Chef-Aufseher: Nicht alle Banken werden Stresstest bestehen

EBA chairman Enria
EBA chairman Enria REUTERS
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Die EZB übernimmt am 4. November mit 1000 Mitarbeiter die Oberaufsicht über 120 Bankengruppen in der Währungsunion.

Den EZB-Stresstest werden nach Einschätzung des Chefs der europäischen Bankenaufsicht EBA nicht alle großen europäischen Kreditinstitute bestehen "Es wird Banken geben, die durchfallen", sagte EBA-Chef Andrea Enria am Dienstag am Rande einer Regulierer-Konferenz in Wien.

Aus EBA-Sicht solle aber nicht die Zahl der durchgefallenen Institute im Vordergrund stehen. "Wir hoffen, es gibt mehr Analyse und nicht nur den eingeschränkten Blick, wer durchfällt", sagte Enria am Dienstag am Rande der FMA-Aufsichtsbehörde. Es werde wohl Banken geben, die scheitern, aber der entscheidende Punkt sei, wie viel Veränderung durch den Stresstest ausgelöst wurde, wie der Test schon das System verändert habe. In der Vorbereitung auf diese Prüfung sei bereits eine massive Anpassung erfolgt, versicherte Enria.

Raum für Analysen werde auch gegeben sein: Immerhin werden pro Bank bis zu 12.000 Daten veröffentlicht, so viel wie noch nie zuvor. Die US-Aufsicht veröffentliche lediglich 19 Daten zu den von ihr geprüften Instituten. Und Enria fügt einen weiteren Vergleich hinzu: Die zwanzig größten Banken in den USA und der EU hatten Ende 2008, also vor Ausbruch der Finanzkrise, etwa gleich viel Kapital. Inzwischen haben die US-Institute ihr Kapital um 36 Prozent aufgestockt, die EU-Banken aber um 45 Prozent. In Europa sei die Aufnahme von Kapital zwar später erfolgt, aber "jetzt sind wir in einer viel besseren Position", meint Enria.

Schelling denkt über Optimierung nach

Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling ließ leise Zweifel an der gemeinsamen Aufsicht von EZB und nationalen Behörde anklingen. Man sollte da Kritikern gehör schenken, meint er, das sei der Preis dafür, dass es weiter nationale Behörden gibt: "Wir werden in einen Optimierungsprozess hineingehen müssen". Nachdem er Unternehmer sei, stelle er sich die Frage: "Wenn Geschäft wegfällt, was tun wir dann?", konkret "wie stellen wir die Aufsicht neu auf". Dies sei "kein Angriff auf die von mir sehr geschätzte Finanzmarktaufsicht", aber "nachdenken werden wir ja wohl dürfen". Im Übrigen sollten die FMA-Vorstände an der Qualität ihrer Arbeit gemessen werden und nicht daran, ob sie in der Öffentlichkeit beliebt sind.

Den Tag der Ergebnisse für den Banken-Stresstest erwarten "nicht nur ich, sondern auch einige von Ihnen mit gemischten Gefühlen", so der Minister an seine Zuhörer bei der FMA-Aufsichtskonferenz. In Österreich prüft die EZB direkt 8 Banken, die Bank Austria gilt in dieser Zählung nicht, sie wird in Frankfurt als italienische Bank geführt.

Schelling wünscht sich einen einheitlichen Abwicklungsmechanismus, damit Banken möglichst ohne Belastung des Steuerzahlers aus dem Markt ausscheiden können. Eigene Wege gehen ist in der EU nicht so einfach, weiß Schelling aus eigener Bankenerfahrung. "Die Behörden auf EU-Ebene sind unerbittlich. Die meinen das ernst, wenn sie mit uns einen Vertrag abschließen" erinnerte er. Die Behörde für die Abwicklung in Österreich ist die FMA, das stehe fest.

1000 Mitarbeiter bei EZB-Aufsicht

Die Europäische Zentralbank (EZB) übernimmt am 4. November die Oberaufsicht über die Finanzinstitute in der Währungsunion. Um vor unentdeckten Altlasten gefeit zu sein, prüft sie gemeinsam mit den nationalen Aufsehern und der EU-Bankenaufsicht EBA seit Monaten die 130 bedeutendsten Banken auf Herz und Nieren. Die Ergebnisse des Gesundheitschecks der Branche sollen Insidern zufolge am 26. Oktober veröffentlicht werden.

Die EZB-Aufsicht wird im Endausbau etwas über 1000 Mitarbeiter haben. Sie beaufsichtigt direkt 120 Bankengruppen mit 1.200 Einzelbanken und damit in Summe 83 Prozent der Bankaktiva der Eurozone, so Lautenschläger. Mittelbar über die nationalen Aufseher übernimmt sie aber die Aufsicht über alle Banken der Eurozone. Die dauerhafte Aufsicht ist zu unterscheiden vom aktuell laufenden Stresstest, dem 131 Finanzinstitute unterzogen werden.

(APA/Reuters)

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