Unruhe in der bürgerlichen Bastion Hietzing

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Symbolbild.(c) Stanislav Jenis
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Die Neos und eine neue Kleinpartei könnten die ÖVP in Hietzing Stimmen kosten.

Wien. In Hietzing ist die ÖVP erfolgsverwöhnt. Seit 1978 stellt sie die Bezirksvorsteher, doch bei dem Wahlgang am Sonntag könnte es im 13. Bezirk schon eng werden. Dass die schwarze Mehrheit (36,5 Prozent ÖVP zu 29,2 SPÖ, 15,2 FPÖ und 15,7 Grüne) auf Bezirksebene tatsächlich verloren geht, ist zwar eher nicht wahrscheinlich. Aber Einbußen sind angesagt, vor allem an die FPÖ. Und auf Gemeinderatsebene droht gar der Verlust des Hietzinger Mandats. Damit wäre der 13. Bezirk, eine bürgerliche Bastion, im Gemeinderat künftig schlecht vertreten.

Die Gründe dafür liegen einerseits darin, dass sich die Stadt-ÖVP derzeit in der Verlustzone befindet – und dass auch das Verhältnis zwischen der Bezirks-VP und der Stadtpartei belastet ist (siehe auch nebenstehenden Bericht). Doch nicht nur internes Hickhack, sondern auch andere Parteien könnten die VP Stimmen kosten. Etwa die Neos, deren Klientel auch bürgerlich ist und ähnliche Grundsätze hat. Zudem gibt es seit ein paar Wochen eine neue Formation, die nur in Hietzing kandidiert. Sie wird der Volkspartei zwar auch nicht wirklich wehtun, aber sie könnte doch einige Wähler abziehen.

„WIR Hietzing“ heißt die neue Formation, die sich allgemein gegen die Zerstörung der Natur durch Großprojekte einsetzt und im Besonderen gegen die Verbauung des Hörndlwalds am Rande des Lainzer Tiergartens eintritt. Wie berichtet, soll dort eine große Burn-out-Klinik errichtet werden. Gegen dieses Projekt hat sich vor einiger Zeit die Initiative „Rettet den Hörndlwald“ gebildet. VP-Bezirksvorsteherin Silke Kobald unterstützte von Anbeginn die Anliegen der Bürgerinitiative und trat massiv gegen die Klinikpläne auf.

Kampf um Hörndlwald-Wähler

Vorstand der Initiative ist der Unternehmer Merten Mauritz. Und Mauritz hat die neue Kleinpartei ins Leben gerufen. Auf Frage der „Presse“, warum er eine Partei gegründet habe, wenn die VP (und auch die FPÖ) hinter den Bürgern in der Frage Hörndlwald stehen, meint Mauritz nur: „Wir wollten nicht weiter Spielball der Parteien sein.“ Die Wählerklientel ist jedenfalls sehr ähnlich der der Volkspartei. Bezirkschefin Kobald gibt sich dennoch gelassen. Jene, denen der Hörndlwald wichtig sei, würden wissen, dass sich die ÖVP massiv dafür einsetze. „Und warum sollte man dann eine andere Partei wählen?“, fragt Kobald. (g.b.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2015)

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