Bäume akklimatisieren sich

(c) Clemens Fabry
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Wälder reagieren in ihrem CO2-Haushalt anders auf die Erwärmung, als das in bisherige Modellrechnungen eingegangen ist.

Wie wirkt die Erwärmung auf die Natur? Das ist oft selbst bei so zentralen Spielern wie den Wäldern wenig klar. Die nehmen in der Fotosynthese enorm viel CO2 auf, 123 Milliarden Tonnen Kohlenstoff pro Jahr (UNO-Klimabeirat IPCC), sie geben fast ebenso viel ab, 119 Milliarden, vor allem durch Respiration. Bleiben vier Milliarden, so viel können die Wälder von den zehn Milliarden Tonnen des anthropogenen Kohlenstoffs schlucken.

Doch man fürchtete, dass sich die Bilanz mit der Erwärmung stark verschlechtert, weil Bäume dann viel mehr CO2 ausscheiden. Das tun sie auch, jedoch bei Weitem nicht in dem nach Laborversuchen befürchteten Ausmaß: Bei 3,4 Grad mehr wurden 23 Prozent mehr CO2-Respiration gemessen. Aber Bäume akklimatisieren sich, das bemerkte Peter Reich (University of Minnesota) an einem Wald, den er fünf Jahre lang 3,4 Grad wärmer als die Umgebung hielt (Heizschlangen an den Wurzeln, Heizstrahler über der Erde): Sie erhöhten ihren CO2-Ausstoß nicht um 23, sondern nur um fünf Prozent (Nature 16. 3.).

„Wir wussten, dass Bäume auf Temperaturunterschiede im Lauf des Tages und dem von Jahreszeiten reagieren, aber wir wussten nicht, wie gut sie sich über längere Zeiträume anpassen“, kommentierte Kevin Griffin. „Das muss in Klimamodellen berücksichtigt werden“ (Sciencenow 16. 3.).

Nicht nur das: Bei Emissionsmessungen hat Richard Wehr (University of Arizona) noch etwas korrigiert, was in Modellrechnungen einging: Man vermutete, dass Wälder am warmen Tag mehr CO2respirieren als in der Nacht, und dass die Fotosynthese – also die Aufnahme von CO2 – im Lauf des Jahres schwächer wird. Aber sie scheiden im Frühling/Sommer mehr CO2 in der Kühle der Nacht aus, und im Herbst nehmen ihre alten Blätter nicht weniger CO2 auf (Nature 29. 6.). „Wenn man falsche Vorstellungen davon hat, was Wälder tun, wird man zu falschen Prognosen kommen“, schließt Wehr.

Für Trockenheit gewappnet

Allerdings war sein Experiment in einem Wald des Nordens, das von Reich auch, das brachte Fragen nach der Aussagekraft für Wälder des Südens. Auch die akklimatisieren sich, Ian Robertson (Swansea) hat es in Südafrika bemerkt (Journal of Quaterny Science 31, S. 386): Dort haben sich Bäume für trockenere Zeiten gewappnet: die Effizienz des Wasserverbrauchs um 25 Prozent verbessert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2016)

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