Im steirischen Wallfahrtsort Mariazell wurde Otto Habsburg mit seiner 2010 verstorbenen Ehefrau Regina in der Basilika aufgebahrt. Die Polizei spricht von einem „normalen Besucheraufkommen“.
Mariazell. Ein letzter Pilgerweg. Auf zwei kniehohen schwarzen Rollwagen der Wiener Bestattung werden die Särge von Otto Habsburg und seiner im Vorjahr verstorbenen Frau Regina einmal rund um die Basilika von Mariazell geschoben. Familienmitglieder führen den Trauerzug an. Lautes Glockgeläute füllt den wolkenlosen Himmel über dem obersteirischen Wallfahrtsort.
Zuvor war es auf dem Platz vor dem Hauptportal zur Zusammenführung der beiden Särge gekommen. Regina war nach ihrem Tod im Februar 2010 vorübergehend in der Veste Heldburg beigesetzt gewesen. Seinen letzten Pilgerweg zur Gnadenmutter absolviert das Paar gemeinsam. Mit diesem symbolischen Akt, der die tiefe Verbundenheit der Habsburger mit dem Wallfahrtsort zeigt, begannen gestern, Dienstag, die Trauerfeierlichkeiten für Otto Habsburg in Österreich.
Bis kurz vor Beginn ist noch wenig vom offiziellen Zeremoniell zu merken. Die Polizei spricht von einem „normalen Besucheraufkommen“, in den gut besuchten Gastgärten rund um den Hauptplatz sonnen sich Besucher. Gleich neben dem Altar mit der Gnadenstatue steht ein mit Trauerflor eingerahmtes Foto von Otto und Regina Habsburg, ein weiteres Bild ist rechts neben dem Hochaltar aufgestellt. Gleich daneben der mit rotem Samt bezogene Stuhl, auf dem Kardinal Christoph Schönborn heute, Mittwoch, ab 14 Uhr das Requiem als offizieller Vertreter des Papstes mitfeiern wird. Geleitet wird der Trauergottesdienst vom steirischen Diözesanbischof Egon Kapellari.
Bis Mitternacht wird schon am Tag davor Totenwache bei den aufgebahrten Särgen gehalten. Mit dabei auch Abordnungen zahlreicher militärischer Traditionsverbände aus Österreich und Ungarn. „Eine ehrenvolle Aufgabe“, sagt ein 50-jähriger Wiener, der eine blaue Uniform eines k&k-Dragonerregiments trägt. „Für mich wird er zeitlebens mein Kaiser sein“, sagt er. „Für mich mein König“, ergänzt der danebenstehende Vertreter des ungarischen Husarenverbands. Für beide geht an diesem Tag „keine Ära zu Ende“, vielmehr glauben sie, dass das republikanische System untergehen werde. „Nicht aus politischen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen“, sagt der Dragoner und konkretisiert: „Wir leben in einer Parallelwelt, die von der republikanischen Politik verdrängt wird.“
In der Runde erinnert man sich an persönliche Treffen mit Otto. Als „Dankeschön für die Leistungen des Hauses Habsburg für unser Land“ will ein aus Oberösterreich angereister Dragoner-Vertreter sein Engagement an diesem Tag verstanden wissen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2011)