Universität Wien: Juridicum forciert Englisch, Französisch

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Juridicum(c) Michaela Bruckberger
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Ab sofort stehen den Studierenden Wahlfachkörbe für zwei Fremdsprachen offen.

WIEN. Die Wiener Rechtswissenschaftliche Fakultät verstärkt die fremdsprachige juristische Ausbildung. Ab diesem Wintersemester stehen den Studierenden zwei Wahlfachkörbe zur Verfügung, mit denen sie zusätzliche Kompetenzen sowohl in Englisch und Französisch als juristischen Fachsprachen als auch in den fremden Rechtssystemen erwerben können. Die Teilnahme an Wahlfachkörben ist freiwillig und wird mit einem zusätzlichen Diplom belohnt, das die Spezialisierung belegt.

„Es gibt kaum noch ein Berufsbild, wo Sie ganz ohne Rechtsenglisch auskommen“, sagte Zivilrechtsprofessorin Christiana Wendehorst, Koordinatorin des Wahlfachkorbs „International Legal Practice and Language“, vorige Woche bei einer Präsentation im Juridicum. So wie Anwälte dafür gerüstet sein müssten, ausländische Mandanten in Englisch zu beraten, so gehöre es etwa auch zur akademischen Laufbahn, in englischer Sprache zu publizieren.

Neben der Fachsprache sollen in den insgesamt zwölf Semesterwochenstunden auch die allgemeine Fremdsprachenkompetenz, das Diskutieren, Verhandeln, Präsentieren und Formulieren von Verträgen unterrichtet werden. Besonderen Wert legt die Fakultät darauf, die Sprache im rechtlichen Kontext zu vermitteln. Der Wiener Anwalt Franz J. Heidinger etwa, der auch Anglistik und Amerikanistik studiert hat und seit vielen Jahren an der Wiener Jusfakultät Englisch unterrichtet, bietet neben einer Einführung ins US-Rechtssystem alle wichtigen wirtschaftsrechtlichen Gebiete in Englisch an (von geistigem Eigentum bis Rechnungslegung).

„Participate as much as you can“, appellierte David Goulden, ehemaliger Anwalt aus England und mit einer Wienerin verheiratet, an die zahlreichen, stark mehrheitlich weiblichen Zuhörenden. Auch mit seiner Formel „Wyg wyg“ (what you give is what you get) verweist Goulden darauf, dass Spracherwerb nur durch aktive Teilnahme möglich ist.

Die Sprache der Diplomatie

Auch Französisch erfährt eine Aufwertung zum Wahlfachkorb: Bei „Culture juridique francophone européenne et internationale“ geht es den Vortragenden ebenfalls darum, über die Kenntnis fremden Vokabulars das zugrunde liegende Rechtsverständnis zu vermitteln. „Die französische Rechtskultur war immer die Leitkultur in der romanischen Rechtsfamilie“, sagt Studienprogrammleiter Franz-Stephan Meissel, zusammen mit der Völkerrechtlerin Isabelle Buffard Koordinator des französischen Korbs. Meissel will der verbreiteten Fixierung auf den angloamerikanischen Rechtsbereich ein wenig entgegenwirken. In internationalen Organisationen und der Diplomatie habe Französisch noch immer einen Stellenwert als Arbeitssprache.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2009)

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