twitter klärte Hoch am Donnerstagnachmittag auf:

Wer schaltet Diesmal-halt-Häupl-Inserate?

Auch eine andere Kampagne sorgt für Aufsehen: Jene Inserate, in denen zielgruppenabgestimmt für Michael Häupl geworben wird. Nach dem Motto: „Ich hätte mir nie vorstellen können, Häupl zu wählen, aber bevor Strache Erster wird, mache ich das halt.“ Es gibt Inserate im pinken Wahlwerbestil der Neos, in jenem der ÖVP und jenem der Grünen. Wer hier dahinter steckt? Gerüchten zufolge der umtriebige PR-Mann Rudolf Fußi. Dieser sagt allerdings, dass er mit seiner Mediaagentur nur die Werbeflächen gebucht habe – im Auftrag der Werbeagentur, die diese Kampagne konzipiert hat. Deren Namen könne er nicht nennen.

Die spannendere Frage ist ohnehin, wer der eigentliche Auftraggeber ist. Hier gibt es zwei Varianten: eine der SPÖ nahestehende Gruppe Privater, die dafür Geld in die Hand genommen haben. Oder die Wiener SPÖ selbst. Möglicherweise auch beide: Die Wiener SPÖ, die eine „private“ Initiative vorgeschaltet hat. Soll ja alles schon vorgekommen sein. Und es ist eher unwahrscheinlich, dass die sozialdemokratische Wiener Landespartei gar nichts damit zu tun hat. Sehr unwahrscheinlich sogar.

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