Fall Bakary J.: Verleumdungsanzeige eingebracht

Ein Bild von Bakary J.
Ein Bild von Bakary J.APA
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Der Anwalt des ehemaligen Schubhäftlings Bakary J. hat Anzeige gegen drei Ex-Polizisten eingebracht, die um eine Wiederaufnahme des Verfahrens kämpfen.

Der Anwalt von Bakary J. hat diese Woche Verleumdungsanzeige gegen drei Polizisten eingebracht, die nach einer rechtskräftigen Verurteilung um eine Wiederaufnahme des Verfahrens kämpfen. "Der Tatbestand ist für mich erfüllt", bestätigte Anwalt Nikolaus Rast einen Bericht des "Kurier".

Vier Wega-Beamte wurden seinerzeit wegen Quälens des damaligen Schubhäftlings Bakary J. rechtskräftig verurteilt, drei von ihnen wollen nun das Verfahren neu aufrollen. Die ehemaligen Beamten haben ihre nach dem Fall im April 2006 abgelegten Geständnisse widerrufen. Zu diesen seien sie von ihrem Dienstgeber gedrängt worden, weil ihnen signalisiert worden sei, dass sie im Gegenzug mit milden Sanktionen davonkommen würden und ihre Jobs behalten könnten.

Die ehemaligen Polizisten streiten damit ab, Bakary J. die Verletzungen zugefügt zu haben. Sie behaupten, der Asylwerber hätte, was die Entstehung seiner schweren Verletzungen betreffe, offensichtlich die Unwahrheit gesagt. Das hat nun Anwalt Rast nun zur Anzeige gebracht.

In Lagerhalle gefoltert

Der gebürtige Gambier Bakary J. hatte sich seiner Abschiebung widersetzt und im Flugzeug, das ihn am 7. April 2006 zurück in seine Heimat bringen sollte, derartig heftig gewehrt, dass der Pilot die Maschine nicht startete. Am Rückweg nach Wien steuerten die Wega-Beamten mit dem Gefangenen eine - mittlerweile abgerissene - Lagerhalle auf der Brigittenauer Lände an, wo der damals 32 Jahre alte Mann den gerichtlichen Feststellungen zufolge von drei Polizisten gefoltert und schwer verletzt wurde, während ein vierter Beamter vor der Halle Schmiere stand.

Der Amtsarzt, der Bakary J. unmittelbar nach den erlittenen Misshandlungen untersucht hatte, soll nun behaupten, dass zum Zeitpunkt seiner Begutachtung das rechte Auge des Mannes nicht derart stark angeschwollen war, wie es auf einem am darauf folgenden Tag angefertigten Foto zu sehen war, das medial verbreitet wurden (siehe oben). Er könne sich "mit meinem medizinischen Wissen nicht vorstellen, wie es nach weiteren 24 Stunden zu einer massiven Verstärkung der Schwellung gekommen sein kann", zitiert die "Krone" den Mediziner Mitte Oktober.

(APA)

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