Nach der heftigen Kritik an seinem "Wiener Blut"-Plakat bläst FPÖ-Chef Strache zum Gegenangriff. Die Kritik sei eine "linkslinke Pervertierung". SP-Bürgermeister Häupl attestiert er "geistigen Tiefschlaf".
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache meldet sich nach zwei Wochen Ibiza-Urlaub in den Wiener Wahlkampf zurück. Nach der heftigen Kritik an seinen Plakaten mit dem Slogan "Mehr Mut für unser 'Wiener Blut' - Zu viel Fremdes tut niemandem gut" blies er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz zum Gegenangriff.
Strache bezeichnete die SPÖ als "Islamistenpartei" und attestierte SP-Bürgermeister Michael Häupl, "geistig in Tiefschlaf" zu sein. Die Kritik an seinen Plakaten wies er als "linkslinke Pervertierung des Begriffs" zurück.
Um seine Sicht der Dinge zu veranschaulichen, ließ Strache die wartenden Journalisten zu Beginn minutenlang mit "Wiener Blut"-Walzerklängen samt passender Diaschau bespielen. Erst dann setzte er sich mit den Worten "Ist das nicht schön?" ans Podium und schwärmte von Operette, Walzer und dem Vielvölkerstaat der Monarchie, der von einer mitteleuropäischen christlichen Kultur geprägt gewesen sei.
Strache weist Vorwurf der "Nazi-Diktion" zurück All das sei mit "Wiener Blut" gemeint. "Den Begriff als Nazi-Diktion zu bewerten , ist pervers", sagte er. Im Übrigen wende sich das FPÖ-Plakat "gegen zu viel Fremdes, nicht gegen das Fremde". Die SPÖ habe genau dies aus den Augen verloren. Angesichts von 36 entsprechenden Kandidaten könne man den Eindruck gewinnen, "dass sie eine Islamistenpartei geworden ist".
"Mehr Mut für unser 'Wiener Blut' - Zu viel Fremdes tut niemandem gut" - damit wirbt die FPÖ im Wien-Wahlkampf. Die SPÖ findet den Slogan "abstoßend und widerlich", die Grünen sprechen von Nazi-Jargon. Die FPÖ setze doch nur auf Operettenzauber und Walzerseligkeit, sagt dagegen FP-Chef Heinz-Christian Strache.DiePresse.com hat sich auf der Straße umgehört, was Wiener von dem umstrittenen Plakat halten. (c) APA (Herbert Neubauer) "Über das Plakat ärgere ich mich nicht. Das liest man und vergisst man wieder. Es wird sowieso bald wieder abgerissen und dann wird was Neues aufgehängt. Am Besten ist man lacht darüber", meint die 80-jährige Wienerin Herta Zimmermann. "Aber ich finde, dass Fremde, die nach Österreich kommen, sich mehr anpassen sollten. Sie müssen sich doch auch nach den anderen richten und Rücksicht nehmen." (c) Presse Digital "Ich finde das Plakat ganz schrecklich. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Diese Form der Politik ist wirklich geschmacklos und fremdenfeindlich", so die Pensionistin Monika P. (c) Presse Digital "Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl dirigierte auf der Mariahilfer Straße auch schon einmal den 'Wiener Blut'-Marsch. Keiner hat sich damals aufgeregt. Dann dürfen wir das wohl auch", erklärt der Pensionist Heinrich Griemann. Das Plakat richte sich gegen niemanden: "Musik- und Kulturfreunde sind sich da einig. 'Wiener Blut' steht für Österreichs Kultur. Der Walzer wurde von Johann Strauss geschrieben." "Und zu viel Fremdes tut wirklich niemanden gut. Viele Fremde bringen Bosheit und Zorn mit", betont der ehemalige Bauarbeiter. (c) Presse Digital "Ich finde die Kampagne hundertprozentig positiv. Weil HC Strache für mich mit all dem was er sagt, recht hat. Man hat das Gefühl, dass er der einzige ist, der sich für die Österreicher einsetzen möchte", sagt die Angestellte Petra H. (c) Presse Digital "In etwas abgeschwächterer Form wären in Straches Wahlplakaten denkenswerte Ansätze dabei. Wobei seine Formulierungen und Taten, die er noch setzen könnte, mit Vorsicht zu genießen sind", findet der Pensionist Arno B. (c) Presse Digital Die 17-jährige Schülerin Caroline P. findet das Plakat "geschmacklos" und "fremdenfeindlich". "Ich denke, dass man auch anders für eine Partei Werbung machen kann." (c) Presse Digital "Ich hab das Plakat das erste Mal auf Facebook gesehen und bin gleich der Gegen-Gruppe 'Runter mit den Plakaten' beigetreten. Es ist widerlich und für mich hört es sich auch wie eine Naziparole an", sagt die Angestellte Katrin G. über den Wahlauftakt der FPÖ. (c) Presse Digital Der Student Thomas T. findet das FPÖ-Plakat "abstoßend und widerlich". "Es ist absout nicht angebracht und wieder etwas zum Schämen für Österreich. Auch international gesehen, ist es eine Schande." (c) Presse Digital "Ich finde die aktuelle Kampagne der FPÖ ekelhaft und widerwärtig. Aber von HC Strache kann man ja auch nichts Anderes erwarten. Mir fehlen dafür einfach die Worte", so die Angestellte Katrin M. (c) Presse Digital "Das Plakat ist schon heavy. Aber so wie es jetzt in Österreichs Politik läuft, ist es auch nicht in Ordnung. Denn die Grenzen der Zuwanderung sind meiner Meinung nach erreicht. Ein Land verträgt nur eine gewisse Menge an Zuwanderern", meint der Selbstständige Mario B. "Aber diese Kampagne ist übertrieben und provokativ. Man muss einen Mittelweg finden." (c) Presse Digital Strache sehnte sich nach den verstorbenen Wiener SPÖ-Bürgermeistern Leopold Gratz und Helmut Zilk zurück. Diese hätten noch auf die Bevölkerung samt ihrer Kultur und Tradition geschaut. "Häupls Wiener SPÖ ist bestenfalls eine Karikatur der einstigen stolzen Sozialdemokratie", so Strache. "Ich glaube, es ist Zeit, dieses rote Diktat demokratisch abzuschütteln."
