Der Ferrari des Chefs

Kolumne "Führungsfehler". Was sein Marketingbudget anbelangte, war Ebert pingelig. Es war knapp, knapper mit jedem Jahr. Aber Ebert verstand sich darauf, das Beste daraus zu machen.

Eines Tages erlebte er eine Überraschung. 3000 Euro waren in seinem Budget verbucht, für vier Rennreifen. Rennreifen? Ebert konnte damit nichts anfangen. Rennreifen um 3000 Euro?

Sofort klopfte er bei der Finanzabteilung an. Eine Fehlbuchung, hielt er dem Finanzchef den Beleg unter die Nase. Der schüttelte den Kopf. „Es stimmt“, sagte er, „Ferrari-Rennreifen kosten so viel.“ „Ferrari-Rennreifen? Ich habe keine bestellt?“ „Du nicht“, antwortete der Finanzmann, „aber der Chef.“ Der sei einem Club beigetreten, der Ferrari-Fahrern Zugang zu den Rennstrecken Europas gewährte. Dort konnte sie ihre Boliden so richtig ausfahren.

„Warum um alles in der Welt soll ich das bezahlen?“, brauster Ebert auf. „Weil der Chef das Firmenlogo auf seinen Ferrari gepickt hat“, erklärte der Finanzmann: „Eh nur ganz klein. Damit ist es Werbung.“ Eberts Gesicht wechselte die Farbe. Er wusste, gegen den Chef war er machtlos. 3000 Euro, die taten richtig weh. Wo sollte er sie einsparen?

Resigniert wandte er sich zum Gehen. „Ach ja“, hielt ihn der Finanzmann zurück, „der Chef lässt dir ausrichten, es hat ihm gut gefallen. Er wird das jetzt öfter machen.“

Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.