OÖ: Wertekodex für Schulen doch ohne Brauchtumspflege

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Ein Kompass mit sieben Themen soll den Lehrern in Oberösterreich als Orientierungshilfe für die Werte dienen, die sie den Schülern vermitteln sollen.

Den mit Spannung erwarteten Wertekodex für oberösterreichische Schulen und Kindergärten hat am Montag der stellvertretende Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) präsentiert. Geworden ist daraus ein unverbindlicher Wertekodex, der als Orientierungshilfe für Pädagogen gedacht ist. Vorhaben wie Brauchtumspflege oder Stärkung des christlichen Fundaments sind nicht explizit darin aufgenommen worden.

Die Notwendigkeit, einen Leitfaden zur Wertevermittlung Lehrern und Kindergärtnerinnen an die Hand zu geben, erklärte Stelzer damit, dass die Klassen und Gruppen immer "bunter und vielfältiger" werden. Konkret sind mit diesem Schuljahr in Oberösterreich 2000 Flüchtlingskinder in die Pflichtschulen gekommen, mit knapp 700 rechnet er im kommenden. Mithilfe des Kompasses sollen die Pädagogen Unterrichtsmaterialien zur Wertevermittlung entwickeln.

Gleichberechtigung und Rechtsstaat

Die neue Broschüre ist in sieben Themengebiete gegliedert: Humanistisches Menschenbild, Gleichberechtigung aller Menschen vor dem Gesetz, persönliche Freiheit und Verantwortung, Mündigkeit und Demokratie, Rechtssicherheit und Rechtsstaat, Bildungsbereitschaft und kulturelle Begegnung sowie Mensch und Natur. Auch wenn dies "alles nichts Neues" sei, ging es hier um eine "Klarstellung in kompakter Form", meinte Stelzer. Federführend bei diesem Projekt war der Direktor des Linzer Peuerbach Gymnasiums, Christian Schacherreiter. Er hat auch die einzelnen Punkte ausformuliert.

Vor allem an Neuen Mittelschule sieht der Direktor Bedarf für diesen Wertekompass, wie er dem Feedback von Lehrern entnehme. Weiters geht er davon aus, dass je nach Schulstandort die Themenschwerpunkte variieren werden. Die Entscheidung darüber treffen die Lehrer. "Wir werden bestimmt keine Zusatzkontrolleure ausschicken, die nachschauen", stellte Stelzer klar. In ein bis zwei Jahren werde eruiert, wie das Angebot des Landes angenommen wurde.

Kein Kreuz als Vorgabe

Vorgaben wie, dass in jedem Klassenzimmer ein Kreuz zu hängen habe, sind nicht Inhalt des Kompasses. Dies sei überflüssig, da sie ohnehin auf einer gesetzlichen Grundlage beruhe. "Darüber bin ich auch froh", machte Stelzer keinen Hehl aus seiner Einstellung. Für ihn sei das Kreuz "Ausdruck abendländischer Kultur und keine Belästigung".

Entsprechend "gelungen formuliert" findet er dann auch den Passus zu "Feste und Feiern": Ostern und Weihnachten "sind über ihren religiösen Ursprung hinaus Teil der Alltagskultur geworden. Daher ist jeder/jede eingeladen sie als Ausdruck von Lebensfreude, Mitmenschlichkeit und Hoffnung mitzufeiern, ohne deshalb eigene religiöse Überzeugungen aufzugeben".

Nach der Angelobung der ersten schwarz-blauen Koalition im Herbst des Vorjahres in Oberösterreich wurde gleich eine härtere Gangart im Bildungswesen eingeschlagen. So preschte sie mit der Einführung einer Deutschpflicht in Schulpausen vor und kündigte den Wertekodex an.

SPÖ: Wertekodex nur "Populismus"

Die SPÖ OÖ hat den Wertekompass für Schulen und Kindergärten kritisiert. Es handle sich um "Populismus, damit der Koalitionspartner FPÖ zufriedengestellt wird", meinte Bildungssprecherin Sabine Promberger. Der Infogehalt der Broschüre sei eine "Selbstverständlichkeit", die Pädagogen "viel differenzierter und professioneller" in ihrer Ausbildung lernen.

(APA)

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