Als Amerika Hitler in den Bauch trat

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Die Intervention US-amerikanischer Streitkräfte auf dem europäischen Kriegsschauplatz hatte spätestens im November 1942 mit der Landung in Marokko und Algerien begonnen.

Alle Jahre wieder wird am Jahrestag von „Overlord“ der alliierten Invasion in der Normandie vom Juni 1944 gedacht. Dabei begann der Feldzug der Briten und Amerikaner gegen das von Hitler und Mussolini dominierte Europa weit früher: mit der Landung in den französischen Besitzungen Marokko und Algerien im November 1942.

Ziel dieser „Operation Torch“ (Fackel): Die „Deutsch-italienische Panzerarmee“ von General Erwin Rommel, deren 60.000 Mann seit der Zweiten Schlacht von El Alamein (Oktober 1942) gegen die 8. britische Armee auf dem Rückzug waren, sollte vernichtet werden; später wollte man nach Italien übersetzen. Unsicher war die Haltung der französischen Truppen in Marokko, Algerien und Tunesien (rund 120.000 Mann), da sie dem „Vichy-Regime“ unterstanden – der Regierung, die nach dem Sieg der Deutschen über Frankreich 1940 nur noch über Südfrankreich und die Kolonien herrschte und zu Hitler loyal sein musste. Also sondierte der US-Konsul in Algier, Robert Murphy, die Lage in Treffen mit französischen Offizieren. Im Oktober wurde US-General Mark Clark vom britischen U-Boot HMS „Seraph“ zu Gesprächen nach Algerien gebracht. Die Franzosen signalisierten Zustimmung, am 8. November kam der Angriff.

Die Invasionsarmee zählte etwa 105.000 Mann. Bei Casablanca landeten zwei US-Infanteriedivisionen und eine Panzerdivision, bei Oran eine US-Panzer-, eine Infanteriedivision und ein Fallschirmjägerregiment. Eine US-Infanteriedivision, zwei britische Brigaden und Kommandos nahmen Algier (s. Foto: US-Truppen am Strand).

Einige Vichy-Verbände kämpften: Artillerie beschoss Schiffe, Scharfschützen nagelten die unerfahrenen Amerikaner am Strand fest, Stoßtrupps, die die Häfen in Oran und Algier besetzen wollten, wurden aufgerieben. Ein Putschversuch von General Antoine Béthouart gegen den prodeutschen Hochkommissar in Casablanca, General Charles Noguès, scheiterte. Am 9.November rief der Chef aller Vichy-Streitkräfte, Admiral François Darlan, aber eine Waffenruhe aus.

Die Alliierten stießen nach Tunesien vor, Fallschirmjäger nahmen am 12.November den Grenzort Bône. Deutsche und Italiener hatten aber Truppen nach Tunesien verlegt, der Krieg währte dort bis Mai 1943, und als Vergeltung besetzten beide Vichy-Frankreich. Die französische Flotte in Toulon entging großteils der Kaperung, indem sie sich versenkte. Übrigens: Clark und Béthouart wurden 1945 Befehlshaber der US- bzw. französischen Besatzungszone in Österreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2012)

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