RAF: Christian Klar kommt nach 26 Jahren frei

Christian Klar
Christian Klar(c) AP ()
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Der ehemalige RAF-Terrorist Christian Klar wurde 1982 verhaftet. Er war an mehreren Attentaten mit tödlichen Ausgang beteiligt. Klar ist heute 56 Jahre alt.

Der ehemalige deutsche RAF-Terrorist Christian Klar kommt nach 26 Jahren im Gefängnis auf freien Fuß. Er wird am 3. Jänner auf Bewährung entlassen, teilte das Oberlandesgericht Stuttgart am Montag mit.

Der inzwischen 56 Jahre alte Klar war in den 1970er Jahren einer der führenden Köpfe der zweiten Generation der linksterroristischen Roten Armee Fraktion. Gemeinsam mit der bereits freigelassenen Brigitte Mohnhaupt beging er im Jahr 1977 den Mord an dem Bankier Jürgen Ponto.

Mord an Buback?

Seine Beteiligung am Mord an Generalbundesanwald Siegfried Buback wurde nie nachgewiesen, in jüngeren Jahren wurde er durch neue Zeugenaussagen entlastet.

Das Urteil "Lebenslang" erhielt er aufgrund seiner Beteiligung an allen RAF-Attentaten des Jahres 1977 und wegen des Angriffs auf den US-General Frederik Kroesen sechsmal. Das Gericht hatte ihm insgesamt neunfachen gemeinschaftlichen Mord und elffachen Mordversuch zur Last gelegt.

Reue ist "kein Begriff"

Klars Äußerungen aus dem Gefängnis in Bruchsal nahm die Öffentlichkeit irritiert, mitunter auch empört zur Kenntnis. In einer Grußbotschaft an das linke Spektrum äußerte er Anfang 2007 die Hoffnung, "die Niederlage der Pläne des Kapitals zu vollenden". Schon 2001 hatte er in einem Fernseh-Interview gesagt, er wolle den "Aufbruch, den auch eben die RAF dargestellt hat", weitertragen. Reuegefühle, sagte er damals, seien im "politischen Raum, vor dem Hintergrund von unserem Kampf", keine Begriffe. Die kapitalismuskritische Grußbotschaft Klars 2007 brachte ihn um eine vorzeitige Begnadigung. Damals lehnte Bundespräsident Köhler das Gnadengesuch ab.

Peymann bekräftigt Praktikumsangebot

Der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, hält das Praktikumsangebot an Klar aufrecht. Sollte Klar am (heutigen) Montag aus der Haft entlassen werden, könne er ein Praktikum am Berliner Ensemble absolvieren, bestätigte eine Sprecherin des Ensembles der AP. Peymann hatte dem 56-jährigen Klar bereits 2005 angeboten, als Bühnentechniker ein Praktikum zu machen. Er hatte dies damit begründet, dass der Exterrorist nach 23 Jahren Haft eine Chance zur Rückkehr in die Gesellschaft bekommen müsse.

Nach Angaben der Richter wurde bisher kein früheres RAF-Mitglied nach der Haftentlassung wieder einschlägig straffällig. Ex-RAF-Mitglied Brigitte Mohnhaupt wurde im März 2007 nach 24 Jahren aus der Haft entlassen. Sie war wie Klar unter anderem wegen Beteiligung an den Morden an Buback, Schleyer und Ponto verurteilt worden. Auch Ex-RAF-Mitglied Knut Folkerts verbüßte wegen der Beteiligung an dem Buback-Mord eine Haftstrafe; er kam 1995 frei.

Kritik von deutschen Politikern


Die angekündigte Haftentlassung stieß aber auch auf Kritik. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von einer unverständlichen Missachtung des Rechtsempfindens. "Als Polizist, der die Zeit des RAF-Terrorismus miterlebt hat und mitansehen musste, wie Menschen auf brutalste Weise getötet und schwer verletzt wurden, verspüre ich heute tiefe Bitternis", sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg.

Der FDP-Politiker und frühere deutsche Innenminister Gerhard Baum verteidigte wiederum die angekündigte Haftentlassung: "Das ist eine völlig korrekte Entscheidung", sagte Baum der Tageszeitung "taz" (Dienstagsausgabe). "Das ist die Normalität des Strafvollzugs. Sie muss auch für Terroristen gelten."

(APA/Red.)

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