Ex-Landeschef Dörfler: "Ich leide mit Kärnten"

Kärntens Ex-Landeshauptmann Gerhard Dörfler
Kärntens Ex-Landeshauptmann Gerhard Dörfler Die Presse
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Kein Kärntner habe die Hypo "in Schwierigkeiten gebracht", sagt Dörfler. Über Finanzminister Schelling ist er "empört", Kanzler Faymann wirft er vor, nur zur "Fotosafari" ins südlichste Bundesland zu kommen.

Kärntens Altlandeshauptmann Gerhard Dörfler (FPÖ, BZÖ, später FPK) feiert am Freitag seinen 60. Geburtstag. Vorab sagte er zur jetzigen Situation im südlichsten Bundesland: "Ich leide mit diesem Land." Wäre er noch Regierungschef, würde er es im Umgang mit der Bundesregierung jedenfalls "ganz anders machen".

Er sei empört darüber, dass Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) das Hypo-Desaster als "Blitzableiter in Richtung Kärnten" gelenkt habe, als Ablenkung vom Hypo-Untersuchungsausschuss im Parlament, sagte der Freiheitliche. Er sei sich sicher, dass bei dem U-Ausschuss noch "einiges herauskommen" werde, was den Parteifreunden Schellings noch große Probleme bereiten werde. Das wochenlange Hinhalten Kärntens sei als Ablenkungsmanöver "leicht durchschaubar", konstatierte Dörfler.

"Faymann kommt zur Fotosafari"

Schelling strafe damit eindeutig die Falschen, denn "kein Kärntner hat die Bank in Schwierigkeiten gebracht, kein Kärntner hat sie von den Bayern wieder zurückgenommen". Schelling habe mit seiner Taktik und dem "Vorführen" der Landesregierung dem Land Kärnten schweren Schaden zugefügt. Dörfler: "Da wurden Arbeitsplätze zerstört, keiner hat mehr den Mut, in diesem Land zu investieren." Kritik kommt auch an Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ): "Der schaut zu, und dann kommt er zu einer Fotosafari nach Kärnten, statt den Finanzminister in die Schranken zu weisen."

Er hätte als Regierungschef jedenfalls anders agiert. Dörfler: "Statt in Wien einen verunglückten Luxuslimousinen-Autocorso zu veranstalten, wäre ich mit einer Hundertschaft von arbeitslosen Kärntnern nach Wien gefahren und hätte Faymann und Schelling die wahren Probleme der Kärntner aufgezeigt, denn es kann nicht sein, dass Milliarden für Griechenland durchgewunken werden, und Kärnten gepiesackt wird." Dörfler spielte damit auf den Besuch der Landesregierung in Wien an, zu dem die Regierungsmitglieder mit ihren Dienstautos angereist waren.

"Könnte einiges sagen über das Hypo-Trauerspiel"

Verwundert zeigte sich Dörfler, der derzeit für die FPÖ im Bundesrat sitzt (noch im Februar 2012 hatte er für die Abschaffung dieser Institution plädiert, Anm.), über die Tatsache, dass er vom Hypo-U-Ausschuss des Parlaments nicht als Zeuge geladen worden sei. "Ich könnte einiges sagen über das Hypo-Trauerspiel, aber man hat mich nicht eingeladen, darüber war ich schon überrascht." Er werde aber schon noch etwas dazu zu sagen haben, denn "beim Thema Verstaatlichung wird man im Ausschuss an mir nicht vorbei können".

Über den derzeitigen Zustand der Freiheitlichen in Kärnten wollte Dörfler sich nicht äußern: "Das soll die Partei selbst beurteilen." Es sei aber durchaus zu erwarten, dass die Partei bei der nächsten Landtagswahl wieder deutlich besser abschneiden werde, nachdem die jetzige Regierung viele Fehlentscheidungen treffe. Der Blick auf die Bundesebene und die bevorstehende Landtagswahl in der Steiermark zeige jedenfalls einen "Trend in Richtung Blau".

Rückzug in die "dritte politische Reihe"

Gefragt, was seine größten Erfolge in seiner Zeit als Regierungschef in Kärnten gewesen sind, nannte Dörfler zum einen die Lösung der Frage der zweisprachigen Ortstafeln. "Das war eine Befriedung nach innen, ich wollte nicht, dass man ins Jahr 1972 (Jahr des sogenannten Ortstafelsturms, Anm.) zurückkehrt." Deshalb sei es ihm auch so wichtig gewesen, die Sache der Bevölkerung "nicht aufs Auge zu drücken", sondern die Menschen mitzunehmen. Aus diesem Grund habe es zahlreiche begleitende Veranstaltungen gegeben: "Ich wollte auf keinen Fall, dass es wieder Schmieraktionen oder ausgerissene Ortstafeln gibt."

Sein zweiter großer Erfolg sei es gewesen, die Koralmbahn in Brüssel als Teil der baltisch-adriatischen-Achse durchzusetzen und dafür auch EU-Förderungen in hohem Ausmaß zugesagt zu erhalten. "Das ist ein Zukunftsprojekt, für das ich x-mal nach Brüssel gepilgert bin." Und gerade beim derzeitigen Stillstand im Land zeige sich, dass die ÖBB-Baustellen bei der Koralmbahn als einer der wenigen Bereiche voll in Betrieb sei und damit auch Arbeitsplätze sichere. Dörfler: "Was für ein Zukunftsprojekt das ist, sieht man auch daran, dass zum Beispiel China jetzt zwei neue Seidenstraßen bauen will, und jene zu Wasser endet in Venedig, und damit am Anschlusspunkt der Koralmbahn."

Persönlich gehe es ihm seit seinem Rückzug "in die dritte politische Reihe" sehr gut. Er habe Zeit für seine Familie, seinen Enkel, seine Freunde, das seien alles Dinge, die in den zwölf Jahren davor zu kurz gekommen seien. Er habe jetzt auch wieder die Zeit, Sport zu betreiben, "das ist schon eine neue Qualität, die man vergessen hat". Seine Zeit als Landesrat und dann als Landeshauptmann möchte er aber trotzdem nicht missen.

(Michael Walcher/APA)

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