Sudetendeutsche: Weiteres Grab in Tschechien vermutet

Forensic experts Renee Kosalka, of Toronto, Canada, left and Sharna Daley of London, Britain, inspect
Forensic experts Renee Kosalka, of Toronto, Canada, left and Sharna Daley of London, Britain, inspect(c) AP (Amel Emric)
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Der Enkelsohn eines Opfers glaubt die genaue Stelle zu kennen, wo sein ermordeter Großvater begraben wurde. Ganz in der Nähe war bereits 2010 ein Massengrab entdeckt worden.

Im Vorjahr war auf der Wiese "Budinka" im tschechischen Dobronin nahe Iglau (Iglava) ein Massengrab von möglichen Sudetendeutschen entdeckt worden. Wenige Monate später wird auf dem Areal ein weiteres Massengrab mit Leichen Deutschsprachiger vermutet, die im Mai 1945 von den tschechischen "Revolutionsgarden" ermordet wurden.

Manfred Fuchs, der Enkel des Opfers Josef Röhrich, zeigte tschechischen Kriminalisten den genauen Ort, wo sein Großvater begraben sein könnte, berichtete der Tschechische Rundfunk (CRo) am Montag.

"Ich habe glaubwürdige Informationen, dass mein Großvater gerade hier ums Leben kam und hier begraben ist. Ich wünsche mir, dass das überprüft wird", sagte Fuchs dem Sender. Das vermutete Massengrab liegt laut Fuchs an einem Bach bei einem Eisenbahnviadukt.

"Abgeführt und massakriert"

"Mein Großvater war schon damals zu alt. Deswegen wurde er nicht in die (Deutsche) Wehrmacht eingezogen. Den ganzen Krieg war er zu Hause", sagte Fuchs weiter. Trotzdem sei sein Großvater bei einer Gruppe von rund 15 Sudetendeutschen gewesen, die Gardisten in ein Zeughaus eingeschlossen und schließlich abgeführt und massakriert hätten. Fuchs wurde erst nach dem Krieg in Deutschland geboren und hat seinen Großvater somit nie gekannt.

Der Ermittler Michal Laska, der sich mit dem Massaker an den Sudetendeutschen befasst, stellte eine Überprüfung der Informationen von Fuchs in Aussicht. "Ich gehe davon aus, dass man zunächst eine Oberflächenuntersuchung durchführen wird, bevor man mit Ausgrabungsarbeiten beginnt", sagte Laska.

Der letzte Zeuge ist tot

Ob die im August 2010 auf der Wiese "Budinka" ausgegrabenen Knochenreste von Sudetendeutschen sind, ist bisher offiziell nicht bestätigt. Die tschechische Polizei wartet immer noch auf die Analyseergebnisse. Im Februar starb im Alter von 89 Jahren der letzte Zeuge Robert Kautzinger, der möglicherweise auch Mittäter bei dem Massaker war.

Für die Aufklärung des Massakers setzt sich seit Jahren der tschechische Journalist Miroslav Mares aus Jihlava ein, der entsprechendes Archivmaterial sammelt. Darunter befindet sich unter anderem das Buch "Bergersdorf" der deutschen Schriftstellerin Herma Kennel. Die Autorin schreibt darin, dass zwischen dem 12. und 19. Mai 1945 einige unter Alkoholeinfluss stehende Personen 15 Deutsche massakriert hätten. Die Täter hätten die Opfer vom Zeughaus abgeholt und auf ein Feld nahe eines Waldes geführt. Dort hätten die Opfer ihre eigenen Gräber ausschaufeln müssen. Danach seien sie erschlagen oder erschossen worden.

(APA)

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