Aufsichtsräte brauchen Professionalisierung

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Aufsichtsräte sind oft nicht unabhängig vom Vorstand. Auch die Qualifikationen könnten besser sein.

Wien. Burgtheater, Hypo Alpe Adria und Libro-Pleite sind nur ein paar Beispiele für Finanzdebakel und Großpleiten der vergangenen Jahre. Wird dann nach Verantwortlichen gesucht, geraten neben den Geschäftsführern oft auch die Aufsichtsräte in ein schiefes Licht. Nicht von ungefähr befasste sich auch die vor Kurzem veröffentlichte Aufsichtsratsstudie des Linde Verlags, „Board Search und GCI Management“, mit Themen wie Kompetenz und Verantwortung.

Rund 300 Unternehmer, Geschäftsleiter und Aufsichtsräte wurden über die geänderte Rolle von Aufsichtsräten befragt. Das Ergebnis war zum Teil ernüchternd: Die Bedeutung der Funktion ist zwar stark gestiegen, eine Professionalisierung wäre aber dringend nötig. Zwar sind die Begriffe Haftung und Verantwortung präsenter als früher, Fachkenntnis und Erfahrung werden als wichtige Qualitätskriterien genannt. Von der tatsächlichen Kompetenz heimischer Aufsichtsräte zeigten sich die Befragten aber weniger überzeugt – die Mehrheit sieht hier Mängel. Vor allem Vorstände und Geschäftsleiter äußerten sich kritisch, die Aufsichtsräte selbst bewerteten die Qualifikationen ihrer Kollegen deutlich besser.

Bezahlung zu niedrig?

Mehr als zwei Drittel der Befragten bemängelten außerdem, Aufsichtsräte seien nicht unabhängig vom Vorstand. Über 50 Prozent sahen Interessenkonflikte als Problem. Auch hier waren Geschäftsleiter kritischer als Aufsichtsräte.

Über die Hälfte der Befragten ist übrigens der Ansicht, dass Aufsichtsräte zu wenig verdienen: Der Durchschnittswert der Bezahlung, die für angemessen gehalten wird, liegt bei knapp 55.000 Euro für ATX- und über 38.000 Euro für andere Unternehmen – und damit laut den Autoren deutlich über dem aktuellen Niveau. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2014)

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