SPÖ, ÖVP und Grüne hatten das "Wiener Blut"-Plakat in den letzten Tagen heftig kritisiert. Zuletzt sagte die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), die Kampagne sei "lebensgefährlich" .
Der aktuelle Wahlsogan der FPÖ für die Wien-Wahl "Mehr Mut für unser 'Wiener Blut' - Zu viel Fremdes tut niemandem gut" sorgt für Empörung. Die Grünen forderten bereits den Stopp der Plakatwelle und erklärten, die Wortwahl der Plakate erinnere an "Nazi-Jargon". Die FPÖ ließ auch schon in der Vergangenheit mit ähnlichen Wortkreationen aufhorchen. Bei der Nationalratswahl 2006 etwa zierte der Reim "Daham statt Islam" ihre Plakate.Hier ein Überblick über andere polarisierende Wahlplakate. (c) APA (Helmut Fohringer) Für Gesprächsstoff in Klagenfurt sorgt derzeit ein Plakat, auf dem man das Unfallauto des ehemaligen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider sieht. Darunter liest man die Aufschrift "Follow your leader". Dazu prangen die Namen von Heinz-Christian Strache und Gerhard Dörfler mit einem fiktiven Sterbedatum darauf. Laut "Krone" stammt das Plakat von der Grünalternativen Jugend. Die FPK und die FPÖ sind empört, genauso wie die Kärntner Grünen, die sich von dem Plakat distanzieren und die Urheberschaft bestreiten. (c) APA (Ermo) Die Verkehrskampagne der Jungen ÖVP (JVP) für einen 24-Stunden-Betrieb der Wiener U-Bahn trieb SPÖ und Grüne 2009 auf die Barrikaden. Die JVP warb mit zwei leichtbekleideten Pappfiguren, die sich das Schild "24 h Verkehr am Wochenende" vor die Brust halten. Auf einem weiteren Sujet schmachtet die Frau ihren Mann im Muskelshirt mit den Worten an: "Wenn wir unseren Verkehr so planen, kommen wir nie in Fahrt...". SPÖ und Grüne fanden die Kampagne "geschmacklos und sexisitisch". JVP Wien Bei der ÖH-Wahl 2009 setzten die SPÖ-Studenten des VSStÖ mit einer Papstkarikatur auf Provokation. Aus dem Spiegel blickt Papst Benedikt XVI. ein Affe in Talar und Stola entgegen, um den Hals das Bischofskreuz. Auf einem Plakat daneben prangen die neuen Todsünden – Homosexualität, Gleichstellung, Abtreibung, Verhütung, Aufarbeitung, Kritik an der Kirche. Die Karikatur war auf dem Cover des Uni-Magazins „Sowi Offensiv“ zu sehen. Der Titel des dazugehörigen Artikels lautete „Vom Affen zum Pfaffen“. Robert Jäger Mit einer besonders geschmacklosen Kampagne ritterte das BZÖ bei den Grazer Gemeinderatswahlen 2008 um die Gunst der Wähler. Zum Glück nur mit Besen bewaffnet versprachen Spitzenkandidat Gerald Grosz und andere BZÖ-Kandidaten "Wir säubern Graz". BZÖ Nach heftiger Kritik der anderen Parteien relativierte Gerald Grosz die BZÖ-Kampagne. Er betonte, dass sie sich nicht gegen Menschen, sondern gegen Missstände richte. "Aber auch gegen Extremisten, Fundamentalisten und Fanatisten", ergänzte Peter Westenthaler. Denn "Wir sind für Law and Order". Knapp fünf Prozent der Wähler begrüßten diese Form der Politik. Anonym Ein Plakat, das die Wiener Grünen an ihrer Parteizentrale in der Lindengasse hängen hatten, erhitzte im Dezember 2007 die Gemüter. In Abwandlung des Werbesujets "Nimm ein Sackerl für mein Gackerl" der Stadt Wien dichtete jemand "Nimm dein Flaggerl für dein Gaggerl" mit dem Zusatz: "Wer Österreich liebt, muss Scheiße sein". Aufgehängt wurde das viel kritisierte Plakat von der Grünen Parteijugend, die damit Nationalismus-Kritik