NS-Opfer Käthe Leichter erhält posthum Doktortitel zurück

Leichter war in der Zwischenkriegszeit Begründerin und Leiterin der AK-Frauenabteilung. 1942 wurde sie vom NS-Regime ermordet.

Die 1942 von den Nationalsozialisten in der Tötungsanstalt Bernburg ermordete Frauenaktivistin Käthe Leichter hat posthum ihre Doktorwürde zurückerhalten. Ihrem Sohn Franz Leichter sei es gelungen, dass die Universität Heidelberg den Entzug des Doktortitels seiner Mutter annulliert hat, teilte die Arbeiterkammer Wien am Freitag mit. Leichter war Begründerin und Leiterin der AK-Frauenabteilung.

Leichter, am 20. August 1895 in Wien geboren, erkämpfte sich 1914 durch eine Klage die Zulassung zum Studium der Staatswissenschaften an der Universität Wien. Die Abschlussprüfungen wurde ihr allerdings wieder verwehrt, weshalb sie nach Heidelberg übersiedelte, wo sie an der Universität 1918 promoviert wurde.

Laut AK-Präsident Rudolf Kaske war Leichter eine der intellektuell einflussreichsten Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung der Zwischenkriegszeit. Von 1925 an baute sie die Frauenabteilung in der AK auf und leitete diese bis 1934. In dieser Zeit verfasste sie Grundlagenwerke der Arbeiterinnengeschichte, etwa das "Handbuch der Frauenarbeit", die erstmals die schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen in der Zwischenkriegszeit erfassten und zu rechtlichen Verbesserungen geführt haben.

Nach den Februarkämpfen 1934 und dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei flüchtete sie in die Schweiz, kehrte aber bereits im September wieder zurück, um im Untergrund ihre politische Arbeit fortzusetzen. 1938 wurde Leichter von den Nazis festgenommen, ihrem Mann und den beiden Söhnen Heinz und Franz gelang die Flucht. Während der Gestapohaft wurde ihr 1939 die Doktorwürde von der Universität Heidelberg aberkannt. Schließlich wurde Leichter im NS-Konzentrationslager Ravensbrück interniert und 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet.

Leichters Sohn Franz, der von seiner Mutter mit acht Jahren getrennt wurde, ist nun die Annullierung des Beschlusses der Universität Heidelberg gelungen. Deren Rektor, Bernhard Eitel, bedauert laut AK in einem Schreiben an Franz Leichter, "dass bis zum heutigen Tag unsere Universität es verabsäumt hat, Ihre Familie um Vergebung zu bitten für die Entehrung, die im Namen unserer Universität ausgesprochen wurde". Er bezeichnet den Entzug der Doktorwürde als "unerträgliches Unrecht".

(APA)

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