Nürnberger Gerichtssaal wird Museum

Nürnberger Kriegsverbrecherprozess
Nürnberger KriegsverbrecherprozessEPA
  • Drucken

Der Schwurgerichtssaal, in dem sich nach dem Zweiten Weltkrieg NS-Verbrecher verantworten mussten, ist künftig für Besucher vollständig geöffnet.

Mehr als 60 Jahre nach den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen soll der Schwurgerichtssaal 600 als Museum für Besucher künftig vollständig geöffnet sein. "Da immer weniger Zeitzeugen leben und ihre Erfahrungen weitergeben können, ist es unsere Pflicht, diese Erfahrungen in den historischen Gebäuden zugänglich zu machen", sagte Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) am Mittwoch in Nürnberg. Bisher ist der Saal im Justizpalast für die Öffentlichkeit nur eingeschränkt und zu bestimmten Zeiten betretbar, weil er zusätzlich noch als Schwurgerichtssaal und für Großverfahren des Landgerichts Nürnberg-Fürth genutzt wird.

Dieser Platzmangel endet 2018: Bis dahin soll ein Neubau am Westflügel des Justizgebäudes für rund 20 Millionen Euro fertiggestellt sein. Der Saal 600 soll dann ausschließlich als Stätte zur Erinnerung an die Prozesse gegen die NS-Kriegsverbrecher dienen. Vorläufig ist er weiter nur von freitags bis montags für Besuchergruppen zugänglich; allerdings darf die Öffentlichkeit an diesen Tagen ab sofort den Schwurgerichtssaal vollständig betreten.

Zudem werden sechs Bildtafeln im Saal aufgestellt, die den Besuchern zeigen, wie er vor über 60 Jahren aussah. Tabletcomputer mit Original-Filmsequenzen der Nürnberger Prozesse, etwa dem Einzug der Angeklagten oder dem Verhör Hermann Görings, informieren über die Bedeutung des Saals als "Geburtsstätte des Völkerstrafrechts". Audioguides in sieben verschiedenen Sprachen liegen für ausländische Besucher bereit.

Langfristig soll der Schwurgerichtssaal 600 für eine Anerkennung als Unesco-Welterbe vorgeschlagen werden, erklärte Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU). Deshalb prüfe das Landesamt für Denkmalpflege, welche Möglichkeiten es gebe, um den Saal in seinen Originalzustand zurückzuversetzen. Das Interesse der Touristen an dem historischen Erbe der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse sei groß, erläuterte der Leiter des Memoriums Nürnberger Prozesse, Hans-Christian Täubrich. Im Eröffnungsjahr 2010 kamen rund 56.000 Besucher ins Memorium, zu dem der Saal 600 gehört; dieses Jahr rechnet Täubrich mit weit über 70.000.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.