Wien wählt: Kommt das rot-blaue Kopf-an-Kopf-Rennen?

Ein Wahllokal am Sonntag in Wien
Ein Wahllokal am Sonntag in Wien(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Prognosen prophezeien blaue Zugewinne und rote Verluste. Am Vormittag lag die Wahlbeteiligung dürfte leicht gestiegen sein. Die Flüchtlingskrise dominierte auch diesen Wahlkampf. "Die Presse" berichtet live ab 15 Uhr.

Das Wahljahr geht am heutigen Sonntag ins Finale: Die Bundeshauptstadt Wien wählt einen neuen Landtag, Gemeinderat sowie die Bezirksvertretungen. Für Spannung ist erneut gesorgt. Denn der FPÖ werden so wie zuletzt in Oberösterreich deutliche Zugewinne prophezeit. Das könnte der rot-grünen Stadtregierung gröbere Schwierigkeiten bereiten. Die Wahllokale sind bis 17 Uhr geöffnet, zu diesem Zeitpunkt wird auch eine erste Trendabschätzung der Meinungsforscher vorliegen. Eine erste Hochrechnung wird gegen 18 Uhr erwartet.

Die Wahlbeteiligung lag um 14 Uhr knapp über dem Vergleichswert von 2010. Sie belief sich auf 37,84 Prozent, wie die Leiterin der Wiener Stadtwahlbehörde, Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ), in einer Aussendung mitteilte. Beim Urnengang vor fünf Jahren hatten um die selbe Zeit 36,62 Prozent der Berechtigten ihre Stimme abgegeben. Die endgültige Wahlbeteiligung (inkl. der Briefwahlkarten) lag damals bei 67,63 Prozent.

Kopf-an-Kopf-Rennen prognostiziert

Aktuelle Umfragen haben ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Rot und Blau prognostiziert, was zuletzt zu einer Zuspitzung des Schauduells zwischen dem SPÖ-Spitzenkandidaten, Bürgermeister Michael Häupl, und seinem erklärten Herausforderer, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, geführt hat. Dass es dabei vor allem um Inhalte ging, behaupten bestenfalls Parteistrategen. Tatsächlich dominierte das Flüchtlingsthema fast den gesamten Wahlkampf.

Das bot der SPÖ zumindest die Möglichkeit, sich als Kämpfer für Haltung und gegen Unmenschlichkeit zu positionieren. Themen wie Verkehr oder Bildung waren zwar in den Kampagnen der Parteien ebenfalls präsent, hinterließen jedoch keine tieferen Spuren in der öffentlichen Wahrnehmung. Auch die Riege der Kandidaten sorgte nicht wirklich für Aufregung. Der größte Coup gelang am ehesten noch den Blauen: Sie holten die schwarze City-Chefin Ursula Stenzel an Bord.

Häupl will weg von "Retro-Politik "

Häupl gab sich bei der Stimmabgabe in Ottakrring  sieggessicher, aber auch selbstkrititisch: Es brauche künftig eine verstärkte Grätzelarbeit - und einen Modernisierungsschub: "Mit Retro-Politik werden wir nicht reüssieren."

"Ein Wahlkampf ist kein Wunschkonzert", meinte ÖVP-Chef Manfred Juraczka bei der Stimmabgabe im Amtshaus Hernals mit Blick auf die Zuspitzung auf das rot-blaue Duell und das Flüchtlingsthema. Er hoffe aber, dass die ÖVP vor den Grünen liege. Deren Spitzenkandidatin Maria Vassilakou zeigte sich bei der Stimmabgabe in Wien-Hernals ein "bisschen "nervös", hoffte aber auf Zuwächse.

Massen-SMS der Neos

Einen "sehr guten Sonntag" erwartete die Spitzenkandidatin der Neos in Wien, Beate Meinl-Reisinger. "Wir werden auf Landesebene ein deutliches Zeichen für Veränderung setzen, und ich erwarte, dass wir in allen Bezirken einziehen", meinte sie bei der Stimmabgabe in der Wasagasse im Alsergrund.

