Eines will der deutsche Dirigent Christian Thielemann gar nicht: funktionieren. Weder lässt er sich vom heutigen Musikbetrieb verplanen noch Regisseure auf die Besetzung Einfluss nehmen. Dass er mit seiner „Berliner Schnauze nicht immer überall gut ankommt“ und als „Regisseur-Schreck“ gilt, nimmt er – seiner selbst sicher – in Kauf.
Ihre Eltern haben Sie musikalisch von früh an sehr gefördert. „Mach was daraus!“ – gab es diese Erwartungshaltung an Sie?
Christian Thielemann: Nein, überhaupt nicht. Es gab ja immer wieder Mutmaßungen, sie wären so ehrgeizige Eislaufeltern gewesen, weil sie selbst nicht Musiker geworden sind. Das waren sie nicht. Musik zu machen hat mir immer selbst so viel Spaß gemacht. Ich habe jeden Tag geübt bis die Kirchenglocken um sechs Uhr abends geläutet haben. Wenn es draußen schön war, kam manchmal meine Großmutter schon früher zu mir ins Zimmer und sagte: „Nun hör doch mal auf mit dem Üben und setz dich zu uns auf die Terrasse.“ Aber das tat ich nicht. Meine Eltern waren eher erstaunt, wie sehr ich an der Musik dran war. Ich komme nämlich aus einer Kaufmannsfamilie. Als klar war, dass ich Musiker werden will, sagte mein Vater immer wieder: „Kommt da was rein?“ Es war schon klar, dass ich kein Luftikus werden sollte, der irgendjemandem auf der Tasche liegt.