Im Südwesten Mexikos suchen nun 10.000 Bundespolizisten nach den Ende September verschwundenen 43 entführten Studenten.
Die mexikanische Regierung sucht mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften nach den vor mehr als einem Monat verschleppten Studenten. Insgesamt fahndeten im Teilstaat Guerrero im Südwesten des Landes rund 10.000 Bundespolizisten nach den Vermissten, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstagabend (Ortszeit) mit. Im Einsatz seien Helikopter, Drohnen, Taucher sowie Hunde- und Pferdestaffeln.
Die 43 Studenten waren am 26. September in der Stadt Iguala von Polizisten verschleppt und später vermutlich Mitgliedern der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" übergeben worden. Den Einsatz gegen die jungen Leute soll Bürgermeister Jose Luis Abarca angeordnet haben.
Nach dem mutmaßlichen Drahtzieher der Tat wird mittlerweile auf der ganzen Welt gefahndet. Die internationale Polizeibehörde Interpol sei in die Suche nach Abarca eingeschaltet worden, sagte der Chefermittler der Generalstaatsanwaltschaft, Tomas Zeron.
Polizist gestorben - keine näheren Angaben
Der Fall hat ein Schlaglicht auf die engen Verbindungen zwischen Politikern, Polizisten und Verbrechern in Mexiko geworfen: Bürgermeister Abarca soll das harte Vorgehen gegen die Studenten angeordnet haben, offenbar um zu verhindern, dass sie eine Rede seiner Frau stören. Diese gilt wiederum als führendes Mitglied der Guerreros Unidos.
Bei der Suche nach den Studenten nahe der Ortschaft Cocula kam bisher ein Bundespolizist ums Leben. Nähere Angaben zum Tod des Beamten machte Regierungssprecher Eduardo Sanchez zunächst nicht.
Bisher seien auf der Mülldeponie, zu der Verdächtige die Ermittler geführt hatten, keine menschlichen Überreste entdeckt worden, sagte Zeron. Nahe Iguala fanden die Ermittler bereits 38 Leichen. Bei ihnen handelt es sich ersten Untersuchungsergebnissen zufolge allerdings nicht um die Vermissten.
Innenminister: "Schwierige Situation"
Innenminister Miguel Angel Osorio Chong räumte ein, dass das Verschwinden der jungen Leute die Regierung von Präsident Enrique Pena Nieto in eine unangenehme Lage bringe. "Wir sind wirklich in einer schwierigen Situation. Wir müssen die Sicherheit in Guerrero gewährleisten und dafür sorgen, dass solche bedauerlichen Ereignisse nicht wieder vorkommen", sagte er.
Am Vortag hatten Angehörige der Vermissten der Regierung ihr Misstrauen ausgesprochen. "Der Staat tut angeblich alles, aber wir haben nichts", sagte der Sprecher der Familien, Felipe de la Cruz, nach einem Treffen mit dem Staatschef. "Wir glauben den Worten des Präsidenten nicht, solange er uns die 43 nicht lebend zurückbringt."
Unterdessen erhoben in Washington vor der Interamerikanischen Menschenrechtskommission mehrere Organisationen schwere Vorwürfe gegen die mexikanische Regierung. In dem Land herrsche weitgehend Straffreiheit, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Gruppen. Ihren Daten zufolge bleiben in Mexiko 98 Prozent aller Verbrechen ungesühnt.
(APA/dpa)