"Ich hab euch lieb": Das "Phänomen H.-C.", die Mama und die Fans

Strache und Stenzel: Neben „HC, HC“ wurde auch „Uschi, Uschi“ gerufen.
Strache und Stenzel: Neben „HC, HC“ wurde auch „Uschi, Uschi“ gerufen.(c) APA/EPA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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FPÖ-Parteichef Strache ließ sich von allen Bevölkerungsschichten bejubeln. Kärnten will er "wieder freiheitlich machen".

Wien. Es gibt zwei Menschen, denen Heinz-Christian Strache an diesem Abend ganz besonders dankt. Der eine ist seine Mutter. („Mama, du bist die Beste. Ohne dich wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.“) Der andere ist Herbert Kickl. („Du bist großartig!“)

Der Generalsekretär und Wahlkampfleiter gibt am Sonntag die Komplimente wieder zurück: Die „Lokomotive“, das „politische Phänomen H.-C. Strache“ habe das Wahlergebnis erst ermöglicht. Ohne ihn wären die Freiheitlichen nicht so stark, wie sie jetzt sind.

Kickl trifft damit einen Punkt. Die FPÖ – das ist „der H.-C.“. Was eigentlich ohnehin klar ist, zeigt sich am Sonntag im Partyzelt der Partei noch einmal deutlich. Die Stimmung bessert sich zwar langsam, nachdem die Freiheitlichen langsam verdauen, dass das angekündigte Duell um Wien nicht stattgefunden hat. So richtig zu brodeln beginnt es aber erst, als der Chef das Zelt betritt: Endlich – nach langer Ankündigung, nach Generalproben für Begrüßungschöre, nach 22.30 Uhr.

Man merkt: Im Zelt warten nur wenige Funktionäre oder Sympathisanten, sondern hauptsächlich Fans. Strache wird hier nicht als Parteichef gesehen. Es herrscht eher eine Stimmung, als sei er – für sie – ein Held.

Und zwar nicht nur für die üblichen FPÖ-Anhänger. Man sieht sie natürlich auch an diesem Sonntag, junge Männer mit Schmiss im Gesicht. Aber es scheint jede Bevölkerungsschicht vertreten zu sein – in Tracht, im Anzug, im Ledermantel oder Kilt. Im Chor rufen sie alle gemeinsam „H.-C., H.-C.!“, als er tatsächlich angekommen ist. Dann, immer wieder: „Wir sind das Volk!“

Strache bewegt sich in einem Tross aus Fotografen, Securities und Funktionären langsam in Richtung Bühne – begleitet von Luftballons, Konfetti und Musik. An seinem Ziel, der Bühne, angelangt, lässt er die Menge erst einmal applaudieren.

„Sind eine tolle Gemeinschaft“

Zuerst etwas heiser, dann immer lauter, beginnt Strache mit seiner Dankesrede. Man merkt, vorher hat er stundenlang sein Ergebnis vor Journalisten rechtfertigen müssen. Jetzt ist er umringt von Menschen, die ihn als Held des Tages feiern. „Wir sind eine so unglaublich tolle freiheitliche Gemeinschaft“, rief Strache ins Publikum: „Ich hab euch alle lieb.“ Besonders erfreut ist er, dass er eine Sperrminorität im Landtag erreicht hat. „So können wir die Einführung des Ausländerwahlrechts blockieren.“ Kurze Pause für Jubel, dann fährt er fort: „Heute ist der Beginn einer neuen Ära.“ Und: „Bei der nächsten Nationalratswahl werden wir zur stärksten politischen Kraft.“

Bis dahin will er die Landesparteien neu aufbauen: „Ich will Kärnten wieder freiheitlich machen“, es brauche eine Neuaufstellung und Verjüngung. Auch in Salzburg, Tirol und Niederösterreich müsse mehr geschehen.

Dann stimmt die John Otti Band das Wahlkampflied „Immer wieder Österreich an“ – und alle singen mit. Auch wenn die angekündigte „Oktoberrevolution“, nicht stattgefunden hat. Das Partyzelt hatte zumindest einen Hauch Oktoberfest.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2015)

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