Sorgen wegen neuer Steuergesetze

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Die geplanten Regeln gegen Steuervermeidung betreffen nicht nur Großkonzerne. Auch auf mittelständische Unternehmen kommen Belastungen zu.

Wien. Seit Jahren bemüht sich die OECD, die Steuervermeidung durch ausgeklügelte internationale Konzernkonstrukte zu erschweren. Gewinne sollen dort versteuert werden, wo sie anfallen. Der diesbezügliche Aktionsplan der OECD, der unter dem Kürzel BEPS läuft (Base Erosion and Profit Shifting, Verminderung und Verlagerung von Gewinnen) richtet sich vor allem gegen aggressive Steuerpraktiken multinationaler Konzerne.

Das Wirtschaftsprüfer- und Beraternetzwerk RSM hat nun aber die Auswirkungen auf mittelständische Unternehmen untersucht, die international tätig sind. Und kommt zu dem Schluss, dass auch auf diese gravierende Änderungen und Mehrkosten zukommen. Als Beispiel nennt Stefan Walter, Managing Partner für Österreich, das geplante Verrechnungspreisdokumentationsgesetz, für das kürzlich die Begutachtungsfrist endete. Es konfrontiere Unternehmen, die Umsätze über 50 Millionen oder Provisionserlöse über fünf Millionen Euro erzielen, mit umfangreichen Dokumentationspflichten.

Ziele werden befürwortet

Viele Mittelständler rechnen auch schon mit zusätzlichem Aufwand: Im Auftrag von RSM wurden weltweit 494 Unternehmen befragt, 72 Prozent erwarten erhebliche Kosten für die Erfüllung der neuen Standards (etwa für Umstrukturierungen, die dadurch nötig werden), aber auch eine höhere Steuerlast. 41 Prozent glauben, dass sie künftig um bis zu zehn Prozent mehr Steuern zahlen müssen, 31 Prozent rechnen sogar mit einem Anstieg um mehr als zehn Prozent. Rund drei Viertel zeigen sich zudem verunsichert darüber, was da auf sie zukommt. Mit Recht, denn welche der Empfehlungen umgesetzt werden, ist noch nicht klar.

Trotzdem sprechen sich mehr als zwei Drittel grundsätzlich für globale Steuerstandards aus und meinen, die Regierungen sollten sich bemühen, die von der OECD definierten Ziele zu erreichen. Den Aktionsplan sehen die meisten aber nicht als finale Lösung, sondern eher als „Work in Progress“. Viele glauben nicht, dass sich mit den bis jetzt geplanten Maßnahmen die Ziele verwirklichen lassen und der Wettbewerb dadurch fairer würde. (cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2016)

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