Grüne: Vassilakou-Rückzug kein Thema

Archivbild: Ellensohn und Vassilakou beim Wahlkampfauftakt Anfang September
Archivbild: Ellensohn und Vassilakou beim Wahlkampfauftakt Anfang SeptemberAPA/HERBERT NEUBAUER
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Maria Vassilakou "wird uns in diese Koalitionsverhandlungen führen", sagt Klubchef David Ellensohn. "Formelle Beschlüsse" werde es erst zur Bestätigung eines Abkommens mit der SPÖ geben.

Die Grünen haben sich am Montag nach der Wien-Wahl bemüht gezeigt, die ursprüngliche Rückzugsankündigung ihrer Spitzenkandidatin Maria Vassilakou für den Fall eines Wahlverlusts vergessen zu machen. Diese Personalie sei nicht nur derzeit, sondern überhaupt kein Thema, betonte Klubchef David Ellensohn gegenüber der Austria Presseagentur: "Mary wird uns in diese Koalitionsverhandlungen führen."

Offizielle Gremiensitzungen, wo Vassilakou die Vertrauensfrage stellen und bestätigt werden könnte, sind keine angesetzt. "Formelle Beschlüsse brauchen wir ganz am Ende", unterstrich Ellensohn, nämlich erst - wie beim letzten Mal - zur Bestätigung eines Koalitionsabkommens mit der SPÖ. Dass man weiter eine rot-grüne Koalition wolle, sei in der Partei ohnehin eindeutig festgesetzt.

Bereit für Koalitionsverhandlungen 

Intern werde das Wahlergebnis heute, Montag, aber sehr wohl analysiert, auch wenn einige Daten noch fehlen. Die Briefwahlstimmen werden ja erst Montagabend ausgezählt. Man mache sich für Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ bereit, so Ellensohn, und wolle möglichst rasch gemeinsame große Projekte aufstellen. Dies könnte etwa Wien als erste Modellregion für die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen sein, aber auch das Thema leistbare Wohnungen.

Vassilakou selbst hat sich in der Sache ihres Verbleibs noch nicht klar geäußert. Ihre ursprüngliche Ansage hatte Ende August in einem Interview mit der Austria Presseagentur so gelautet: "Sollte es zu Verlusten kommen, was ich nicht glaube, dann bedeutet das für mich auch, dass es an der Zeit ist, dass die nächste Generation bei den Grünen übernimmt." Im "Presse"-Chat wiederholte sie diese Ankündigung dann.

Kein Mandatsverlust?

Am Sonntagabend verwies sie dann auf die stabile rot-grüne Mehrheit, die "geliehenen" grünen Stimmen bei den Sozialdemokraten und die Möglichkeit, dass man inklusive Briefwahlstimmen vielleicht gar kein Mandat verlieren werde. Laut Hochrechnungen dürfte aber zumindest eines weg sein und der Verlust beim Stimmanteil rund einen Prozentpunkt betragen.

Bei der Wahlparty am Sonntagabend ließ sie dann durchblicken, dass sie auf jeden Fall bleiben will. "Ich bin stolz auf euch, ich bin dankbar und ich bin geehrt, eure Chefin zu sein", sagte sie dort. Man habe alles in die Schlacht geworfen, "ich sogar mich selber in einem bestimmten Moment", so ihre einzige Anspielung auf ihre Rücktrittsankündigung.

Pilz will linkspopulistisch werden

Laut dem Nachrichtenmagazin "profil" steht den Grünen nun ein Richtungsstreit bevor. Der Nationalratsabgeordnete Peter Pilz wird in der am Montag erscheinenden Ausgabe mit der Forderung nach einem Umbau der Partei zu einer linkspopulistischen Alternative für Protestwähler zitiert: "Wir stehen unabhängig vom Wiener Wahlergebnis vor einer historischen Entscheidung: Bleiben wir ein Anhängsel von Rot und Schwarz? Ein grüner Schwanz am halbtoten Hund? Dann liegt unser Plafond als liberale Ökopartei bei zwölf bis 13 Prozent. Oder bilden wir einen linkspopulistischen Gegenpol zu den Nationalisten?"

Auch der bisherige Gemeinderat Klaus Werner-Lobo sagt dem Magazin laut Aussendung: "Es ist offenbar nicht so wahnsinnig erfolgreich, mit inhaltsleeren Ansagen wie ,Öffi für alles' in den Wahlkampf zu gehen. Das ist eine postdemokratische Mainstreampolitik, die die Grünen jetzt überdenken müssen."

(APA/Red.)

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