Habsburg-Begräbnis: Wien wird Adelsmetropole

(c) REUTERS (MICHAEL DALDER)
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Zum Requiem im Stephansdom vereint sich der europäische Hochadel mit Politikern aus dem In- und Ausland. Es werden fast alle österreichischen Minister, sowie Mitglieder des europäischen Parlaments erwartet.

Wien. Mit seinem Tod hat er es doch noch irgendwie geschafft: Wenn Otto Habsburg-Lothringen am 16. Juli in Wien beigesetzt wird, werden Vertreter aus den europäischen Adelsfamilien in seltener Eintracht neben Politikern aus Österreich und der EU sitzen. „Wir haben bereits Zusagen vom georgischen Staatspräsidenten Micheil Saakaschwili, von Prinzessin Marie-Christine von Kent und dem EU-Politiker Paul Rübig erhalten“, sagt Rainhard Kloucek, Sprecher des Organisationskomitee rund um die Beisetzungsfeierlichkeiten.

Weiters werden laut seinen Angaben fast alle österreichischen Minister, Mitglieder des europäischen Parlaments und Vertreter verschiedener Hochadelsfamilien in Europa erwartet. Besonders der Adel wird gut vertreten sein: So ist bekannt, dass Otto Habsburg ausgezeichnete Kontakte zum Haus des Großherzogs von Luxemburg, dem spanischen oder dem marokkanischen Königshaus hatte. Der offizieller Vertreter von Papst Benedikt XVI. („Die Presse“ berichtete) wird nun Kardinal Christoph Schönborn selbst sein, der auch als Hauptzelebrant die Messe im Stephansdom leitet. Mit Pater Paul Habsburg als Kozelebrant ist ein Familienmitglied unter den Geistlichen.

Wie die Begräbniszeremonie im Wiener Stephansdom aber ablaufen wird, liegt streng in Familienhand: Ein zehnköpfiges Organisationsteam unter der Leitung von Michael Habsburg-Lothringen (ungarische Linie) und dem 37-jährigen Gutsbesitzer Dominik Habsburg-Lothringen aus Kärnten (toskanische Linie) ist zurzeit Tag und Nacht im Einsatz.

Familientreffen in Mariazell

Wie viele Angehörige des Habsburger-Clans, der mit 600 Mitgliedern fast den halben Dom füllen könnte, anwesend sein werden, weiß Sprecher Kloucek nicht. Mit 150 Teilnehmern wird ein Teil der Familie aber schon beim Requiem in Maria Zell, am 13. Juli, zur Zusammenführung der Särge von Otto und seiner verstorbenen Ehefrau Regina erwartet.

Und auch sonst werden immer mehr Details zur Zeremonie bekannt. So wird Ottos Sarg auch bei der Aufbahrung in Wien ständig verschlossen sein. „Sonst hätte es kein Sargtuch geben können“, erklärt Kloucek. Das bodenlange Tuch, das mit Schwarz-Gelb die traditionellen Farben der Monarchie zeigt, ist abgesehen vom Familienwappen auch mit einem Logo der Paneuropa-Bewegung bestickt – als Zeichen für Habsburgs europapolitische Bestrebungen. An den Seiten des Tuches sind Stücke der Lodenmäntel der sieben Kinder Habsburgs eingenäht.

Engster Kreis: 100 Habsburger

Das „gemeine Volk“ wird das Requiem im Stephansdom mithilfe von drei Videoleinwänden verfolgen können, die vor dem Dom, der Hofburg und der Kapuzinerkirche aufgestellt werden. Letztere wird schon am Donnerstag und Freitag die „Schlüsselmomente“ der Aufbahrung Habsburgs in der Kirche übertragen.

Nach der Zeremonie im Stephansdom wird es einen Umzug zur Kapuzinerkirche geben. Dort hinein gelangt aber nur mehr die Kernfamilie der Habsburger, also rund hundert Personen. Sie werden den Kaisersohn schließlich in seine letzte Ruhestätte, in die „Gruftkapelle“ der Kapuzinergruft, geleiten. Mittlerweile steht – nach mehrmaligem Hin und Her – auch die Anordnung der Särge fest: Ehefrau Regina wird links liegen, Otto Habsburg rechts und damit in der Nähe seiner Mutter. Beide Köpfe in Richtung Altar.

Grafik: Die Presse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2011)

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