Bestätigungs-Mail als Mittel gegen Abzocke im Internet?

Experten kritisieren Vorstoß des Parlaments.

WIEN (kom). Das Parlament kämpft gegen „Abzockseiten im Internet“. Gemeint sind damit Online-Anbieter, die scheinbar günstige SMS-Pakete, Ahnenforschung oder Gewinnspiele anbieten und fragwürdige Honorare verlangen. Mit den Stimmen aller Fraktionen wird die Regierung „ersucht, auf EU-Ebene dafür einzutreten, dass ein online abgeschlossener Vertrag nur dann gültig wird, wenn dieser Vertragsabschluss mit einem Extra-Mail durch den Internetuser bestätigt wird“. Damit könne, so hoffen die Parlamentarier, diesem auf „Abzocke“ und Einschüchterung aufgebauten Geschäftsmodell die Grundlage entzogen werden.

Obwohl derlei unbewusst geschlossene Verträge als Rechtsgrundlage schwach sind, haben ahnungslose Nutzer (oder ihre Eltern) oft Angst und zahlen nach den ersten Mahnbriefen. Damit Verbraucher künftig zusätzlich gewarnt werden, sollen sie zur Bestätigung durch ein eigenes Mail aufgefordert werden (was allerdings ihrer Vertragserklärung erst recht Gewicht gibt).

Experten des Europäischen Zentrums für E-Commerce und Internetrecht warnen nun vor den Konsequenzen einer solchen Regelung. Für das Zustandekommen eines Vertrages ein Bestätigungs-E-Mail zu verlangen, würde dem E-Commerce nahezu einen Todesstoß versetzen. „Bis der potenzielle Kunde die Bestellungs-Bestätigung per Mail erhalten hat, vergehen in der Regel einige Minuten“, meint Lukas Feiler, Vizedirektor des E-Centers. Der Prozentsatz derer, die dann noch daran denken, eine Bestätigung zu versenden, werde gering sein. Feiler befürwortet Maßnahmen gegen die Internet-Abzocke, hielte aber Verwaltungsstrafdrohungen gegen unseriöse Praktiken für sinnvoller. Natürlich könnten die Anbieter leicht in andere Länder ausweichen. Feiler zufolge gelte Österreich zurzeit aber als eine Art sicherer Hafen. „Ein bisschen schwerer könnte man es den Anbietern schon machen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2008)

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