VW ist größter Autokonzern der Welt

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Die Verkäufe in der Industrie sinken, doch Volkswagen verliert weniger als Toyota und ist damit zum ersten Mal größter Autokonzern der Welt. Gut verdient hat Ford.

Wien. Volkswagen hat erstmals die Krone des absatzstärksten Autobauers der Welt erobert. Grund dafür ist die Schwäche des Erzrivalen Toyota: Der japanische Konzern verkaufte im ersten Halbjahr 2015 rund 5,02 Millionen Fahrzeuge, wie er am Dienstag mitteilte. Das entspricht einem Minus von 1,5Prozent. Vor allem der Kleinwagenhersteller Daihatsu schwächelte.

Volkswagen hatte dagegen von Jänner bis Juni 5,04 Millionen Fahrzeuge an Kunden übergeben. Die Wolfsburger konnten damit den Absatzrückgang auf 0,5Prozent begrenzen. Das reichte, um an die Weltspitze zu rücken. Nummer drei blieb General Motors (GM). Der Autobauer aus Detroit verkaufte rund 4,8 Millionen Autos.

Der Spitzenplatz von VW kommt nicht überraschend. Analysten hatten bereits damit gerechnet, dass die Wolfsburger Toyota beim Absatz überholen könnten. Denn der bisherige Weltmarktführer hatte selbst niedrigere Verkaufszahlen erwartet. Grund ist eine schwächere Pkw-Nachfrage auf dem Heimatmarkt Japan und in Südostasien, wo Toyota Platzhirsch ist. Stark ist der Konzern auch in Nordamerika. Volkswagen versucht dort seit Jahren, sich aus seiner Nischenrolle zu befreien.

Stärker im Fokus des Markts als die Absatzzahlen steht indes die Gewinnentwicklung, bei der Profitabilität hatte Toyota zuletzt immer die Nase vorn. Volkswagen gibt heute, Mittwoch, Einblick in seine Bilanz für das erste Halbjahr. Dann dürfte auch klar werden, in welche Richtung die Reise für den in den vergangenen Monaten von Machtkämpfen erschütterten Hersteller auf dem wichtigen chinesischen Markt geht. Dort verkauft der Zwölf-Marken-Konzern (darunter Audi, Porsche, Lamborghini) mehr als ein Drittel aller Autos und fährt einen großen Teil seiner Gewinne ein. Zuletzt brachten die Wolfsburger in Fernost allerdings weniger Fahrzeuge an die Kunden.

Doch auch Toyota steht in der Volksrepublik unter Druck: Insidern zufolge wollen die Japaner dort den Bau einer Fabrik für ihre Luxusmarke Lexus verschieben. Das jahrelang rasante Wachstum des chinesischen Marktes hatte sich zuletzt stark abgekühlt (siehe dazu auch Seite13), darunter leiden zahlreiche Autohersteller. VW war in den 1980er-Jahren einer der ersten westlichen Autokonzerne gewesen, die in China an den Start gegangen waren.

Schon im vergangenen Jahr hatten sich Volkswagen und Toyota ein knappes Rennen um die Spitze geliefert. Volkswagen verkaufte 2014 insgesamt 10,14 Millionen Autos, Toyota 10,23 Millionen.

Toyota hatte 2008 den Platz an der Spitze erobert und den US-Hersteller General Motors damit nach mehr als 70 Jahren auf den zweiten Platz verwiesen. Wegen des Tsunamis im Jahr 2011 musste Toyota den ersten Platz wieder an GM abgeben, holte sich ihn 2012 aber zurück.

Ford verdient in Nordamerika

Gut läuft es auch für Ford, das dank neuer Verkaufsrekorde in Nordamerika im zweiten Quartal überraschend viel verdiente. Der Überschuss kletterte um 44Prozent auf 1,9 Mrd. Dollar (1,7 Mrd. Euro), wie der zweitgrößte US-Autobauer nach General Motors in der Nacht auf Mittwoch mitteilte. Der Umsatz lag bei 37,3 Mrd. Dollar und damit ebenfalls über den Erwartungen.

„Wir sind zuversichtlich, dass das zweite Halbjahr noch stärker wird“, sagte Konzernchef Mark Fields. Das Unternehmen bekräftigte, im Gesamtjahr vor Steuern 8,5 bis 9,5 Mrd. Dollar verdienen zu wollen. Im Europa-Geschäft läuft es allerdings weiterhin nicht rund. Hier fiel der Umsatz – vor allem wegen des starken Dollar – im abgelaufenen Quartal um 14Prozent. Vor Steuern gab es noch ein Minus von 14 Mio. Dollar. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2015)

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