Reich, extravagant, erfolgreich: Oracle-Chef Ellison tritt ab

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FILE USA ORACLE (c) APA/EPA/JOHN G. MABANGLO
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Der 70-jährige Multimilliardär gibt die Führung des von ihm gründeten IT-Riesen ab. Geld für seine teuren Hobbys bleibt ihm genug.

San Francisco. Was er sich selbst zum 70. Geburtstag, den er am 17. August feierte, schenkte, ist nicht bekannt. Eine neue Jacht oder eine weitere Villa? Von Bescheidenheit hält Larry Ellison nämlich nicht viel. Für einen Knalleffekt hat der immer salopp-jugendlich auftretende Milliardär jedenfalls jetzt gesorgt: Er gibt nach fast 40 Jahren die Führung des von ihm 1977 gegründeten Softwarekonzerns Oracle ab und wechselt an die Spitze des Verwaltungsrats. An seine Stelle treten Safra Catz und Mark Hurd, die bisher als Nummer zwei fungiert haben.

Über den Grund des Abschieds, der überraschend kam, weil Ellison alles andere denn amtsmüde wirkte, ist nichts bekannt. Ellison meinte, nach seinem Rückzug werde sich an Oracles Strategie nichts ändern. Er werde weiter für Oracle arbeiten und bleibe mit 25 Prozent größter Aktionär. Das bekräftigte auch Catz. Sie ist mit Meg Whitman (HP) und Ginni Rometty (IBM) nun die dritte Frau an der Spitze eines IT-Riesen.

Mit Ellison verabschiedet sich einer der letzten Gründer und Selfmademen der amerikanischen IT-Industrie aus dem operativen Geschäft. Ellison stammt aus bescheidensten New Yorker Verhältnissen und tingelte nach einem abgebrochenen Mathematikstudium durch mehrere Computerfirmen, bis er 1977 mit einem Stammkapital von nur 2000 Dollar mit seinen Freunden und Arbeitskollegen Ed Oates und Bob Miner die Software Development Laboratories gründete – den Vorgänger von Oracle. Die Spezialität waren von Anfang an Datenbankensysteme mit hoher Speicherleistung.

Ellison machte die Firma zu einem internationalen IT-Riesen, der an der Börse rund 180 Mrd. Dollar wert ist. Dabei ging er mit den eigenen Leuten und der Konkurrenz nicht zimperlich um. In seiner Biografie mit dem Titel „Der Unterschied zwischen Gott und Larry Ellison“ heißt es, dieser bestehe darin, dass Gott sich nicht für Ellison halte.

Zuletzt machten hohe Kosten auf dem Weg ins Cloud-Geschäft dem Konzern zu schaffen. Außerdem entwickelte sich die Übernahme des Server-Spezialisten Sun Microsystems für Oracle zu einem teuren Unterfangen. Im abgelaufenen Quartal stieg der Umsatz um drei Prozent auf 8,6 Mrd. Dollar, der Gewinn stagnierte bei 2,2 Mrd. Dollar.

Hand in Hand mit dem Aufstieg des Konzerns wuchs auch Ellisons Vermögen: Mit 52 Mrd. Dollar wird er auf der „Forbes“-Liste der reichsten Menschen auf Platz fünf geführt. Anders als Milliardäre wie Bill Gates oder Warren Buffett pflegt Ellison einen extravaganten Lebensstil, den er gern zur Schau stellt. Seine 138 Meter lange Jacht Rising Sun, die er nun gegen die kleinere, wendigere Musashi tauschte, wurde auf 270 Mio. Dollar geschätzt. Schiffe sind überhaupt die große Obsession Ellisons, der auch die Insel Lanai auf Hawaii besitzt: Er scheute keine Kosten, um die begehrte Segeltrophäe America's Cup zu gewinnen. Das gelang ihm 2010 und 2013. Sportliche Fairness wurde ihm allerdings nicht attestiert. (eid/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2014)

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