Johann Gudenus: Der Mann, dem Strache blind vertraut

Johann Gudenus, Schatte von Heinz-Christian Strache.
Johann Gudenus, Schatte von Heinz-Christian Strache.(c) APA (Roland Schlager)
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An der Seite seines Mentors Heinz-Christian Strache begann der Wiener Johann Gudenus eine steile Karriere, die noch lange nicht zu Ende ist.

Wien. Er ist der Schatten von Heinz-Christian Strache. Überall wo der FPÖ-Chef derzeit auftaucht, ist Johann Gudenus dabei. Meist unauffällig im Hintergrund, aber immer in Blickweite seines Chefs, überlässt er Strache die gesamte Bühne – außer zu Beginn von Wahlkampfveranstaltungen. Dann spielt Gudenus, Straches Statthalter in Wien, den Anheizer. Eine Rolle, in die er sich (in der Vergangenheit) durchaus hineinsteigern konnte, wodurch er in die Schlagzeilen geriet.

Strache und sein Vize Gudenus gab es schon bisher meist nur im Doppelpack. Der blaue Klubobmann führt die Wiener Landespartei für seinen Bundesparteichef, der gleichzeitig Wiener Parteichef ist. Die Verbundenheit beruht vor allem darauf, dass sie beide einen langen, gemeinsamen Weg gegangen sind.

Als 16-Jähriger trat der Wiener Gudenus in Niederösterreich dem Ring Freiheitlicher Jugend bei. Angeblich, weil ihm die Wiener FPÖ unter Rainer Pawkowicz damals zu liberal war. Als er 1998 nach Wien zurückkehrte, lernte er Strache kennen. Und startete damit eine steile Karriere. Mit 19 Jahren wurde er der jüngste Bezirksrat in Wien, mit 29 Jahren zog er in den Gemeinderat ein (2005) – zwei Jahre, nachdem er von Strache in den FPÖ-Bundesvorstand geholt wurde. 2010 folgte dann der bisherige Höhepunkt seiner Karriere: Er wurde Klubobmann im Wiener Rathaus und damit Manager der Wiener FPÖ, welche die Hausmacht von Strache darstellt. Und nach der Wien-Wahl könnte er Vizebürgermeister werden. Immerhin sieht die Stadtverfassung vor: Erreicht die zweitstärkste Partei ein Drittel der Mandate, muss sie einen Vizebürgermeister bekommen. Schafft es die FPÖ nicht in die Regierung, ist es aber ein Titel ohne Mittel; nämlich ein nicht amtsführender Vizebürgermeister ohne Ressort und Kompetenzen.

Der Sohn aus ehemals adeligem Hause hatte neben seiner politischen eine klassische bürgerliche Karriere gestartet. Absolvent des Theresianums, Ausbildung an der Diplomatischen Akademie. Ein Jus-Studium folgte, dazu Auslandsaufenthalte in Russland, weshalb Gudenus fließend Russisch spricht. Und auch umstrittene Ausflüge unternimmt wie z. B. als selbst ernannter Wahlbeobachter bei dem Referendum auf der Krim nach der russischen Annexion.

Verbale „Ausrutscher“

Im Gespräch gibt sich Gudenus kultiviert. Trotzdem passieren ihm immer wieder „Ausrutscher“ („Knüppel aus dem Sack für Asylbetrüger, illegale Ausländer, Islamisten und linke Schreier“), die sein bürgerliches Image konterkarieren. Ob es mangelnde Beherrschung ist, oder Gudenus nur versucht, als Bürgerlicher bei der blauen Basis „street credibility“ zu bekommen, ist unbekannt. Fest steht: Als Akademiker ist Gudenus Straches wichtigste Verbindung zu den Burschenschaftern. Und an der Seite seines Chefs wird er weiter Karriere machen. (stu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2015)

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