Der Sarg des verstorbenen Kaisersohns wird heute Nachmittag im Wallfahrtsort Mariazell aufgebahrt. Damit beginnen die Trauerfeiern in Österreich.
Im steirischen Wallfahrtsort Mariazell beginnen heute, Dienstag, die österreichischen Trauerfeiern für den verstorbenen Otto Habsburg. Die Särge des ältesten Sohnes des letzten österreichischen Kaiserpaares Karl I. und Zita sowie seiner im Vorjahr verstorbenen Frau Regina werden am Dienstagnachmittag in Mariazell in Empfang genommen und in der Basilika aufgebahrt. Am Montag war der langjährige EU-Abgeordnete der bayerischen Regierungspartei CSU in München feierlich verabschiedet worden.
Heute werden nach Auskunft von Habsburg-Sprecherin Eva Demmerle die Särge von Otto und Regina aus dem bayerischen Starnberg, in dessen Nähe das Paar viele Jahre gelebt hatte, mit Glaswägen der Bestattung Wien nach Mariazell gebracht.
Sarg wird am Mittwoch nach Wien überstellt Am Mittwoch feiert dann der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari ein Requiem für die Verstorbenen in dem Marienwallfahrtsort, am Abend geht es weiter nach Wien, wo die Särge in der Kapuzinerkirche aufgebahrt werden. Am Samstag folgt das feierliche Requiem für Otto im Wiener Stephansdom mit anschließender Bestattung des Paares in der Kapuzinergruft.
Otto Habsburg-Lothringen ist am 3. Juli in Bayern 98-jährig verstorben. Er war als Kind des im Jahr 1918 entthronten Kaisers Karl der letzte Kronprinz der österreichisch-ungarischen Monarchie. Ein Rückblick auf sein bewegtes Leben ... APA (Roland Schlager) Habsburg war der Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl I. und seiner Ehefrau Zita. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Otto Habsburg als Kaiser von Österreich - Monarchisten träumten davon immer wieder. Bei mehreren kleinen Demonstrationen forderten die Habsburg-Verehrer etwa:"Wenn schon Hofburg, dann mit Habsburg!" (c) APA (Roland Schlager) Als erstgeborener Sohn des Kaisers und damit Thronfolger wurde Habsburg als Kind auf eine zukünftige Herrscherrolle vorbereitet. Da Karl I nach Auflösung der Monarchie die Landesverweisung drohte, ging die Familie 1919 ins Exil. Bis 1921 lebte die Familie Habsburg in der Schweiz, später auf Madeira und in Spanien. Im Bild: Otto Habsburg als Zweijähriger neben seinen Eltern und seiner Schwester Adelheid. (c) APA Das Habsburger-Gesetz von 1919 untersagte Otto Habsburg die Einreise nach Österreich, so lange er nicht auf seine Herrschaftsansprüche verzichtet und sich als Bürger der Republik bekennt. Zu dieser Verzichtserklärung konnte sich Habsburg erst 1961 durchringen. Die Einreise wurde ihm aber vorläufig dennoch verweigert. (c) APA Die Diskussion um eine Rückkehr Habsburgs nach Österreich führte in den Sechzigerjahren zur schwarz-roten Koalitionskrise. Im Jahr 1963 brachten SPÖ und FPÖ den gemeinsamen Entschließungsantrag "Habsburgs Rückkehr unerwünscht" ein. Im Bild: Habsburg bei einem Besuch bei Bundespräsident Fischer. (c) APA (Tatic) Im Jahr 1966 reiste Otto Habsburg erstmals wieder nach Österreich ein. Das führte zu einem Streik von rund 250.000 Arbeitnehmern. 1972 kam es schließlich zum historischen Handschlag zwischen Habsburg und dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky. (c) AP (Walter Bieri) Von dem Jahr 1951 an war Habsburg mit Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen verheiratet. Aus Anlass seiner Hochzeit gab Habsburg das Rauchen auf - davor hatte er bis zu hundert Zigaretten täglich geraucht. Danach gönnte er sich nur noch einmal im Jahr eine Dosis Nikotin: am Weltnichtrauchertag. (c) AP Aus der Ehe von Otto und Regina Habsburg gingen sieben Kinder hervor - zunächst fünf Töchter (Andrea, Monika, Michaela, Gabriela und Walburga), dann zwei Söhne. Seinem ältesten Sohn Karl übergab Otto Habsburg 2000 seine Stellung als Souverän des Ordens vom Goldenen Vlies und mit 1. Jänner 2007 auch seine Funktion als Chef des Hauses Habsburg. Im Bild: Habsburg mit seinen Sohn Karl und dessen Frau Francesca. (c) APA (H. Pfarrhofer) Der jüngste Sohn Georg steht hinter seinem Bruder Karl und dessen Sohn Ferdinand Zvonimir an dritter Stelle der Nachfolge. Im Bild: Habsburg mit seinem Sohn Georg und dessen Sohn Karl-Konstantin. (c) AP (Attila Kovacs) Otto Habsburg ist Staatsbürger von Österreich, Ungarn, Deutschland und Kroatien. Seinen ständigen Wohnsitz hat er zwar in Deutschland, seine dortige Villa am Starnberger See heißt aber "Villa Austria". (c) Die Presse (Clemens Fabry) Von 1979 bis 1999 war Habsburg für die CSU Mitglied des Europäischen Parlaments. Er wurde damit mit Abstand zum dienstältesten aller EU-Parlamentarier. Die europäische Einigung hat er von Anfang an verfochten (c) Reuters Der überzeugte Katholik sprach sich stets dafür aus, den Gottesbezug in die Europäische Verfassung einfließen zu lassen. Über Papst Johannes Paul II schrieb er ein Buch. (c) AP (Plinio Lepri) Das gute Verhältnis der Habsburger zur katholischen Kirche kam Habsburgs Vater Karl I noch post mortem zugute: Im Oktober 2004 wurde er selig gesprochen. Bedingung dafür ist ein von der Kirche anerkanntes Wunder - in Karls Fall sollen die Beingeschwüre einer polnischen Nonne durch Fürbitten an ihn geheilt worden sein. Die Seligsprechung löste Kontroversen aus, da Karl I für Giftgaseinsätze im Ersten Weltkrieg verantwortlich gemacht wird. (c) APA (Gebetsliga Archiv) Habsburg betätigte sich als Publizist und Schriftsteller. Eine Auswahl seiner Werke: Probleme des Atomzeitalters, Gottes Hand in der Geschichte, Der Habsburg-Faktor. (c) APA (Harald Schneider) Von 1973 bis 2004 war Otto Habsburg Präsident der Paneuropa-Union, danach war er internationaler Ehrenpräsident der Bewegung. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Im Jahr 2000 wurde Habsburg die goldene Ehrennadel der österreichischen Widerstandsbewegung verliehen. Habsburg hatte 1938 den Einmarsch Hitlers in Österreich zu verhindern versucht. (c) APA (Herbert Pfarrhofer) Ein Jahr vor Otto Habsburgs Tod starb seine Gattin Regina im 86. Lebensjahr nach jahrelanger schwerer Krankheit. (c) APA (Roland Schlager) Das Leben des ''Thronfolgers ohne Thron'' (APA)
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