Brüssel bringt Licht ins Dunkel der Referenzzinsen

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Libor: EU-Kommission schlägt geteilte europäisch-nationale Überwachung wichtiger Benchmarks vor.

Brüssel/La. Für Laien scheint es kaum vorstellbar, dass Finanztransaktionen in Milliardenhöhe auf der Berechnungsgrundlage von Daumen mal Pi getätigt werden können. Bei dem Referenzzinssatz Libor (London Interbank Offer Rate) verhält es sich aber genau so: Die tägliche Schätzung von insgesamt 16 Banken, zu welchen Konditionen sie sich von anderen Instituten Geld leihen können, fungiert als Basis für unzählige andere Wertpapiergeschäfte – etwa für Hypothekarkredite. Ähnlich wichtige Referenzen gibt es in der Eurozone (Euribor) und in Japan (Tibor) – und auch viele Rohstoffindizes funktionieren nach dem Prinzip der freiwilligen Selbstkontrolle.

Nun will die EU-Kommission Licht ins Dunkel der Benchmarks bringen – nicht zuletzt aufgrund der 2012 publizierten Enthüllungen, denen zufolge die beteiligten Banken Libor und Euribor über Jahre zu ihren Gunsten manipuliert hätten. Nach Plänen des für den Binnenmarkt zuständigen Kommissars Michel Barnier sollen jene Referenzwerte, die als kritisch klassifiziert werden (weil sie als Benchmark für Finanzinstrumente von mehr als 500 Mrd. Euro gelten), künftig von einem Kollegium nationaler Finanzmarktaufsichten in Zusammenarbeit mit der europäischen Aufsicht Esma überwacht werden. Ob EU-Parlament und Rat dem Entwurf zustimmen werden, ist allerdings noch offen: Während ein Teil der Europaabgeordneten die Esma als einzigen paneuropäischen Aufseher installieren will, wünscht sich Großbritannien – bzw. der Finanzplatz London – möglichst wenig Einmischung von außen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2013)

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