Zugleich sorgte sie mit einem Massen-SMS an das Wahlvolk für Verwunderung: Nicht nur auf der pinken Facebook-Seite gab es daraufhin Beschwerden auch wegen Datenschutzbedenken, zumal einige gar nicht im Telefonbuch stehen. Laut Partei wurden die Nummern von der Post erstanden, es handle es sich auch nicht um Werbung, sondern Information.

Strache: "Kleines blaues Wunder" möglich

FPÖ-Spitzenkandidat Strache hat seine Stimme am frühen Nachmittag im dritten Bezirk abgeben. Nervös gab er sich gegenüber den wartenden Journalisten gegenüber nicht: "Ich hoffe, glaube und vertraue, dass es ein historisches Ergebnis geben wird". Selbst wenn die SPÖ in den vergangenen Tagen in Umfragen vorne gelegen habe, könne es immer noch ein "kleines blaues Wunder" geben.

Insgesamt dürfen bei der Gemeinderatswahl exakt 1,143.076 Personen zu den Urnen schreiten. Stimmberechtigt sind auf Landtags- und Gemeinderatsebene alle Personen mit Hauptwohnsitz Wien und österreichischer Staatsbürgerschaft, die spätestens am Wahltag 16 Jahre alt sind. Bei den Bezirksvertretungswahlen dürfen auch EU-Bürger mit nicht-österreichischem Pass wählen. Dadurch erhöht sich hier die Zahl der Wahlberechtigten um 184.235 auf insgesamt 1,327.311 Personen.

Umfrage um 17 Uhr, Hochrechnung um 18 Uhr

Was nach der Wahl passiert, steht naturgemäß noch in den Sternen. Rot-Blau wird es jedenfalls nicht - zumindest schwört das die SPÖ immer wieder. Die Grünen hätten hingegen gerne eine Fortsetzung der Koalition. Dass diese sich rechnerisch ausgeht, gilt laut manchen Vorhersagen jedoch gar nicht mehr als ausgemachte Sache.

>> Mögliche Koalitionen nach der Wien-Wahl

Wissen wird man dies heute Abend - Wahlschluss ist 17 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt wird zwar noch keine Hochrechnungen vorliegen, dennoch wird das Ergebnis anhand erster Trends schon abschätzbar sein. Die Meinungsforscher von SORA erstellen für den ORF eine "Poll of the Polls" genannte Trendabschätzung, die ausgewählte Umfragen und eigene Erhebungen berücksichtigt. Erste Hochrechnungen werden gegen 18 Uhr erwartet.

APA

Acht Parteien treten wien-weit an

Bei der Wahl 2010 musste die SPÖ bereits Einbußen von 4,75 Prozentpunkten verschmerzen. Sie kam auf 44,34 Prozent. Die FPÖ legte schon damals um mehr als zehn Prozent zu und wurde mit 25,77 Prozent klar zweitstärkste Kraft. Der ÖVP (13,99 Prozent) und den Grünen (12,64 Prozent) blieb ein Minus (4,78 bzw. 1,99 Prozentpunkte) hingegen nicht erspart. Diese Parteien treten auch dieses Mal wieder landesweit an. Zudem gehen auch das linke Parteienbündnis Wien Anders, die vom Team Stronach unterstützte Liste WWW (Wir wollen Wahlfreiheit) und die Liste GFW (Gemeinsam für Wien) landesweit ins Rennen gehen - genauso wie die Neos, denen durchaus realistische Chancen für einen Einzug ins Stadtparlament eingeräumt werden.

Die Wahl im Live-Ticker

Hochrechnungen, Ergebnisse, Analysen, Reaktionen, Bilder: Die "Presse" berichtet ab 15 Uhr im Live-Ticker über die Wien-Wahl.

APA/HELMUT FOHRINGER

(APA/Red.)

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