Wirtschaftsanwalt tritt gegen Stenzel an

Wirtschaftsanwalt tritt gegen Stenzel an
Wirtschaftsanwalt tritt gegen Stenzel an(c) Karl Newole
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Karl Newole ist frustriert über die österreichische Politik, das will er am 10. Oktober ändern. Er wird bei der Wahl der Bezirksvertretung mit einer Liste „Wir im Ersten“ antreten.

Unabhängige Listen haben meist ungewöhnliche Köpfe, die in die Politik wollen. Karl Newole, Anwalt in Wien I, ist keine Ausnahme. Während andere unabhängige Quereinsteiger oft skurril bis esoterisch wirken, klingt Newole nüchtern bis pragmatisch. Er wird bei der Wahl der Bezirksvertretung mit einer Liste „Wir im Ersten“ antreten. Über eine ausreichende Zahl an Unterstützungserklärungen verfügt er bereits.

Was bewegt einen erfolgreichen Wirtschaftsanwalt dazu, in die Politik zu gehen? „Gute Frage. Ich habe da einen idealistischen Approach. Wenn ich mich täglich über Missstände in der Politik ärgere, von Skylink über Buwog-Privatisierung bis zur Kostenexplosion bei der Wiener Feuerwache, muss ich dem doch irgendwann politisch entgegentreten“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“ und kündigt dabei gleich seine Kandidatur an.

Aber warum dann ausgerechnet im ersten Bezirk? Newole: „Irgendwo muss ich doch schließlich anfangen. Ich finanziere das auf eigene Kosten.“ Newole wohnt natürlich im Ersten und glaubt zu erkennen, wie der Bezirk Gefahr laufe, zu einem zweiten Venedig zu verkommen – ohne Bewohner, nur für Touristen. Das dürfe nicht passieren, daher habe er klare Forderungen, die er mit seinen Mitstreitern auch auf einer eigenen Seite (www.wirimersten.at) täglich verbreiten will: etwa für Innenstadt-Bewohner markierte und reservierte Parkplätze, Zulassung von Lebensmittelgeschäften in der City, die am Sonntag geöffnet haben dürfen, sowie eine Förderung von Wohnbau im Bezirk. Das ist auch einer seiner Kritikpunkte an der Politikerin, die der Absolvent der Johns Hopkins Uni (Bologna), gerne – Zitat – „stürzen“ würde: Ursula Stenzel, prominente amtierende Bezirksvorsteherin sei für neue Hotels – etwa im Palais Hansen – eingetreten. Das zeige, dass ihr neue Bewohner nicht am Herzen lägen. Genau die müsse man in den Bezirk bekommen, so Newole, für den Stenzel kein Jota „urban“ ist.

Dass er eine Nähe zur SPÖ habe, bestreitet der Anwalt vehement. Stimmt, er habe „im vergangenen Jahrtausend“ unter Innenminister Karl Blecha im Kabinett gearbeitet – „als Vertragsbediensteter des Innenministeriums“. Mitglied der SPÖ oder einer anderen Partei sei er nicht; wie der gebürtige Klagenfurter findet, dass „Parteipolitik auf Bezirksebene nichts verloren habe“. Dass er große Distanz zur SPÖ habe, könne er leicht beweisen, führt er aus. So wäre die Volksbefragung zur Citymaut stadtverfassungswidrig gewesen: Über Entgelte und Gebühren dürfe nicht abgestimmt werden – „steht in der Stadtverfassung, kann man nachlesen“, so Newole. „Ich, eine fünfte Kolonne der SPÖ? Das ist lächerlich. Welche SPÖ überhaupt? Ich habe die im ersten Bezirk noch nie gemerkt. Sie etwa?“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14. August 2010)

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