VW: Batterien statt Diesel?

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FILES-US-GERMANY-AUTOMOBILE-INVESTIGATION-POLLUTION-VOLKSWAGEN(c) APA/AFP/PAUL J. RICHARDS
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Volkswagen denkt laut über den Bau einer gigantischen Batteriefabrik für Elektroautos nach – und lenkt so von der Abgasaffäre ab.

Wolfsburg. Mitte Juni ist es so weit: Dann will Volkswagen-Chef Matthias Müller die Strategie des Konzerns für die Zeit nach dem Dieselskandal vorstellen. Schon Wochen vorher schickt das Unternehmen über diverse Medien kleine Versuchsballons los, um den geplanten Kurs auf seine Öffentlichkeitstauglichkeit zu testen. Statt neuerdings ungeliebte Dieselautos zu bauen, will der Autokonzern demnach lieber der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen.

Klingt gut. Darüber, wie konkret diese Pläne bereits sind, gibt es allerdings sehr unterschiedliche Wahrnehmungen. Geht es nach dem „Handelsblatt“, stehen die Wolfsburger etwa kurz vor dem Bau einer Gigafactory für Batterien – bisher die große Schwachstelle der Elektromobilität. Die DPA vermutet die neue Fabrik in Salzgitter und schätzt die Investition auf zehn Milliarden Euro.

VW verkauft kaum E-Autos

VW-Vertreter selbst nennen derartige Berichte unterdessen „reine Zukunftsmusik“. Niemand im Unternehmen diskutiere über konkrete Investitionen oder Standorte. Der Bau einer Batteriefabrik hätte allerdings eine gewisse Logik. VW wäre etwa nicht länger von asiatischen Zulieferern abhängig. Und auch der Vorsprung zum US-Elektroautopionier Tesla würde zumindest nicht weiter wachsen. Tesla baut gerade eine große Batteriefabrik in Nevada.

VW sagt zu den Meldungen offiziell wenig – oder wenig Gehaltvolles. Muss der Konzern auch nicht. Hauptsache, Journalisten und Investoren haben etwas anderes zu besprechen als die Abgasmanipulationen, die VW zuletzt eine blutrote Bilanz und Rückstellungen in Milliardenhöhe beschert haben.

Was böte sich da besser an als das Zukunftsthema E-Mobilität? Bis 2018 will VW hier Marktführer sein. Sieben Jahre später soll jeder zehnte VW elektrisch fahren. Und jetzt steht da noch das Batteriewerk im Raum, das sich die deutsche Regierung so sehr wünscht. Doch bis dahin ist es weit: Nur 67.000 der zehn Millionen verkauften VW-Autos fuhren 2015 elektrisch – ein Großteil davon waren Hybridfahrzeuge.

Bevor VW-Chef Müller im Juni seine E-Visionen loswerden darf, wird ihn die Abgasaffäre zumindest noch einmal einholen. Am Dienstag legt der Konzern die Zahlen für das erste Quartal vor. Glorreiche Pläne allein werden den Investoren da nicht genügen. Sie interessiert vor allem eines: Hat VW den Dieselskandal abgeschüttelt, oder fressen Rabattaktionen und Rückstellungen weiter den Gewinn auf? (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.05.2016)

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