Getötete Migranten in Tirol laut Obduktion nicht erfroren

Archivbild: Einsatzkräfte an der Unfallstelle im Bahnhof Wörgl
Archivbild: Einsatzkräfte an der Unfallstelle im Bahnhof WörglAPA/ZOOM.TIROL
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Ein Mann und eine Frau wurden beim Entladen eines Güterzuges überrollt. Vermutungen, sie könnten bereits tot gewesen sein, bewahrheiteten sich nicht.

Nach der Flüchtlingstragödie mit zwei Toten am Bahnhof Wörgl in Tirol steht das Ergebnis der Obduktion fest: Es habe sich um keinen Erfrierungstod gehandelt, teilte der Chef des Tiroler Landeskriminalamtes, Walter Pupp, am Montag mit. Die beiden Flüchtlinge, ein Mann und eine Frau, wurden in der Nacht auf Samstag beim Entladen eines Güterzuges der sogenannten Rollenden Landstraße (RoLa) überrollt.

Die Ermittler waren zunächst davon ausgegangen, dass die Flüchtlinge bei der Ankunft im Bahnhof Wörgl aufgrund der Kälte und des eisigen Fahrtwindes bereits erfroren waren. „Die Lkw hatten nämlich rund 15 Minuten vor dem Entladen bereits den Motor angelassen“, sagte ein Beamter. Das sei notwendig, um die Fahrzeuge hydraulisch wieder hochzufahren.

Dass sie beim Starten der Motoren nicht weggelaufen sind bzw. sich in Sicherheit gebracht haben, lasse vermuten, dass sie bewusstlos gewesen sind, so die Annahme, die durch die Obduktion nun widerlegt wurde.

Bei den beiden illegal eingereisten Personen dürfte aber aufgrund der Kälte sehr wohl eine Beeinträchtigung vorgelegen haben, so Pupp. Die genaue Identität der beiden Toten stand weiter nicht fest. Die bei ihnen gefundenen Gegenstände würden untersucht. Die Feststellung der Identitäten dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen und sich schwierig gestalten.

Drittes Opfer schwer verletzt

Der Zustand des dritten Opfers, das ebenfalls überrollt wurde, war am Montag unverändert. Der Mann befand sich weiter in „äußerst kritischem Zustand“, sagte ein Sprecher der Innsbrucker Klinik.

Der Zug der RoLa, die Lkw auf der Schiene transportiert, war Freitagabend um 20.04 Uhr vom Ausgangsbahnhof Verona gestartet und hatte von 22.19 bis 23.46 Uhr am Brenner einen Zwischenstopp eingelegt. Am Zielbahnhof Wörgl kam er am Samstag um kurz nach ein Uhr an. Wo die drei Flüchtlinge, die vermutlich versucht haben, nach Deutschland zu gelangen, auf den Zug gestiegen waren, war vorerst weiter unklar.

Der Entladevorgang wurde gegen 1.30 Uhr gestartet. „Die Lenker hatten die Personen wegen der Dunkelheit nicht bemerkt, obwohl sie zuvor die Keile unter den Fahrzeugen entfernt hatten“, hatte ein Polizist erklärt. Einer der Fahrer musste vom Kriseninterventionsteam betreut werden.

Die Tiroler Polizei hatte seit Freitag Güterzüge in Zusammenarbeit mit den ÖBB in Innsbruck stichprobenartig durchsucht, weil die Tage zuvor wiederholt Flüchtlinge bei Kontrollen in Bayern aufgegriffen worden waren. Der betroffene Zug von Freitagabend war aber nicht darunter.

Angesichts der Tragödie forderte Tirols Landeshauptmann, Günther Platter (ÖVP), am Montag mehr Kontrollen. Damit sich derartige Fälle nicht wiederholen, seien „Kontrollen im Grenzraum Brenner, aber auch in Zügen und an Bahnhöfen notwendig“.

(APA)

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