üben wollten. Das verfremdete Hundekot-Plakat wurde aber alsbald wieder entfernt. (c) APA (Martin Fichter) Eine Schlacht der Schuldzuweisungen lieferten sich ÖVP und SPÖ in vergangenen Wahlkämpfen zuhauf. Vom Anschwärzen des Konkurrenten versprachen sich die Wahlkampfzentralen offenbar viel Erfolg. So startete die ÖVP bei den Wiener Landtagswahlen 2005 mit einer Negativ-Plakatserie durch, die immer den Untertitel "weil in Wien rot regiert" trug. Das führte beispielsweise zu diesem Slogan: "Die meisten Arbeitslosen in Österreich - weil in Wien rot regiert" . (c) APA (Barbara Gindl) Bei den Nationalratswahlen 2008 wurde der Ton der ÖVP noch etwas schärfer. Man warf der SPÖ vor, sie habe "Ganz Wien für dumm verkauft!". Anlass für den verbalen Schlagabtausch war eine angebliche "Entlastungslüge der Faymann-Gusenbauer-SPÖ". Denn laut ÖVP sei nur Luxus-Essen wirklich billiger und auf den Mittelstand völlig vergessen worden. Aus diesem Grund pries sich die ÖVP im unteren Drittel des Plakats auch als "Die bessere Wahl" an. (c) Presse Print (Michaela Bruckberger) Aber auch die SPÖ sparte nicht an kritischen Tönen ihrem Wahlkonkurrenten ÖVP gegenüber. Bei der Nationalratswahl 2006 buhlten die Sozialdemokraten um eine ihrer größten Wählerschaften - die Pensionisten. "Die ÖVP wird Pensionen weiter kürzen" hieß ein Werbeslogan. Aber "nicht mit uns" versprach die SPÖ, denn "mehr Fairness braucht das Land". (c) Presse Print (Clemens Fabry) Eine neue Wahltaktik schlug Werner Faymann bei den Nationalratswahlen 2008 an. Er meinte, es sei "Genug gestritten" und setzte auf Versöhnung und Dialogbereitschaft mit der ÖVP. Trotz herber Verluste konnte er den ersten Platz für die SPÖ sichern. Am 23. November 2008 erklärten SPÖ und ÖVP in trauter Einheit, dass sie sich auf eine Neuauflage der großen Koalition mit Werner Faymann als Bundeskanzler geeinigt haben. SPÖ Auch in Deutschland sorgte schon so manches Wahlplakat für großes Aufsehen. So etwa ein Plakat, das im Berliner Wahlbezirk Kreuzberg-Friedrichshain 2009 hing. Es zeigt zwei Frauen mit tiefem Dekolleté: Die Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel und rechts daneben Vera Lengsfeld, CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemals DDR-Bürgerrechtlerin der ersten Stunde. Darunter der Slogan: "Wir haben mehr zu bieten." (c) AP Photo (Gero Breloer) Das Plakat löste einen heftigen Streit über Sexismus, Prüderie und doppelbödige Wahlwerbung aus. Auch in der CDU-Zentrale zeigte man sich nicht sonderlich amüsiert. Ein CDU-Sprecher befand knapp: "Das ist nicht mit uns abgestimmt." Auch mit der Kanzlerin nicht, wie Lengsfeld freimütig einräumte. Die umstrittenen Wahlplakate der Berliner CDU-Politikerin wurden abgehängt und durch ein neues Motiv ersetzt. AP Photo (Gero Breloer) Mit einem schwarzen weiblichen Hintern, um den sich weiße Frauen-Hände mit rot-lackierten Fingernägeln schließen, wollten die Grünen ebenfalls 2009 im deutschen Kaarst (Nordrhein-Westfalen) bei den Wählern punkten. Die dazugehörige Botschaft: "Der einzige Grund, Schwarz zu wählen. Zeit für Grün". Vom politischen Gegner hagelte es Kritik für das Sujet: Es sei rassistisch und sexistisch. Das Plakat wurde daraufhin zurückgezogen. (c) APA (dpa) Wahlplakate, die für Aufregung sorg(t)en (APA)
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