Wirtschaftskriminalität nimmt zu

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Die Zahl jener, die sich als Opfer von Wirtschaftsdelikten sehen, stieg seit 2011 um drei Prozent. Am häufigsten sind Diebstahl und Betrug bei der Auftragsvergabe.

Wien. Wirtschaftskriminalität hat laut einer Umfrage des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PWC international zugenommen. 37 Prozent der Umfrageteilnehmer – um drei Prozent mehr als 2011 – gaben an, schon Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden zu sein. 25 Prozent waren von Internetkriminalität betroffen.

Das bei Weitem häufigste Delikt ist laut der Umfrage Diebstahl, gefolgt von Betrug bei der Auftragsvergabe, Bestechung und Korruption, Internetkriminalität sowie Bilanzbetrug. Genannt wurden auch Betrug im HR-Bereich, Geldwäsche, Wissens- oder Datenklau sowie Hypotheken- und Steuerbetrug. 20 Prozent der Betroffenen beziffern den Schaden für ihre Organisation mit mehr als einer Million US-Dollar (725.000 Euro), zwei Prozent der Opfer – also 30 Organisationen – sogar mit dem Hundertfachen. Die Umfrageteilnehmer berichten auch über signifikante Kollateralschäden für die Mitarbeitermotivation, den Ruf des Unternehmens und die Geschäftsbeziehungen. Dass die Vorfälle auch den Börsenkurs drücken, glauben aber nur drei Prozent der Befragten.

Starker Anstieg in der Ukraine

Wirtschaftskriminalität ist weltweit verbreitet: In Afrika sehen sich 50 Prozent der Umfrageteilnehmer betroffen, in Nordamerika 41 Prozent, in Osteuropa 39, in Lateinamerika und Westeuropa je 35, im Asien-Pazifik-Raum 32 und im Nahen Osten 21 Prozent. Im Ländervergleich „führt“ Südafrika mit 69 Prozent. Einen besonders großen Anstieg verzeichnen die Ukraine (63 Prozent gegenüber 36 Prozent im Jahr 2011), Russland (60 Prozent im Vergleich zu 37 Prozent 2011), aber auch Australien (57 Prozent jetzt, 47 Prozent 2011). Zahlen über Österreich liegen nicht vor.

Die am stärksten betroffenen Branchen sind Finanzdienstleistungen, Einzelhandel, Verbraucherdienste und Kommunikation. Dort hat fast die Hälfte der Befragten böse Erfahrungen mit Wirtschaftskriminalität gemacht. Finanzdienstleistern machen vor allem Internetkriminalität und Geldwäsche zu schaffen, die drei anderen Bereiche leiden besonders unter Diebstahl. Auch Betriebe aus Tourismus und Freizeitwirtschaft und staatsnahen Bereichen werden oft Opfer von Wirtschaftskriminalität.

Und wer sind die Täter? Laut der Umfrage gehen 56 Prozent der Fälle aufs Konto von Mitarbeitern. Davon wiederum entfallen 20 Prozent auf Personen im höheren Management, 42 Prozent auf das mittlere Management und 34 Prozent auf untergeordnete Positionen. Der typische Wirtschaftsbetrüger ist männlich, mittleren Alters, mit Hochschulabschluss und schon lange im Unternehmen. Fast die Hälfte der Betrügereien wird von Leuten begangen, die sechs oder mehr Jahre im Unternehmen arbeiten, fast ein Drittel der Täter ist drei bis fünf Jahre dabei.

Für den „2014 Global Economic Crime Survey“ wurden 5128 Personen aus 95 Ländern befragt, die meisten aus Organisationen mit über 1000 Mitarbeitern oder börsenotierten Unternehmen. (APA/cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2014)

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