Korruption sei verbreitet, sagen Führungskräfte aus 59 Ländern. Selbst erlebt haben wollen es nur wenige.
Wien. Ein recht gutes Zeugnis in Sachen Korruptionsbekämpfung stellt die 13. „Global Fraud“-Studie von EY (früher: Ernst & Young) den österreichischen Unternehmen aus. Fast neun von zehn der Befragten hätten mittlerweile Antibestechungs- bzw. Antikorruptionsrichtlinien implementiert, und in immerhin 66 Prozent der Betriebe seien bei einem Verstoß Sanktionen vorgesehen, sagt Andreas Frohner, Partner und Leiter der zuständigen Abteilung bei EY Österreich.
96 Prozent der Befragten geben auch an, dass die höchste Führungsebene im Unternehmen klar hinter besagten Richtlinien stehe. Frohner: „Das sind deutlich mehr als im weltweiten Schnitt.“ Jetzt gelte es aber noch, diese Grundsätze in die Praxis umzusetzen.
International gesehen, sind die Umfrageergebnisse alles andere als beruhigend: Befragt wurden 2700 Führungskräfte aus 59 Ländern, fast 40 Prozent gaben an, Bestechung und Korruption seien im eigenen Land weit verbreitet.
Ergebnisse schönrechnen
Allerdings wollen nur sieben Prozent schon einmal selbst zur Zahlung von Bestechungsgeld aufgefordert worden sein. Sechs Prozent halten es für gerechtfertigt, Finanzergebnisse zu schönen, wenn es dem Unternehmen hilft, einen wirtschaftlichen Abschwung zu überstehen. Topmanager aus der Vorstandsebene kümmern sich auch oft zu wenig um das Thema: Sie besuchen recht selten Schulungen über Korruptionsbekämpfung, und nur 30 Prozent wirken an Risikobeurteilungen mit.
Unterschätzt wird auch die Internetkriminalität. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) sieht darin nur ein geringes Risiko für ihr Unternehmen. Am ehesten fürchtet man Hackerangriffe. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2014)